Söhlke, Gerhard - Berlin
Denkschrift 1869

 

 

"Dem Herrn Gerhard Söhlke zum 50jährigen Geschäfts-Jubiläum, am 6. Oktober 1869,   

Hochachtungsvoll gewidmet vom Geschäfts-Personale.

 

Hochverehrter Herr Söhlke!

Der heutige Tag giebt uns eine erfreuliche Gelegenheit, Ihnen die Gefühle und Wünsche darzulegen, welche das fünfzigjährige Bestehen Ihres Geschäfts in uns wach ruft.

Am 6. Oktober 1819 ist dasselbe in bescheidenen Verhältnissen gegründet worden und heute nach fünfzig Jahren steht es so blühend und fest, dass es mit Recht nicht nur zu den ersten industriellen Unternehmungen der Stadt, sondern auch des ganzen Landes gezählt wird. Errichtet in einer Zeit, wo das ganze Europa, von heftigen Stürmen erschüttert, zuerst anfing sich der Segnungen des Friedens zu erfreuen, richtete es sein Augenmerk zunächst auf den kleinsten Kreis, es galt einen Industriezweig einzuführen, der bis dahin nur als ein Nebenzweig betrachtet worden war.

Nach einem Zeitabschnitt von 25 Jahren war das Geschäft bereits derart entwickelt und hatte seinen Ruf in der industriellen Welt so gut gesichert, dass eine bedeutende Vergrößerung dringend nöthig wurde und die Verlegung desselben in die Räumlichkeiten stattfand, die es heute noch, wenn auch in ganz verändertet Form, einnimmt.

Im unausgesetzten Wachsen, im Ausdehnen seiner Beziehungen auf fast alle Theile der civilisierten Welt musste nach Verlauf von weiteren 12 Jahren auch die Erweiterung zur Herstellung des Fabrikats gesucht werden, und so entstand im Jahre 1856 die Petersdorfer Fabrik, die heute wesentlich zur Blüthe des Geschäfts beiträgt.

Und wie sich im Geschäfte und seiner Entwicklung die geistige Seite des Fortschritts der Zeit kundgiebt, so ist auch in dem Leben seines Gründers wie in dem Ihrigen gleichsam die individuelle Seite der Entwicklung ausgesprochen. Nur ein Geist und eine Kraft, wie sie sowohl Ihrem Herrn Vater, dem Gründer, als auch Ihnen, dem jetzigen Inhaber, unserm hochverehrten Herrn,

innewohnen, konnten solche Erfolge erringen und dem schöpferischen Willen, dem intellektuellen Denken, dem Streben der Zeit und ihrem Einflusse gerecht werden, ist es zu danken, dass das ursprünglich kleine Geschäft heute einen Hochachtung gebietenden Rang in der Handels- und Industrie-Welt sich gesichert hat.

Unrecht wäre es, wollte man hierbei die Hülfe der göttlichen Allmacht verkennen. Schützend hat die Hand Gottes über Ihnen geschwebt und Sie glücklich in Freud und Leid geführt. Und wie die Allmacht in der Wirksamkeit Sie leitete, so schenkt sie Ihnen auch ein mildes theilnehmendes Herz für alle Mitmenschen und ließ Sie Ihren Untergebenen wahrhaft Vater sein.

Wir, die wir das Glück haben, heute gleichsam als Vertreter derjenigen dazustehen, die seit fünfzig Jahren in diesem Geschäft thätig waren, legen Ihnen hiermit den Dank aller dieser zu Füßen und wünschen:

Dass wie bisher so immerdar die Allmacht Gottes über dem Geschäft und seinem Inhaber wachen möge, damit noch viele Generationen sich an den Schöpfungen der noch unerreicht dastehenden Firma G. Söhlke erfreuen!

 

Berlin, den 6. Oktober 1869

Christian Deicke"

 

 

 

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