Schrader, Johann Heinrich - Hannover
   
  Hampe führt unter den kleinen Zinngießereien in Hannover u. a. einen "Schrader" an. Kollbrunner macht daraus einen "Ludwig Schrader", den Leinweber und Schenzle so übernehmen.
[Ernst] Ludwig Schrader war kein Zinngießer; richtig ist der Bruder Johann Heinrich Schrader.  
   
1802 Heinrich Christian Schrader, Consistorialbote bzw. -pedell [Kanzleibote] (* 1766 in Nienstedt) heiratet am 31. Januar 1802 die Dorothee Margarethe Hasselhorst (* 7. September 1778), Tochter des Bürgers und Lohgerbermeisters Johann Conrad Hasselhorst und dessen am 14. April 1771 geheiratete Ehefrau Catharina Elisabeth Hasselhorst, geb. Koinecken (* 1749; † 18. März 1790).
Das Ehepaar hat die Kinder:
Johann Heinrich Schrader (* 4. November 1802),
Johann Heinrich August Schrader
(* 29. April 1804),
Johann Gottlieb
Schrader (* 4. Juni 1806),
Juliane Sophie Elise Schrader
(* 28. April 1808; † 19. Dezember 1810),
Johann Heinrich
Christian Schrader (* 21. Mai 1810),
Johann Carl Ludwig Schrader
(* 26. Juli 1812; † 12. September 1812),
Ernst Ludwig
Schrader und
Heinrich Theodor Schrader
(Zwillinge * 13. August 1813).
1804 Das Ehepaar wohnt in der Judenstraße 709 (Altstadt).
   
1817 Heinrich Christian Schrader, der jetzt ausser Consisterialbote auch Gastwirt ist, hat das Haus Langenstraße 14 gekauft.
   
1832 Er ist am 10. September 1832 verstorben, Eigentümerin der Langenstraße 14 ist jetzt seine Witwe Dorothee Margarethe Schrader.
   
1837 Elisabeth Conradine Emilie Demong, die Witwe des Zinngießermeisters Ernst Carl Demong beschäftigt Johann Heinrich Schrader als Gesellen in der von ihr weitergeführten Zinngießerei.
   
1843 Die Witwe Dorothee Margarethe Schrader ist am 17. Juli 1843 verstorben.
Die Langenstraße 14 ist umbenannt in Langestraße 14.
   
1844 Johann Heinrich Schrader fertigt in der Demong'schen Werkstätte mit einem Zeitaufwand von sechs Wochen sein Meisterstück, eine Kaffeekanne (zu der der Zinngießerlehrling Carl Schaper den Entwurf zeichnet) und eine Kinderflasche.
   
  Dazu steht in den "Acten: Hannover in Curie den 11. April 1844
Es erschien der Zinngießer-Lehrling Carl Schaper, 18 Jahre alt, u. ... auf Befragen er sei als Lehrling bei der Witwe Demong; der kürzlich als Zinngießeramtsmeister angenommene Schrader habe sein Meisterstück in der Demongschen Werkstette angefertigt u. etwa 6 Wochen daran gearbeitet.
Das Meisterstück habe bestanden in einer Kaffeekanne u. einer Kinderflasche.
Beide Gegenstände habe Meister Schrader selbst u. ohne Hülfe eines Dritten angefertigt.
Die Kaffeekanne sei nach einer Zeichnung verfertigt, welche Schrader jedoch nicht selbst gemacht, viel mehr durch Comparenten [der Erschienene, der Anwesende, der Bezeugende] habe anfertigen lassen. Schrader habe ihn mündllich dringend gebeten, die erforderliche Zeichnung zu der Kaffeekanne anzufertigen, worauf er dann dieselbe mit Bleifeder gezeichnet angefertigt habe.
Nachdem diese Zeichnung im Amte als untauglich verworfen sei, habe er eine zweite für Schrader anfertigen müßen, nach welcher sodann die Kaffeekanne vom Meister Schrader gearbeitet worden sei.
Beide Zeichnungen habe Comparent ganz alleine angefertigt.

Ex post gab Comparent ... zuvernehmen: nach der von Schrader angefertigten meßingernen Form habe derselbe mehrere Kaffeekannen gegossen. Hiernach habe Schrader angefangen, eine von diesen Kaffeekannen zu bearbeiten, allein da sich ... dann gezeigt, so habe er dieselbe ... ... ..., sondern er habe eine neue Kanne gegossen, u. diese fertig gemacht, solche auch für eine von denjenigen ausgegeben, die er früher ... in Gegenwart der Vorsteher gegossen habe.
in fidem [im Glauben] Fidler, Vorst."
[... = nicht zu transkribieren]
   
     Marken des Johann Heinrich Schrader
   
  Johann Heinrich Schrader und der Zinngießerlehrling Carl Schaper werden mit den Demong'schen Formen von Johann Ernst du Bois übernommen.
   
1845 Das Anwesen Langestraße 14 ist an den Kaufmann Hühne verkauft.
Johann Heinrich Schrader ist Eigentümer der Liegenschaft Knochenhauerstraße 749.
   
1846 Die Knochenhauerstraße 749 ist umnummeriert in Knochenhauerstraße 46.
   
1851 Eigentümer der Knochenhauerstraße 46 ist jetzt Johann Gottlieb Schrader, der Bruder von Johann Heinrich Schrader.
Er wohnt nach wie vor dort.
   
1859 Die Knochenhauerstraße 46 ist umnummeriert in Knochenhauerstraße 43
   
1862 Johann Heinrich Schrader übergibt dem historischen Verein für Niedersachsen einen von ihm in der Lindener Feldmark gefundenen Celt [Streitmeißel] von Bronze.
   
1866 Die Knochenhauerstraße 43 ist umnummeriert in Knochenhauerstraße 44.
   
1867 Der unverheiratete Johann Heinrich Schrader erhängt sich am 25. September 1867 und wird am 29. September 1867 auf dem Stadtfriedhof begraben.
   
  Quellen:
Sechsundzwanzigste Nachricht über den historischen Verein für Niedersachsen, Hannover 1863 (Google books)
Theodor Hampe: Der Zinnsoldat - ein deutsches Spielzeug, Verlag Herbert Stubenrauch, Berlin 1924
Hermann Deckert: Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover, Hannover 1939
Curt F. Kollbrunner: Zinnfiguren - Zinnsoldaten - Zinngeschichte, Hirmer-Verlag München 1979
Ulf Leinweber: Die kleine Figur - Geschichte in Masse und Zinn, Staatliche Kunstsammlungen Kassel, 1985
Heinz Schenzle: Sigel-Bestimmungsbuch, Freunde der Plassenburg e. V. Kulmbach, 1987
Alheidis von Rohr: Zinn und Zinnfiguren aus Hannover, Historisches Museum Hannover 1996
Dr. Erhard Schraudolph: Herrscherstolz und Bürgerfleiss - Zinngießer in Hannover und Celle, in "Dem König gehört alles, auch dein Spielzeug" - Zinnfiguren aus dem Königreich Hannover, Edition Krannich, 2008
Adreßbücher Hannover online
Stadtarchiv Hannover - ich danke Christina Fehring für die Recherche und die großzügige Abrechnungsweise!
Ev.-luth. Stadtkirchenverband Hannover - Stadtkirchenkanzlei (Schloß-Kirchenbuch, Nds. Verein für Familienkunde, Sonderveröffentlichung Deutsche Ortssippenbücher Reihe B - Band 75; Kirchenbuch Schloßkirche, Trauungen 1802 Seite 368 Nr. 1; Kirchenbuch Marktkirche, Begrabene 1867 Seite 186 Nr. 138), Protokoll vom 11. April 1844, das Meisterstück Schraders betreffend.
Archion: Kirchenbücher Hannover-Schloß, Hannover-Markt und Hannover-Neustadt
   
  Kosten dieser Seite:
Stadtarchiv Hannover EUR 8,25
Ev.-luth. Stadtkirchenverband Hannover - Stadtkirchenkanzlei EUR 84,50
Archion 4,00 EUR (anteilig)
   
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