Sandow, Johannes Otto Ernst - Berlin-Schöneberg
   
1895 Johannes Otto Ernst Sandow wir am 28. April 1895 in Berlin-Charlottenburg geboren als Sohn des Formers Johann Julius Sandow (* 25. September 1856 in Nothwendig, Kreis Filehne, Provinz Posen/Preußen; † 24. September 1930 in Berlin-Charlottenburg) und dessen 1. Ehefrau Emilie Friederike Hedwig, geb. Welk (* 17. November 1853 in Magdeburg, Sachsen-Anhalt; † 10. Juli 1911 in Berlin-Charlottenburg).
   
1922 Er ist Stadtbauführer heiratet am 24. Juni 1922 in Berlin-Friedenau die Kanzleisekretärin Lisbeth Meta Erna Schucht (* 20. August 1900 in Halberstadt, Stadtkreis), Tochter des Verwaltungssekretärs August Schucht und dessen Ehefrau Anna, geb. Meyer.
  Das Ehepaar hat die Tochter Ursula Margarete Sandow (* 24. August 1923) und einen Sohn (* 1927).
   
1927 Es werden die ersten Entwürfe zu Zinnfiguren (Buren, Engländer) gezeichnet. Die Gravur der Formen und der Abguß wird durch Paul Schulze in Berlin verwirklicht.
   
     Beispiele Entwurfszeichnungen
   
  In der Zinnfigur 1927, Heft 2, steht im "Fragekasten":
J. Sandow, Berlin-Friedenau, Lauterstraße 20, fragt an: "Welche Sammler würden sich an der Anfertigung neuer Formen für Buren-Artillerie (zunächst Feuerstellung) beteiligen? 3 cm Größe, Entwürfe bereits vorhanden, Kopien werden den Interessenten auf Wunsch zugesandt."
   
  Im Standhaften Zinnsoldat vom 1. Oktober 1927 wird von Joachim Ritter berichtet:
"Burenartillerie. Im Auftrag von Herrn Johannes Sandow, Berlin-Friedenau, sind 12 Typen "Buren-Artillerie zu Fuß in Tätigkeit" erschienen, die eine sehr wertvolle Erweiterung der noch recht spärlichen Zahl ausgesprochener Burentypen darstellen. Die Sammler dieses Gebietes werden darüber gewiß große Freude haben!
Die 12 Typen sind in der Formgebung außerordentlich reichhaltig, ohne daß eine davon besonders aus dem Rahmen fällt. Sie sind in 30-33 mm Größe gehalten, also sowohl für Heinrichsen, als auch für Kiel, gut zu verwenden. Geliefert werden sie in drei Streifen zu je 4 Stück, die ich nachstehend einzeln beschreiben will.
Der erste Streifen enhält drei gewöhnliche Buren, davon zwei in langen Hosen, einen Anführer. Der erste Bure stellt einen "K 3" vor mit dem Richtbaum in beiden Händen. Er ist gerade dabei, dem Geschütz die grobe Richtung zu geben und hat das Gewehr geschultert. Mit langer Hose und schmalkrempigen Burenhut bekleidet, trägt er außerdem über die linke Schulter Patronengurt, in dem die Patronen einzeln untergebracht sind. Der zweite Bure, mit den Schaftstiefeln und ebenfalls Burenhut, ist der Richtkanonier. In geduckter Stellung zielt er gerade. Er hat das Gewehr geschultert und trägt außerdem über die rechte Schulter den Riemen der an der linken Hüfte hängenden Patronentasche und über die linke Schulter einen erbeuteten englischen Patronengurt in der bekannten Art einzelner Täschchen. Die dritte Figur ist der Anführer. Er hat, wie die vorige Type, bartloses Gesicht. Anscheinend ist er der Anführer der ganzen Abteilung und soll einen der übergegangenen, in der Burenarmee so zahlreichen deutschen Offiziere darstellen. Er hat den breitkrempigen, links aufgeschlagenen Hut unserer Schutztruppe auf und hat einen Schleppsäbel, der an der Kette aufgehakt ist. Mit Reitstiefeln und Sporen, Revolvertasche und dem vor der Brust hängenden Feldstecher ist er gut auch als deutscher Schutztruppler zu verwenden. Die Figur, in Ruhe aufrecht stehend, ist deshalb besonders hübsch, weil die linke Hand, die Hutkrempe verlängernd, die Augen gegen die Sonne beschattet, während der rechte Arm, vorgestreckt, aufs Ziel weist. Die letzte Figur dieses Streifens, mit dem langen Putzer fast horizontal vor der Brust, ist ein typischer Bure. Lange Hose, Burenhut, rechtsgeschultertes Gewehr und linksgeschulterter englischer Patronengurt kennzeichnen ihn als solchen.
Der zweite Streifen enthält wieder drei Mannschaften und einen Anführer. Sie haben alle Langschäfter, der Führer wieder mit Sporen, und sind somit recht mannigfach zu verwenden. Der erste Mann ist, mit der Hand am Abzug, als "K 1" gedacht. Er wird allerdings beim Schuß sein blaues Wunder erleben, denn er benutzt falsch die rechte Hand. Mir ist nicht bekannt, daß im Burenkrieg Geschütze verwendet wurden, die den Abzug links am Schloß hatten. Wie alle drei Mannschaften, hat er das Gewehr geschultert. Er trägt außerdem wieder den schon bekannten englischen Patronengurt und kleinen Burenhut. Seine Jacke hat deutlich Auftaschen. Der zweite Mann ist dem ersten ähnlich gekleidet, nur trägt er aufgeschlagenen Südwester. Den Wischer links geschultert, erwartet er gespannt das Ergebnis des Schusses. Nummer drei, genau wie der vorige gekleidet, steht etwas nach vorn geneigt und erwartet auch in großer Spannung den Einschlag. Die beiden untätigen Arme kennzeichnen in ihrer Haltung recht gut die Spannung. Der Anführer zu diesem Geschütz ist wieder recht gut auch als Schutztruppler zu verwenden. Er hat die typische Befehlshaltung des Geschützführers beim "Schußkommando", nämlich den rechten Arm erhoben, während die linke Hand am Griff des langhängenden Säbels liegt. Auch er hat Revolvertasche und Feldstecher, Auftaschen am Rock und aufgeschlagenen Südwester.
Der dritte Streifen bringt 4 Mannschaften, alle mit geschultertem Gewehr. Der erste Mann ist am Geschütz vielseitig zu verwenden. Die Arme leicht gewinkelt hat er keine ausgesprochene Tätigkeit inne. Besonders an ihm sind die aufgeschlagnen langen Hosen. Er hat Vollbart und seine Ausrüstung besteht aus Gewehr und englischem Patronengurt. Bedeckt ist er mit links aufgeschlagenen kleinen Burenhut. Die zweite Type stellt einen Buren dar, der erst an die Geschütze herankommt. Mit langem Bart und Burenpatronengurt, Schaftstiefeln und einer kleinen Feder am hinten etwas hochgeschlagenen Burenhut, ist er auch ganz gut für Zivilaufstellungen als Jäger zu gebrauchen. Type drei dieses Streifens in Front gesehen, bringt eine Granate, die vorschriftsmäßig mit beiden Händen vorm Magen gehalten wird. Besonders gut an dieser Type sind die Revers des Rockes gelungen, so daß man sie in erbeutetem, englischen Uniformrock malen kann. Langschäfter und englischer Patronengurt, Feldflasche und Burenhut mit ziemlich breitem Rand geben der Figur wieder vielfache Verwendungsmöglichkeit. Die letzte Figur ist wieder ein typischer Bure, oder besser Bauer. Er hat lange Hosen an und trägt anscheinend Zivilrock, denn die Knöpfe des offenen Jacketts sind deutlich sichtbar. Auch hat er wieder erbeuteten Patronengurt und kleinen Burenhut. Im übrigen steht er ziemlich teilnahmslos und schaut den andern zu. Ein gewisses Phlegma ist nicht zu verkennen!
Bestellungen für blanke Streifen der besprochenen Typen nimmt Herr Apotheker M. Rost, Berlin-Wilmersdorf, Hildegardstr. 17aa und Herr Sandow, Berlin-Friedenau, Lauterstr. 20, entgegen."
   
1960 Johannes Otto Ernst Sandow stirbt am 29. November 1960.
   
   
  Wege (ohne Sigel)
  Graveure: Paul Schulze, Sixtus Maier d. Ä., Johann Sandow und nach Schenzle Hans G. Lecke [kann nicht sein, da erst ab 1950 tätig]
   
  Quellen:
Der Standhafte Zinnsoldat Heft 4, Nr. 103, 1. Ostermonds 1936
John G. Garratt: The World Encyclopedia Of Model Soldiers, The Overlook Press, New York 1981
Ulf Leinweber: Die kleine Figur - Geschichte in Masse und Zinn, Staatliche Kunstsammlungen Kassel, 1985
Heinz Schenzle: Sigel-Bestimmungsbuch, Freunde der Plassenburg e.V. Kulmbach, 1987
ancestry
Archion: Kirchenbücher Berlin-Schöneberg - Zum Guten Hirten
   
   
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