Schiebler, Friedrich - Dessau/Anhalt

 

1851 Gottfried Friedrich Schiebler wird am 5. Juli 1851 in Jessnitz als Sohn des Friedrich Schiebler, Bürger und Tuchscherer und dessen Frau Amalie Schiebler, geb. Wagner geboren.
   
vor 1895 Er betreibt in Jessnitz eine Blei- und Zinkspielwaren-Fabrik verbunden mit Mechanischer Werkstatt, die in Berlin, Galatz, Kempten, Wien und Manchester vertreten ist.
   
1895 Im Adressbuch von Dessau ist er erstmalig als Uhrmacher und Mechaniker in der Haidestraße 1 verzeichnet.
   
1896    Anzeige im Adressbuch Dessau von 1896
   
1897 Friedrich Schiebler ist in die Franzstraße 24d Parterre umgezogen.
   
1899 Neue Anschrift ist Schulstraße 6/7 Parterre.
   
1900 Er hat seine Werkstätte und Wohnung wieder in die Franzstraße 24d Parterre verlegt.
   
1902 Die Franzstraße 24d ist umnummeriert in Franzstraße 27.
   
1909 Im Adressbuch ist er nun als Mechaniker und Bleisoldatenfabrik eingetragen.
   
1910 Neue Anschrift des Uhrmachers, Mechanikers und der Bleisoldatenfabrik ist Albrechtsplatz 3 Parterre.
   
1911

Er ist in das Hinterhaus der Leopoldstraße 4 umgezogen.

 

1912 Es ist ein weiterer Umzug erfolgt: Neue Adresse ist Leopoldstraße 33 Parterre.
   
1914 Im Adressbuch ist Friedrich Schiebler nur noch als Uhrmacher und Mechaniker aufgeführt.
   
1919 Er betreibt zusätzlich eine Papierhandlung.
   
1925

Er ist verstorben und damit letztmalig im Dessauer Adressbuch als Uhrmacher in der Leopoldstraße 33 eingetragen.

 

 

Joachim Ritter schreibt im "Der Standhafte Zinnsoldat", 1 Jahrgang 1928:

Zinngießer Schiebler in Dessau.

Es soll keine Unbescheidenheit sein, wenn ich die Serie über die Zinngießer eröffne, die einstmals Zinnfiguren herstellten und deren Tätigkeit heute der Vergangenheit, der Geschichte der Zinnfigur angehört. Meine Mitarbeit auf museologischem Gebiet der Zinnfigur ist mehr ein Kosten gewesen denn Mitarbeit. Liegt doch meine Art des Sammelns auf ganz anderem Gebiete.

Durch meine Reisetätigkeit werde ich durch weite Gebiete Deutschlands regelmäßig geführt und habe des öfteren einmal ein Stündchen Zeit, neben meinem Beruf gleich an Ort und Stelle auch meiner Liebhaberei nachzugehen.

So kam ich 1924 auch wieder einmal nach Dessau. Bei einem alten Kunden mich als Liebhaber alter Zinnfiguren vorstellend, erfuhr ich zu meiner Freude, daß dort bis kurz vor dem Kriege eine Zinn- und Bleisoldatenfabrik bestanden habe. Den Namen konnte ich nicht erfahren, aber die Straße, in der er wohnte. Guter Rat war also teuer. Ich ging zu jener Straße hin und sprach am Eingang zwei alte Frauen, die gerade zu Markt einkaufen gehen wollten, an, fragte und erfuhr zu meiner größten Freude sowohl Namen als auch den jetzigen Aufenthalt des Herrn Schiebler.

Der Zufall hatte es mir leicht gemacht. Ich also im Sturmschritt dorthin. Nach zögernd von jungen Leuten gegebener Auskunft konnte ich mit dem alten Herrn, der noch lebte und sehr schwer leidend war, bekannt werden. Er gab sich die Mühe, mir seinen Keller zu zeigen, in dem neben Brennholz, Kartoffeln noch Reste seiner alten Formen lagen, leider unbrauchbar, die Hauptsache war zur Inflation als Altmetall (Messingformen!) nach Berlin gewandert zum Verschrotten. Wie er sagte, kauft doch heute kein Mensch mehr Soldaten. Er hatte den Glauben an seine Zeit verloren. Er erzählte mir noch, daß er früher in Jeßnitz gearbeitet habe, dann aber in die Residenzstadt Dessau gezogen sei.

Leider hatte ich die letzten Jahre keine Gelegenheit mehr, Herrn Schiebler zu begrüßen. Ich glaube, daß er schon zur großen Armee, heute wohl 80jährig, abgerufen sein wird.

 

Im 8. Jahrgang 1935 erscheint folgende Notiz:

Zinngießer Schiebler in Dessau/Anhalt.

In der "Chronik der Zinngießer", Heft 7 des 1. Jahrgangs unserer Zeitschrift, April 1928, veröffentlichte ich, wie ich den Zinngießer Schiebler in Dessau anno 1924 gefunden habe. Ich habe damals den Rest der Formen und einige Güsse retten können und kann nun heute die Nachricht unterbreiten, daß alle Stücke in den Besitz des bekannten Schloßmuseums in Zerbst/Anhalt übergegangen sind, wo sie hingehören und nun eine bleibende Statt haben werden.

 

Der Webseite des Förderverein Schloss Zerbst e. V. ist zu entnehmen:

"Am 16. April 1945 wurde das Residenzschloss durch Bomben schwer getroffen und brannte vollständig aus. Die nicht ausgelagerten wertvollen Bestände der Archive und die Ausstellungsgegenstände des Museums gingen durch Zerstörung und anschließende Plünderungen fast völlig verloren."

 

In einem Inventar des Schlossmuseums vom Juni 1931 mit handschriftlichen Ergänzungen bis 1939 ist folgender Eintrag zu finden:

"1 Kollektion v. Zinnfigurenformen" Eigentümer: Joachim-Ernst-Stiftung, Versicherungswert: 20 RM.

 

 

Zinn- und Bleifiguren:

Eine Gießform für einen plastischen Ulanen und zwei kleine Serien Flachfiguren sind bekannt.

 

    
Flachfiguren um 1895 (Abbildung aus "Bilder vom Aufbau der Ausstellung "Anhalt en Miniature")
   
 

Quellen:

Der Standhafte Zinnsoldat - Nachrichten für Liebhaber der Zinnfigur, Joachim Ritter, Merkkleeberg b. Leipzig - 1. Jahrgang 1928 und 8. Jahrgang 1935

Adressbücher Dessau online (FamilySearch)

Stadtarchiv Dessau-Roßlau - Ich danke Herrn Archivleiter Dr. Frank Kreißler!

Förderverein Schloss Zerbst e. V. - Herzlichen Dank an Herrn Vorsitzenden Dirk Hermann!

Webseite www.schloss-zerbst-ev.de

Heinz Schenzle: Sigel-Bestimmungsbuch, Freunde der Plassenburg e. V. Kulmbach 1987

Zinnfiguren-Ausstellung Anhalt en Miniature, 22.9.2012 - 27.1.2013 im Museum Schloss Bernburg (www.val-anhalt.de/bekanntgaben/aufbau_anhalt_ miniature.html)

Ich danke Florian Wilke für hilfreiche Hinweise!

   
 

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