Frank, Johann Ludwig - Nürnberg
   
     Johann Ludwig Frank (* 24. August 1870 in Nürnberg; † 4. Oktober 1957 in Nürnberg)  
   
1869

Am 15. August 1869 heiratet der Drechsler Johann Frank (* 15. August 1844), ev., Aufenthalt Maxfeld 91, die Ökonom-Tochter Philomena (Mina) Weinfurtner (* 10. Januar 1847), kath., Aufenthalt Zwiesel, zukünftiger Aufenthalt Thon 25, beide "zuletzt wohnhaft in Nürnberg".

   
1870

Johann Ludwig Frank wird am 24. August 1870 in Nürnberg geboren und wird "einige Wochen alt" an die Pflegeeltern Johann und Magdalene Weyh abgegeben, die für ihn die Elternstelle übernehmen.

   
1879 Ab dem 9. Lebensjahr Mal- und Zeichenunterricht bei Friedrich Trost d. Ä.
   
1885

Vom 1. Mai 1885 bis August 1888 Lehre als Zinnfigurengraveur bei Albrecht Christian Alexander Wilhelm Städtler.

   
1888 Er erhält für außerordentliche Leistungen den Wittelsbacher-Preis.
   
1889

Geselle bei Christoph Ammon, dann Wanderschaft bis 1893 nach Dresden, Berlin und bei Carl Scheller in Kassel.

Er ist in Nürnberg in der Judengasse 34 als Graveur gemeldet.

   
1893 Er arbeitet für Ernst Heinrichsen.
   
1896

Am 29. November 1869 heiratet er in Sündersbühl (späterer Stadtteil von Nürnberg) die Marie Babetta Sixt.

   
1898

Er kündigt die Stelle bei Ernst Heinrichsen und graviert  ab 1. Februar 1898 bis 31. Januar 1899 für die Firma J. Haffner's Nachf..

   
1899

Von Februar bis Oktober 1899 graviert er Formen für 4,5 cm hohe halbplastische Figuren zum Krieg von 1870 für eine Ausstellung in Berlin.

Ab dem 26. November 1899 arbeitet er als selbständiger Graveur in Metall und Schiefer und graviert bis Oktober 1924 fast sämtliche Formen für Ernst Heinrichsen.

   
1902 Er wohnt in der Johannisstraße 30a in der Nähe der Firma Ernst Heinrichsen.
   
1924 Er graviert nun für die Firma Georg Spenkuch
   
1957

Johann Ludwig Frank stirbt am 4. Oktober 1957 in seiner Wohnung in Nürnberg, Frauenholzstraße 16, an Altersschwäche.

   
     Inserat 1927 (Die Zinnfigur)
   
     Inserat 1928 (Die Zinnfigur)
   
   
 

Biebel, Berlin-Steglitz, schreibt in der Zinnfigur 1928:

 

Ludwig Frank

 

   Jahrzehnte hindurch waren uns wohl die Namen der Firmen bekannt, die uns unsere Figuren für unsere Liebhaberei lieferten. In den seltensten Fällen war der Inhaber der Firma gleichzeitig auch Hersteller der Formen seines Fabrikats. Die Graveure, die diese künstlerische Arbeit leisteten, sind teilweise mit den Jahren in Vergessenheit geraten. Unsere vornehmste Pflicht heischt nun diese[s] Versäumnis nach[zu]holen und so möchte ich mit dem beginnen, der wohl das schönste und beste auf diesem Gebiet gleistet hat und noch leistet. Schwer war es, ihn zu bewegen, mit seinem Lebenslauf in die Oeffentlichkeit zu treten. Nun war Herr Frank so liebenswürdig, mir diesen einzusenden. Ich möchte ihn daher mit seinen eigenen Worten seine Lebensarbeit schildern lassen.

   "Nachdem in den letzten Jahren bei den Besprechungen über die Neuerscheinungen an Zinnfiguren mein Name und meine Person schon öfters in anerkennendster Weise genannt wurde, hat sich schon des öfteren von verschiedenen, der Sache nahestehenden Herren der Wunsch herausgebildet, doch schließlich auch einmal etwas Näheres über meine Lebensarbeit zu hören; nicht zuletzt hat sich auch Herr Major Müller als Leiter der Geschäftsstelle des Bundes "Clio" schon seit Jahr und Tag in diesem Sinne bemüht.

   Obwohl ich eigentlich im allgemeinen derartigen Veröffentlichungen nicht ganz sympathisch gegenüberstehe, würde ich es andererseits doch auch wieder als nicht angebracht halten, wenn ich mich gegenüber den freundlichen Anregungen, die mir hierüber zukommen, weiterhin ablehnend verhalten würde. So will ich nun in Gottes Namen niederschreiben, was ich in Bezug auf meine Lebensarbeit von mir selbst weiß, und wenn man die Passhöhe des Lebens überschritten hat, so wird es vielleicht auch nicht als Überhebung betrachtet werden, wenn man einmal den Blick zurückschweifen läßt auf all das, was hinter einem liegt und ob man das Ziel, das man sich vorgenommen, auch erreicht hat.

   Wenn ich heute auf die vergangene Zeit zurückblicke, kommt es mir immer wieder in den Sinn, daß ich all das, was ich geworden bin, nächst Gott meinen lieben Pflegeeltern, Johann und Magdalene Weyh, die selbst in den kleinsten Verhältnissen lebten, zu verdanken habe. Sie haben den nur einige Wochen alten Knaben mit aller Liebe und Sorgfalt gepflegt und groß gezogen. Ihnen sollen vor allem diese ersten Zeilen meiner Niederschrift in treuem Gedenken gelten.

   Als ich am 24. August 1870 das Licht der Welt erblickte, lag mein liebes altes Nürnberg noch in seinem Dornröschenschlaf und das allermeiste, was heute schon längst verschwunden, stand damals noch in seiner mittelalterlichen Schönheit, die alten längst verschwundenen Stadttore, die Stadtmauern, die Patrizierhäuser und die sonstigen Gebäude in den engen und engsten Gäßchen, und dies alles von unserer stolzen Hohenzollernburg überragt. Wenn sich die Nacht über die Stadt und ihre Häuser senkte, dann wurde es überall so heimlich still und die Stadt lag im Zauber der vergangenen Jahrhunderte. Ein bezauberndes Bild war es auch, wenn das Landvolk in seinen malerischen Trachten die Stadt bevölkerte, und nicht selten sah man auch manchen Einwohner in der alten väterlichen Tracht.

   Ich setze dies alles voraus, um darzulegen, welchen Eindruck ich schon von frühester Jugend auf bekam und daß dies alles für mein späteres Leben bestimmend war. Es gab kein wunderbareres Bild, als wenn sich in Nürnberg anläßlich des Besuches der hohen und höchsten Herrschaften historische Festzüge abspielten, z. B. die berühmten Hans-Sachs-Festzüge usw.

   Dies also war das Milieu, in dem ich aufwuchs und es war kein Wunder, daß sich bei mir der Sinn für Geschichte allgemein stark herausbildete, wozu auch das Germanische Museum nicht wenig beitrug.

   Die weiteren Jahre verliefen wie bei jedem Buben, ich kam in die Volksschule und saß dort meine Jahre mit sehr gutem Erfolge ab. Schon in meinem 9. Lebensjahr ließ mich mein lieber Vater, der sich viel mit Kunst, namentlich in München und Wien abgegeben hat, wenn auch nicht selbst ausgeübt, Zeichenunterricht geben und da ich dabei nicht ungeschickt war, ließ er diese meine gute Anlage zum Zeichnen in den nächsten Jahren bei dem weit über Nürnbergs Mauern bekannten Kunstmaler

Fr. Trost weiter ausbilden.

   So kam es, daß ich im Zeichnen überall der erste war. Mit der Zeit machte sich nun auch die Frage geltend, was ich einmal werden sollte und es war nur natürlich, daß ich den Wunsch äußerte, Maler zu werden, stand doch die Nürnberger Kunstschule, das Ziel meiner Sehnsucht, in der Nähe meiner elterlichen Wohnung. Meine lieben Eltern waren anfangs damit einverstanden, doch mit der Zeit wollten die wirtschaftlichen Verhältnisse dazu nicht ausreichen. Nun war inzwischen meine Entlassung aus der Schule herangekommen, doch ich zeichnete noch lange zu Hause fleißig im Unterricht.

   Aber schließlich mußte der Traum vom Maler doch fallen gelassen werden, denn die Kräfte reichten nicht, für die Kosten aufzukommen, und so geschah es eines Tages, es war im Februar 1885, daß in einem Inserat ein Graveurlehrling gut im Zeichnen, gesucht wurde. Näheres Johannisstraße 19. Mein lieber Vater packte meine Zeichnungen zusammen und marschierte los; er wurde in der Zinnfigurenfabrik Heinchrichsen zu Herrn Städler [Städtler], dem damaligen Graveur der Firma, gewiesen. Meine vorgelegten Zeichnungen fanden vollsten Anklang und nach langen Beratungen zu Hause stellte ich mich in den nächsten Tagen selbst vor. Mein Traum vom Maler war zu meinem größten Schmerz ausgeträumt, doch die Liebe zur Farbe habe ich nie verloren und in meinen Mußestunden, wo es nur ging, doch immer gemalt.

   Herr Städler [Städtler] hatte sich am 1. Mai 1885 selbst etabliert, doch wurde bei ihm nur für Heinrichsen gearbeitet, es wurde bei der Firma Heinrichsen auch kein weiterer Graveur mehr eingestellt. Am 1. Mai 1885 trat ich nun in die Lehre bei Herrn Städler [Städtler] und seit dieser Zeit hat meine Tätigkeit, mit Ausnahme einiger Jahre, bis Ende des Jahres 1924 der Firma Heinrichsen gehört, also fast 35 Jahre.

   Freilich war in der ersten Zeit meiner Tätigkeit, was ja selbstverständlich ist, keine hervorragende, denn früh übt sich, was ein Meister werden will und die Zeit brachte es mit sich, daß es allmählich besser wurde und in den letzten 1 1/2 Jahren war ich so ziemlich mit meiner Ausbildung fertig.

   Obwohl mir die Arbeiten, welche in meiner Lehrzeit angefertigt wurden, zum größten Teil bekannt sind, will ich dieselben doch nicht alle im einzelnen hier bekannt geben, weil meine eigene Tätigkeit an denselben doch immer nur eine beschränkte war. Meine Lehrzeit wurde nun freilich in ausgiebigster Weise benützt und die freien Sonntage während dieser Zeit waren sehr selten, denn fast jede freie Stunde wurde benützt, um mich im Zeichnen auszubilden. Ein Wunsch meiner Jugend erfüllte sich insofern, als ich mit größtem Stolze im Herbst 1885 die kgl. Kunstgewerbeschule nach eingehender Prüfung durch die Direktion mehrere Jahre im Ornament, Antike und zuletzt im Akt-Zeichnen besuchen konnte. Nebenher ging ich in den Abendstunden in die Baugewerkschule, wo ebenfalls Zeichnen und Modellieren gelehrt und geübt wurde. Alle anderen freien Stunden wurde zu Hause gezeichnet und gemalt. Meine Vorbilder waren in dieser Zeit namentlich Klein's Radierungen, wie französisches Fuhrwerk, wallachisches Fuhrwerk, usw., sowie seine Tierstudien in Federzeichnungen; Camphausen , Bleibtreu, Piloty, Ritter, A. v. Werner mit seinen herrlichen Illustrationen zum Trompeter von Säkkingen [Säckingen], ferner noch viele andere Historienmaler und Zeichner und zuletzt kam noch mein treuester und liebster "Ludwig Richter". So verging die ganze Lehrzeit mit Studien und Übungen im Zeichnen und Malen. Die Erfolge traten allmählich immer besser hervor und ich wurde zu immer schwierigeren Arbeiten herangezogen. Die Zeit des Auslernens rückte immer näher und mit ihr das Ziel, die Lehrlingsausstellung im August 1888. Monate vorher wurde schon dafür gezeichnet und gemalt (alles Federzeichnungen in Radiermanier), doch die Mühe wurde auch belohnt. Bei der Preisverteilung wurde ich als erster für ganz hervorragende Leistungen in der Graveur- und Zeichenkunst mit dem Wittelsbacher Preis (eine damals ganz seltene Auszeichnung) prämiiert. (Die gravierte Form befindet sich heute noch im Besitze der Firma Heinrichsen.) Das Ziel war erreicht und die Freude meiner Eltern groß, erhofften sie sich doch nun durch mich eine Besserung ihrer Lage. Im Oktober 1888, es werden also in diesem Jahre 40 Jahre, hatte ich laut Zeugnis meines Lehrmeisters zur größten Zufriedenheit ausgelernt - und 14 Tage später (so war die Kündigung) lag ich mit meinem Wittelsbacher Preis und aller die Jahre aufgewandter Mühe und dem Fleiß auf der Straße! Warum? Und weiterhin konnte doch wirklich der Lehrling von gestern heute noch kein fertiger Mensch sein.

   Meine lieben Eltern traf dieser Schlag hart, umsomehr, da sich mir lange Zeit keine Aussicht bot, irgendwie unterzukommen. Die Kunstschule wurde noch bis Ende des Semesters besucht. Als es mir endlich im Februar doch gelang, auf einige Zeit bei C. Ammon eintreten zu können und ich noch nicht den ersten Lohn heimbrachte, war mein lieber Vater, der so viel für mich getan, tot und nach einigen Monaten stand ich wieder vor dem Nichts. Es half alles nichts, meine liebe alte Vaterstadt bot mir für lange Zeit keine Lebensmöglichkeit und so faßte ich den Entschluß, Nürnberg im Mai 1889 zu verlassen. Nachdem ich in verschiedenen Städten, wie Dresden, Berlin usw., wenn auch nicht immer auf Zinnfiguren, gearbeitet hatte, war meine letzte Beschäftigung in Kassel bei C. Schreller [Scheller].

   Dort nun traf mich im Februar 1893 die Nachricht, daß mein Lehrmeister Städler [Städtler] seine Gravierwerkstätte für Heinrichsen einstelle, da er selbst eine eigene Fabrik eröffnete und daß, wenn ich wollte, bei Heinrichsen eintreten könnte. Und ob ich das wollte! Sofort wurde geschrieben und am 1. Mai 1893 trat ich dortselbst ein und blieb bis Ende Februar 1898. Mit dem 1. Mai 1893 begann nun eigentlich meine richtige Lebensarbeit und eine Reihe von Jahren reinen künstlerischen Schaffens.

Herr Kommerzienrat W. Heinrichsen, selbst ein Künstler im Gravieren und Zeichnen, blieb in steter Berührung mit seinem Graveur und es verging kein Tag, wo nicht sein erster Gang dem Graveur gegolten hätte. Da wurden nun die gravierten und gegossenen Figuren auf ihren künstlerischen Wert durchgeprüft und durchgesprochen, aber im allgemeinen lautete das Urteil: das haben Sie wieder sehr nett graviert. Gab es etwas Außerordentliches zu sehen und zu betrachten, so durfte ich sicher sein, daß es mir von Herrn Kommerzienrat gezeigt und erklärt wurde, wie ich auch auf die künstlerischen Schönheiten aufmerksam gemacht wurde. So lernte ich auf diese Weise viele alte Figuren kennen und daß meine Kunst durch diese liebevolle Führung zur Vollendung reifte, brauche ich nicht erst zu sagen. So entstanden in dieser Zeit neben unzähligen Figuren der europäischen und andren Armeen und sonstigen Typen der verschiedensten Epochen:

          Turnier um 1440 oder das Gesellenstechen zu Nürnberg nach einem alten Stuck im Rathaus

          die Schlacht bei den Pyramiden

          die Götterfiguren usw. zur Akropolis

          Murten

          die Schweizerzüge mit ihren verschiedenen Frachtwagen und Bagagewagen usw.

          Römer mit ihren Wurfmaschinen, Ballisten

          Negerleben im Dorf mit den Schmiede-Kochgruppen usw.

          Elfenbeinhandel

          Fehrbellin

          Cowboy und Indianer

          Franzosen und Bayern um 1700/20 usw.

Alles einzeln aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Aufsatzes viel zu weit überschreiten.

 In den ersten Jahren fertigte ich auch meine ersten Napoleonsbildnisse für die Firma und zwar Napoleon auf der Brücke von Arcoli, Napoleon als Kamelreiter, und seit dieser Zeit habe ich sämtliche Napoleonsbildnisse, die bis Ende Oktober 1924 bei der Firma W. Heinrichsen erschienen sind, geschnitten.

   Die Firma selbst stand in dieser Zeit auf der höchsten Höhe ihres Ruhmes und von nah und fern kamen die Besuche zum Studium der Fabrik, wobei ich natürlich niemals übersehen wurde. Ein Besuch jedoch haftet am meisten in meiner Erinnerung. Es war in den letzten Tagen des Juli 1895, ich glaube der 30., da waren Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinz Eitel Friedrich zum Besuch in der Fabrik und dabei wurde auch ich mit ihrem Besuch beehrt, wobei sie fast eine 1/2 Stunde meine Arbeiten mit größtem Interesse verfolgten. Ob sie sich noch des Graveurs von damals erinnern?

   So ging es nun weiter mit meinen Arbeiten und noch einmal konnte es sich Herr Kommerzienrat W. Heinrichsen nicht versagen, mir den Besuch der Kunstschule zu empfehlen, was ich auch ausführte, aber bloß noch 2 Semester lang.

   Die Jahre vergingen in steter künstlerischer Arbeit. Ende Februar 1898, nachdem ich 5 Jahre in der Firma zugebracht, trat ich aus, um mich, wie man sagte, wirtschaftlich zu verbessern.

   Meine Erwartungen erfüllten sich nun nicht in meiner weiteren Tätigkeit, sodaß ich dieselbe bald aufgab, um selbständig weiter zu arbeiten. Im Jahre 1899 fertigte ich nun in Berlin die halbmassiven 4,5 cm großen Figuren für ein großes Diorama, die Erstürmung der Spicherer Höhen 1870 (vielleicht werden sich ältere Sammler dieser Ausstellung in der Leipziger Straße noch erinnern). In den Oktoberheften der "Woche" 1899 befinden sich auch die Inserate dieser Ausstellung.

   Im Oktober 1899 brach der Burenkrieg aus und nun gab es für mich in Berlin kein Halten mehr. Zurück nach Nürnberg und am 3. oder 8. November 1899 trat ich infolge eines Inserates wieder mit der Firma W. Heinrichsen in geschäftliche Verbindung und habe nun volle 25 Jahre bis Ende Oktober 1924 fast sämtliche Formen und Typen für die Firma geschnitten.

   Von den Napoleonsbildnissen schrieb ich schon. Neben vielen tausenden von einzelnen Typen für 1870, Napoleon I., Friedrich der Große, 1870 und moderne Artilleriebespannungen, Gruppen usw. wurden sämtliche Typen zum Burenkrieg, Ostasiatische Expedition, Russisch-Japanischer Krieg, Herero-Aufstand, Landsknechte usw. usw. geschnitten. Nebenbei gingen viele Aufträge nach Schweden, der Schweiz usw. und gerade vom Ausland erhielt ich die höchsten Anerkennungen. Auch für Nürnberg und Fürth wurden viele Aufträge nach meinen eigenen Entwürfen und teils von mir in Farben gesetzt, so zum Beispiel das spanische Stiergefecht für Gg. Spenkuch und viele andere mehr. 

   Schon von 1909 ab machten sich in immer stärkeren Maße die Typen der Sammler und Liebhaber bemerkbar, sodaß dieselben in den letzten Jahren die Mehrheit ausmachten. Sämtliche Alt-Orientalen, Mazedonier, Skythen, Etrusker, Reiter 1700/20, Römische Legionäre, 30jähriger Krieg, alle Typen von Lockwood, Petrochonino [Petrocochino], Wilke usw. wurden von mir geschnitten.

   Allmählich traten verschiedene Sammler an mich selbst heran, so im Anfang Herr Biebel und zuletzt Herr Hahnemann in Kiel. Von meiner Tätigkeit nach 1924 ist nicht mehr viel zu berichten, da ja hierüber in den in dieser Zeit erschienenen Jahrgängen "des standhaften Zinnsoldaten" und weiterhin "Der Zinnfigur" genügend Aufschlüsse gegeben sind und Name und die von mir gefertigten Typen in anerkennendster Weise besprochen wurden.

   Uns so bin ich am Schluß meiner Ausführungen angelangt. Ich werfe noch einmal den Blick zurück und erkenne, welch arbeitsreiches Leben hinter mir liegt. Mein ganzes Leben war der Zinnfigur gewidmet und es wird keinen Graveur geben, von dem so viele geschnittene Typen vorliegen, wie von mir.

   Viele, viele Jahre habe ich unerkannt und unbekannt gearbeitet und trotz mancher Not und Entbehrung war mein ganzes Dichten und Trachten darauf gerichtet, die Zinnfigur ihrer höchsten Vollendung entgegen zu führen. Wie weit es mir gelungen ist, darüber mögen Berufene urteilen.

   Möge es mir vergönnt sein, noch recht viele, schöne Figuren zu gravieren, dann kann ich einmal mit dem Bewußtsein den Stichel aus der Hand legen, auch mein geringes Teil dazu beigetragen zu haben, die Menschen zu erfreuen.

   Und damit lege ich die Feder aus der Hand.

   Nürnberg, Ostern 1928          Ludwig Frank."   

   Nachschrift: Das Schlußwort unseres, uns Allen lieb gewordenen Künstlers ist sicher auch allen Sammlern der schönen Frank'schen Figuren aus dem Herzen gesprochen; möge der Meister der Gravierkunst unserer Figuren noch recht lange in Schaffensfreude und frohem Wirken uns erhalten bleiben.     Fr. Biebel.

 

     Inserat 1928/1929 (Die Zinnfigur)
   
   
 

Johannes Frauendorf, Uebigau, schreibt in der Zinnfigur vom Januar 1935:

 

Ludwig Frank, Nürnberg, 50 Jahre im Dienst für den Zinnsoldaten.

 

   Ein wohl seltenes Berufsjubiläum begeht am 1. Mai dieses Jahres unser allverehrter Kollege Ludwig Frank, Nürnberg. Ein Meister des Reliefs. Fast ausschließlich diente sein Wirken der Zinnfigur, deren Formen er in grauen Schieferstein stach. Wie schwierig diese Materie zu bearbeiten ist, kann nur derjenige ermessen, der selber Fachmann ist. Wissenschaft und Handwerk paaren sich hier, so daß man schwer die Grenzen zu erkennen vermag, wo Handwerk aufhört und die Kunst beginnt.

   Ludwig Frank ist am 24. August 1870 in Nürnberg geboren. Damals war von dieser schönen Stadt noch mehr Altertümliches erhalten, als es heute der Fall ist. Noch standen die Stadtmauern und Tore; die alten Patrizierhäuser und engen Gassen gaben der Stadt noch den Zauber des Mittelalters. Dies alles wurde überragt von der stolzen Hohenzollernburg. Auch die Bauersleute, die ihre Waren hier zum Markt brachten, gingen noch in ihren alten Trachten. Besuche höchster Herrschaften und historische Umzüge, die sich in Nürnbergs Mauern abwickelten, sind noch wach in Franks Erinnerungen an seine Kindheit. Mögen diese Eindrücke mit Triebfeder gewesen sein für tieferes Verstehen, für feines Beobachten in seinen späteren Jahren.

   Frank besuchte die Volksschule zu Nürnberg. Schon in seinem 9. Jahre zeigte sich ausgesprochene Begabung fürs Zeichnen. Trotz schwerer wirtschaftlicher Sorgen machte es sein Vater möglich, den Buben zu dem damals sehr bekannten Kunstmaler Fr. Trost, der in Nürnberg lebte, als Schüler zu geben. Dort machte er gute Fortschritte. So eilten die Jahre dahin. Der Wunsch, ein Maler zu werden, ging allerdings nicht in Erfüllung, weil eben das Allernötigste fehlte. So mußte dieser Traum fallen gelassen werden.

   Da, im Februar 1885 stand ein Inserat in der Zeitung, wonach ein Graveurlehrling, der gut im Zeichnen sei, gesucht wurde. So kam Frank zu dem Graveur Städler [Städtler] in die Lehre, woselbst er am 1. Mai antreten mußte. Städler [Städtler] hatte sich erst selbständig gemacht. Auch hatte er nur einen einzigen Kunden: die Firma Heinrichsen, Nürnberg, deren guter Ruf ja weit über unseren Kontinent hinaus bekannt ist. Es wurden Gießformen für historische Zinnfiguren, die vorwiegend militärischen Charakter hatten, in Schieferstein graviert. Nebenher besuchte der Lehrling abends die Kunstgewerbeschule, die er bis zum Aktzeichnen absolviert hat. Im Jahre 1888 lernte Frank aus. Zugleich ward er mit dem Witteslbacherpreis bedacht für hervorragende Leistungen in der Gravier- und Zeichenkunst. Doch selten ist Freude ungetrübt. Auch hier verfinsterte sich der Himmel bald; der junge Gehilfe wurde gekündigt.

   Unverdrossen wurde noch weiter die Schule besucht. Später bekam Frank in der Firma C. Ammon eine Stelle. Als er den ersten Gehilfenlohn heimbrachte, nahm ihm das Schicksals rauhe Hand seine beste Stütze: sein Vater starb. Bald verlor er auch seine Stellung wieder; so daß Frank im Mai 1889 seine geliebte Vaterstadt verließ. Hart zauste ihn das Leben. In Dresden, Berlin und zuletzt bei C. Scheller, Kassel, gravierte er Formen für Zinnfiguren. In Kassel erfuhr Frank, daß sein Lehrmeister Städler [Städtler] die Tätigkeit für die Firma Heinrichsen einstellte. Er bewarb sich um diesen Posten erfolgreich und trat im Mai 1893 bei der Firma Heinrichsen ein. Dort begann nun eine Reihe von Jahren reinen, künstlerischen Schaffens. Herr Kommerzienrat W. Heinrichsen war selbst ein Künstler im Zeichnen und Gravieren. Seine ganze Aufmerksamkeit legte dieser Herr auf seinen Graveur und dessen Wirken. Kein Tag verging, ohne das sein erster Gang dem Graveur gegolten hätte. Die gravierten Formen wurden gegossen, mit dem Chef durchgesprochen und demgemäß verbessert. Ehrlich erkannte er das Streben und Können seines Graveurs an. Meist war sein Urteil: das haben Sie wieder sehr nett graviert. Unter solcher Anleitung und liebevoller Führung dieses vortrefflichen Meisters konnte Franks Schaffen schon früh zu einer künstlerischen Vollendung heranreifen. Eine Unmenge ganzer Serien aller Zeiten und Völker gravierte Frank dort, deren Formen noch heute erhalten sind und Zeugnis geben von jenem unermüdlichen Fleiß, den der junge Gehilfe dort aufgewendet hat.

   Seit November 1899 ist Frank selbständig in Nürnberg. Seit dieser Zeit war er ununterbrochen bis 1924 ausschließlich für die Firma Heinrichsen tätig.

   Durch den Aufschwung, welchen die Zinnfigur durch die Gründung des Deutschen Zinnfigurensammlerbundes "Klio" nahm, wurde sein Name erst richtig bekannt. Franks Gravuren fielen auf, hatten Lebenswahrheit. Formvollendung atmet alles, was unter seinem Stichel erstrebt. So ist unser Meister nun fünfzig Jahre im Dienst der Zinnfigur. Treu und tapfer hat er gekämpft um seine Kunst, die heute uns alle erfreut. Und wenn man selbst von der Zunft der "Stichelschieber" ist, kann man wohl wünschen, daß unserem Altmeister Ludwig Frank noch recht viele, gute und frohe Jahre beschieden sein mögen. Ihm zum Wohle und uns allen zur Freude.

   
   
   
 

Johannes Frauendorf, Uebigau, schreibt in der Zinnfigur 1955:

 

Ludwig Frank - 70 Jahre im Dienst für die Zinnfigur

 

Ein wohl seltenes Berufsjubiläum beging am 1. Mai dieses Jahres unser lieber Ludwig Frank in Nürnberg, er, der Altmeister der künstlerischen Zinnfigurengravur, dessen Wirken ausschließlich der kleinen Zinnfigur galt. Wie viele tausend Formen mögen im Laufe dieser 70 Jahre unter seinem Stichel entstanden sein! Wie schwierig es ist, eine "gießbare" Form zu schaffen, kann nur der ermessen, der selber Fachmann ist. Wissenschaft, Kunst und Handwerk treffen sich hier, so daß man schwer die Grenzen zu erkennen vermag, wo das eine aufhört und das andere beginnt.

   Ludwig Frank wurde am 24. August 1870 in Nürnberg geboren, begeht also in Kürze seinen 85. Geburtstag. Damals war diese schöne Stadt noch nicht von Bombenteppichen in Schutt und Asche gelegt, nachdem sie vorher die "Stadt der Parteitage" gewesen war. Damals standen noch die alten Patrizierhäuser, die Stadtmauern und Türme, überragt von der stolzen Hohenzollernburg, und gaben der Stadt noch den Zauber des Mittelalters.

Auch die Bauern, die ihre Erzeugnisse hier zum Markt brachten, trugen noch die alten Trachten. Immer wurden hier schon geschichtlicher Sinn und historische überlieferung gepflegt, und so kann sich Ludwig Frank noch gut an historische Umzüge erinnern, die er in seiner Jugend sah. Vielleicht haben diese Eindrücke ein tieferes Verstehen für geschichtliche Dinge in unserem Meister erweckt und sind mit Anstoß gewesen für seine Berufswahl.

   Ludwig Frank besuchte die Volksschule in Nürnberg und zeigte schon in seinem 9. Lebensjahre eine ausgesprochene Begabung für das Zeichnen. Trotz schwerer wirtschaftlicher Sorgen mache es Vater Frank möglich, seinem Sohn Zeichenunterricht bei dem damals sehr bekannten Kunstmaler Trost in Nürnberg geben zu lassen. Der Wunsch Ludwigs, Maler zu werden, ging allerdings nicht in Erfüllung, weil das Geld fehlte; und so blieb dieser Wunsch ein Traum. Zurückblickend dürfen wir heute fragen, ob eine Erfüllung dieses Wunsches wohl so vielen Menschen so viel Freude gebracht hätte, wie der spätere Beruf Franks es tat.

   Im Februar 1885 suchte der Graveur Städler [Städtler] einen Lehrling, der gut im Zeichnen sein sollte. Frank meldete sich, und kam so zu Städler [Städtler] in die Lehre, wo er am 1. Mai eintrat. Städler [Städtler], der sich eben erst selbständig gemacht hatte, hatte nur einen einzigen Kunden, die Firma Ernst Heinrichsen, deren guter Ruf weit über unseren Kontinent hinaus bekannt war. Städler [Städtler] gravierte für Heinrichsen Gießformen für historische Zinnfiguren, vorwiegend militärischen Charakters, in Schiefer. Neben seiner Lehre besuchte der Lehrling abends die Kunstgewerbeschule, die er bis zum Aktzeichnen absolvierte. Im Jahre 1888 lernte Frank aus, wurde mit dem Wittelsbacher Preis für hervorragende Leistungen in der Gravier- und Zeichenkunst prämiert und erhielt anschließend von der Firma Städler [Städtler] die Kündigung.

   Später bekam Frank eine Stelle bei der Firma C. Ammon und besuchte daneben weiter die Schule. Als er den ersten Gehilfenlohn nach Hause brachte, nahm ihm das Schicksal seinen Vater. Da er auch seine Stellung bald wieder verlor, verließ er seine Heimatstadt und ging auf die Wanderung. In Dresden, Berlin und zuletzt in Kassel gravierte er Formen für Zinnfiguren. In Kassel erfuhr  Frank, daß sein Lehrmeister die Tätigkeit für die Firma Heinrichsen eingestellt habe, bewarb sich um den Posten und trat im Mai 1893 bei der Firma Heinrichsen ein. Dort begann nun eine lange Zeit seines künstlerischen Schaffens. Kommerzienrat Wilhelm Heinrichsen war selbst ein Künstler im Zeichnen und Gravieren, und so war es selbstverständlich, daß er seine Aufmerksamkeit in erster Linie dem Graveur zuwandte. Die gravierten Formen wurden gegossen, mit dem Chef besprochen und dementsprechend verbessert. Ehrlich erkannte der Chef das Können seines Graveurs an, und andererseits konnte Franks Schaffen sich unter solcher Anleitung und liebevoller Führung dieses vortrefflichen Meisters früh zu einer künstlerischen Vollendung entwickeln. Seit 1899 arbeitete Frank selbständig, arbeitete aber bis 1924 ausschließlich für die Firma Heinrichsen, bis er von Sammlern "entdeckt" wurde und die herrlichen Figuren, u. a. für Biebel schuf. Durch die Gründung des Deutschen Zinnfigurensammlerbundes wurde er dann in weiteren Sammlerkreisen bekannt und schuf u. a. für Schirmer die prachtvollen Typen der Franzosen, Engländer und Schotten für den Siebenjährigen Krieg, die jetzt von F. C. Neckel übernommen sind, für Müller die glänzenden Serien zum Dreißigjährigen Krieg und zum Mittelalter, für Cortum die Figuren für das Altertum, für Neckel den Kaufmannszug 1525 und viele Serien und Einzelfiguren für alle Epochen, für Loy die herrlichen Bayern 1870/71. Eine kurze Zeit war Frank für die alte Kieler tätig, und die älteren Sammler werden sich noch an die ersten bei dieser Firma erschienenen friderizianischen Preußen, die glanzvolle Aztekenserie, die Amerikaner aus dem

Unabhängigkeitskrieg erinnern, die jetzt im Besitz der Firma Ochel sind. Und auch heute noch gehen jeden Monat Formen unter seinem Stichel hervor, wie die Loyschen Indianer, Hinterwäldler usw. Erwähnen wir zum Schluß noch die Figuren, die bei der Firma Heinrichsen zur Vierzigjahrfeier 1910 für Preußen, Bayern und Franzosen 1870/71, für die Hundertjahrfeier der Befreiungskriege 1912/1913 an Preußen, Franzosen, Russen und Engländer erschienen, schließlich alle Neuheiten für den 1. Weltkrieg, weil sich diese Figuren auch heute noch großer Beliebtheit bei den Sammlern erfreuen, da sie sich an die 30-mm-Größe halten.

   Wenn wir heute des Meisters gedenken, so wollen wir die Meisterin nicht vergessen, sie, die mit ihrem Ludwig Freud und Leid dieses Erdenlebens geteilt hat und teilt und die stets Anteil nahm an seinem künstlerischen Schaffen.

   So steht unser Meister nun 70 Jahre im Dienste der Zinnfigur, und wir alle können und wollen nur hoffen, daß ihm auch nach dem 85. Geburtstag seine Gesundheit und Schaffenskraft erhalten bleiben möge! Dank sei Dir, lieber Ludwig Frank, von allen Sammlern gebracht!

   
   
   
 

Friedrich Schirmer schreibt in der Zinnfigur 1957:

 

Ludwig Frank †

 

   Aus unermüdlichem Schaffen wurde unser Ehrenmitglied Ludwig Frank am 4. Oktober 1957 im Alter von über 87 Jahren aus dieser Welt in die Ewigkeit abberufen. Mit ihm ging der Mann dahin, der durch seine wundervollen Gravuren wesentlich dazu beigetragen hat, die Zinnfigur aus der Sphäre eines reinen Spielzeugs herausgehoben und zu einem Kunstwerk gemacht zu haben, das Sammler in aller Welt mit Begeisterung sammelten.

   Ludwig Frank wurde am 24. August 1870 in Nürnberg geboren und verlebte dort auch seine Jugend. Damals war diese schöne Stadt noch nicht von Bomben  vernichtet, damals standen noch die Mauern und Türme, die Tore und die alten Patrizierhäuser und die Burg der Hohenzollern. Damals flutete noch nicht der Verkehr einer aufgeregten Zeit durch ihre Straßen und Gassen, damals war die alte Reichsstadt noch von dem Zauber der Romantik umwoben, und sicher hat dieses Fluidum einen sehr nachhaltigen Eindruck auf den jungen Frank gemacht.

   Schon in der Volksschule zeigte sich Franks zeichnerische Begabung, und trotz schwerer wirtschaftlicher Sorgen machte sein Vater es möglich, den Knaben als Schüler zu dem Kunstmaler Trost zu geben. Aber sein Wunsch, Maler zu werden, sollte nicht in Erfüllung gehen.

   So trat er am 1. Mai 1885 bei dem Graveur Städler [Städtler] in die Lehre und besuchte daneben abends die Kunstgewerbeschule. Als Frank im Jahre 1888 ausgelernt hatte, bekam er den Wittelsbacherpreis für hervorragende Leistungen, gleichzeitig aber auch die Nachricht, daß mit dem Aufhören des Lehrverhältnisses auch sein Arbeitsverhältnis gelöst sei. Er arbeitete bei Ammon und ging dann auf die Wanderschaft nach Dresden, Berlin und Kassel. Als er erfuhr, daß sein Lehrmeister Städler [Städtler] die Tätigkeit für die Firma Heinrichsen eingestellt hatte, bewarb er sich um dessen Stelle und trat im Mai 1893 bei der Firma Heinrichsen ein. Und nun begann eine Reihe von Jahren reinen künstlerischen Schaffens. Wilhelm Heinrichsen, der Chef der Firma, war selbst ein begabter Zeichner und Graveur, und so nimmt es uns nicht wunder, daß er die Arbeiten Franks fachmännisch beurteilen und ihn ebenso beraten konnte. Unter der Anleitung und Führung Wilhelm Heinrichsens entwickelte sich das Schaffen Ludwig Franks zu künstlerischer Höhe und Vollendung. Es läßt sich kaum aufzählen, was Frank in den Jahren seiner Tätigkeit bei Heinrichsen schuf. Ich nenne nur summa summarum die Neuheiten, die in den Jahren 1910 und 1911 für die Epoche 1870/71, in den Jahren 1911, 1912 und 1913 für die Zeit der Befreiungskriege, 1914 -1917 für den 1. Weltkrieg geschaffen wurden, und die schönen Figuren "Dreißigjähriger Krieg" und "Spanischer Erbfolgekrieg", die Heinrichsen im Auftrag Pétrocochinos nach dem 1. Weltkrieg herausbrachte, sowie die Neuheiten für das Altertum, an deren Entstehung Max Hahnemann, Dr. Mellentin u. a. maßgeblich beteiligt waren.

   Seit 1925 arbeitete Frank als selbständiger Graveur, d. h. in erster Linie für Sammler, welche sich Formen anfertigen ließen, z. B. Biebel, Gottstein, Hans Müller, Madlener, Oesterreich, Loy, Cortum, Retter und auch für mich, zuletzt auch für W. Hafer und E. Blum. Auch für die Firmen Ochel, Scholtz und Neckel entstanden zahlreiche Formen, und man kann nicht aufzählen, was im einzelnen an neuen Figuren unter Ludwig Franks Stichel entstand. Sie alle sind von künstlerischer Vollendung. Aus dem reinen Spielzeug war ein Kunstgegenstand geworden, der die Sammler entzückte.

   Den zweiten Weltkrieg überstand Ludwig Frank bei bester Gesundheit. Glücklicherweise blieb sein Haus selbst bei dem furchtbaren Fliegerangriff am 2. Januar 1945 verschont. Alt-Nürnberg aber mit seiner Romantik sank in Schutt und Asche.

   Bis zu seinem plötzlichen Heimgang erfreute Ludwig Frank sich bester körperlicher und geistiger Gesundheit und Rüstigkeit. Im April 1955 konnte der Altmeister sein 70jähriges Berufsjubiläum begehen, im November 1956 feierte er mit seiner lieben Frau Babette, geb. Sixt, das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Nun ist sie zurückgeblieben. Aber wir wissen, daß ihr Vertrauen zu Gott so groß ist, daß die Trennung von dem geliebten Mann, dem sie mehr als 60 Jahre Weggefährtin und stille Helferin war, sie nicht in Verzweiflung stürzen wird. Sagte sie doch, als ich in Kulmbach ihnen beiden noch weitere schöne Jahre in Gesundheit und Frische wünschte, leise: "Wenn Gott es will."

   Dieses tiefe Gottvertrauen und der daraus erwachsene innere Frieden bildeten die Grundlage für die herrlichen Schöpfungen unseres lieben Ludwig Frank, die sein Andenken an ihn unter uns nicht verlöschen lassen werden.

   
   
   
  Sixtus Maier schreibt in der Zinnfigur 1959:

Die letzten Frankgravuren

  Den Altmeister, Ludwig Frank, und mich verband eine aufrichtige Freundschaft, die sich durch das traute "Du" auch auf unsere Familie übertragen hatte.
  Oftmals legte er mir die Betreuung seiner treuen Kunden ans Herz, für den Fall, daß er einmal seine Hände für immer ausruhen müßte. Leider konnte ich dieses Versprechen trotz größter Aufopferung nur teilweise einlösen; denn mein schlechter Gesundheitszustand läßt mir nur begrenzt Zeit für eine Gravur.
  Besonders war er immer um seinen alten, treuen Freund, Herrn Apotheker Hans Loy, besorgt.
  Weil mein großer Kollege stets sehr gewissenhaft war, deshalb fühle ich mich auch verpflichtet, einen Irrtum, der sich in die letzte Nummer "Die Zinnfigur" eingeschlichen hat, zu berichtigen.
  Die wirklich letzte Arbeit unseres Altmeisters war die Gravur von drei kämpfenden Azteken für seinen verehrten Freund Hans Loy. Eine Seite der Gravur war schon vollendet, und auf die zweite Formseite war bereits die Silhouette der Typen übergedruckt. Dieser Stein lag am Todestag auf des Meisters Arbeitsplatz. Dies hat mir Frau Frank ausdrücklich berichtet. Die letzte gießfertige Form hat Ludwig Frank für Herrn Jürgen Olmes geschaffen. Es ist Ferdinand v. Braunschweig zu Pferd.
  Zu den letzten Arbeiten gehört auch ein begonnener Reiter für Herrn Wolfgang Hafer. Bei diesem Reiter war nur einseitig das Pferd leicht ausgeschabt. Ganz sonderbar an dieser Form war, daß der Meister begonnen hatte das Pferd linksseitig zu gravieren, während der Mann ganz abnormal mit dem rechtsseitigen Entwurf eingezeichnet war. Vielleicht sah Herr Frank den Fehler und legte deshalb die angefangene Gravur enttäuscht zur Seite. Dieses Rätsel wird wohl nie zu lösen sein.
  Auf verschiedene zur Gravur vorbereitete Steine las ich die Namen: Cortum, Beck, Hafer, Loy, Retter, ein Zeichen dafür, daß unser unvergeßlicher Graveur allen seinen Verehrern noch eine Freude bereiten wollte. Das Schicksal wollte es anders. Still hat ihm der Tod sein geliebtes Werkzeug, den Stichel, aus der Hand genommen.
  Des Altmeisters Werk wird in allen Sammlerherzen ein Denkmal besitzen, seine Kunst bleibt unvergessen.
   
   
 

Gravuren für:

Ammon, C.

Kolbitz, Karl Heinz

Rüther, Fritz

Auerbach, Alfred

Krog, Paul

Sander, H.

Berking, Erich

Kulturamt Kulmbach

Scheibert, Eduard Ferdinand

Biebel, Franz

Langkau, Ulrich

Scheunert, Franz

Bittner, Heinz

Lockwood, Albert

Schirmer, Friedrich

Blum, Eugen

Loy, Hans

Schlecht, Helmut

Bölling, Werner d. Ä.

Maier, Sixtus

Schmidt, Euchar

Böttcher, Dr. G.

Meinicke, Thomas

Scholtz, Werner

Cortum, Georg

Mellenthien, Dr. Erhard

Schultze, Helmut

Diehm, Dr. Hermann

Menz, Fritz d. Ä.

Spenkuch, Georg

Eulner, Dr. K.

Müller, Hans

Tetzel, Heinz

Fechner, Werner

Nahde, Wilhelm

Thiel, Hans Joachim

Fohler, Edith

Naumann

Thies, Dr. Maximilian

Gottstein, Otto

Neumeister, Dr. Horst

Tylinski, Horst

Hafer, Wolfgang

Ochel, Alois

Venatier, Friedrich

Haffner, J. Nachf. Albrecht Städtler             

Olmers, Jürgen

Vorberg, Heinz Reinhold

Hallesche Sammlergruppe

Ortmann, Erwin

Wallner, Rudolf

Heinrichsen, Wilhelm

Pahle, Heinrich

Weinert, Ruthardt

Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld

Parsen

Wolfram, Ernst

Kemnow

Retter, Alfred

Knoll, Michael

Ritter, Joachim

Haffner, J. Nachf. Otto Bing

 
     
  Sigel:                    
     
 

Quellen:

Sterbebuch des Standesamts I Nürnberg 1957, StadtAN C 27/II Nr. 2507, Eintrag 2842

Trauungsregister StadtAN C 21/II Nr. 30, S. 64, Nr. 47

Die Zinnfigur (verschiedene Jahrgänge)

Heinz Schenzle: Sigel-Bestimmungsbuch, Freunde der Plassenburg e. V. Kulmbach 1987

Manfred H. Grieb, K. G. Saur: Nürnberger Künstlerlexikon, München 2007

Swen Heuer-Müller: Ludwig Frank-ein Leben für die Zinnfigur, Selbstverlag Deutsches Zinnfigurenmuseum Plassenburg Kulmbach 2007

Herzlichen Dank an Frau Gott-Schmitz (Stadtarchiv Nürnberg) für die Recherche und außerordentlich hilfreiche Hinweise!

 
     
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