Zeumer, Richard - Dresden
Bericht aus "Die Zinnfigur, Jahrgang 1928"
   
 

Vom Zeumerschen Zubehör zu Zinnfiguren.

Schon oft wurde ich gefragt, wie ich dazu gekommen sei, mich besonders für das Zubehör für Zinnfiguren zu interessieren.

Um eine Antwort geben zu können, muß ich schon etwas weit ausgreifen. Vor ca. 20 Jahren glaubten die Künstler wieder einmal das Kinderspielzeug reformieren zu müssen und schufen kleine Holzhäuschen, ca. 5 - 7 cm hoch, einfach bemalt und aus vollen Holzklötzern in einem schweren eichenen Kasten verpackt.

Das durch die Kunstgewerbezeitungen benachrichtigte Publikum kam, sah sich die Sache an, fand die Sache "reizend", "süß" und dergleichen, aber kaufte es nicht, weil es zu teuer war. Der Leidtragende war wieder einmal der Händler. Jetzt verkaufte ich entgegen der Künstlerabsicht die Häuschen einzeln, es ging, aber nun fehlte die Bevölkerung der Dörfchen. Die kleinen Holzfigürchen der damaligen Zeit waren sehr primitiv, da versuchte ich es mit Zinnfiguren und zwar mit Heinrichsens Fabrikat.

Da ich seit meiner Schulzeit Interesse für Geschichte gehabt habe, so bevorzugte ich historische Darstellungen.

Die Bodenfläche macht mir Schmerzen, da entdeckte ich bei Heinrichsen einen auf Abbau gestellten Posten lithographierte Geländetafeln, den ich gleich in Bausch und Bogen übernahm.   

Die Aufstellungen gefielen schon besser, der Nachteil war nun, daß die vorbeimarschierenden Truppen in die Fenster der 2. Etage der Gebäude schauten. Da ich schon seit 40 Jahren Spielwaren verlege und manches selbst herstellen ließ, was einen persönlichen Charakter tragen sollte, so standen mir allerlei Arbeitskräfte aus berufsmäßigen Bastlerkreisen zur Verfügung und ich fing an, Häuschen herstellen zu lassen, in der Größe zu den damals fast ausschließlich bekannten Heinrichsen Figuren.

Mit meiner Camera zog ich hinaus an historische Stätten, nahm die Häuser (z. B. das Gut in Plochwitz (Finkenfang bei Maxen)) von allen Seiten auf, Modelle aus Papier wurden hergestellt und nach vielen Fehlschlägen gelang es endlich, etwas Brauchbares herzustellen.

Die alten Geländetafeln, die manchen Nachteil hatten, waren schnell verkauft, ich schuf ein neues System, das bis zum heutigen Tag ausgebaut wurde und sich gut bewährt hat.

Es hat viel Kopfzerbrechen gemacht, bis alle Anschlüsse klappten und das Gelände naturgetreu aussah. Das Maß der Tafeln 16 x 16 cm ist zum Grundmaß für alle Geländeteile geworden (auch für die beliebten Hügelbauten).

Mir ging es nun, wie es jedem Sammler geht, die Ansprüche an gute Ausstellungen wuchsen. Mein Stab an Mitarbeitern vergrößerte sich, es kamen Fabrikate in Geschützen, Wagen und sonstigem Zubehör dazu, tagelang lief ich auf der Leipziger Messe umher, um mit Späherblick aus den Collektionen der Fabrikanten das zu finden, was für unsere Sache geeignet war. Aber viele Wünsche bleiben noch unerfüllt.

Da die Sammelei noch in den Kinderschuhen steckte und der Umsatz noch gering war, konnte man keine Quantitäten bestellen, auf die es doch bei der Fabrikation, um rationell zu sein, in erster Linie ankommt, und so fabrizierte ich auch im Kleinen.

Natürlich können all die Dingerchen, die im Kleinbetriebe hergestellt werden, nicht so billig sein, wie die Massenware, aber jedes Stück war destomehr mit großer Liebe hergestellt, so genau als möglich in Form und Farbe, daß jeder Sammler seine Freude daran haben konnte.

Die Collektion vergrößerte sich, den Wünschen der Kundschaft entsprechend von Tag zu Tag und umfaßt heute 1600 Nummern, ohne aber dabei zum Abschluß gekommen zu sein.

An dieser Stelle kann ich aber auch gleich einmal meinen Dank allen Sammlern aussprechen, die mich mit neuen Ideen, Modellen, Zeichnungen oder Richtigstellungen unterstützt haben. Ich kann es wohl ohne Überhebung sagen, daß sich kein zweites Geschäft auf der ganzen Welt findet, das Sammlern eine solche Auswahl in Figuren und Zubehörteilen zu bieten vermag, wie das meinige und dies nur durch gegenseitige Unterstützung und Mitarbeit.

Es wäre natürlich ideal, wenn man alle die erschienenen Teile bildlich vorführen könnte, aber dazu langt der Geldbeutel nicht, drum möchte ich alle Sammler, die der Weg in die Nähe unseres schönen Dresdens bringt, bitten, sich die Collektion zeigen zu

lassen, sie werden alle ihre Freude daran haben.

 

Richard Zeumer, Dresden, Schloßstraße 22

   
   
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