Leuchs & Co. - Nürnberg
Türkischrothfabrik
   
1839

Dem Professor Thomas Leykauf (* 1815; † 15. September 1871), Mitbegründer der chemischen Industrie in Nürnberg, gelingt eine wichtige Erfindung in der Krappfärberei.

Im zweiten Nachtrag zu J. C. Leuchs Färbekunde heißt es: "Doch ist es jetzt Herrn Thomas Leykauf in Verfolgung eines neuen und einfachen Weges gelungen, nicht nur den rothen Farbstoff des Krapps [Krapp oder Echte Färberröte Rúbia tinctórum L., Pflanze zur Familie der Krapp-Gewächse (Rubiáceae) gehörend; früher zur Gewinnung des roten Krapp-Farbstoffes in Wärmegebieten (z. B. Elsaß, Pfalz) häufig kultiviert und gelegentlich verwildert; Herkunft: östliches Mittelmeergebiet] vollständig auszuscheiden, sondern auch das was gelber Farbstoff war, als rothen zu erhalten, so daß von einem gegebenen Gewicht Krapp nicht wie bisher nur 25 - 40 % des darin enthaltenen rothen Farbstoffes benuzt werden, sondern aller, und noch weitere 10 - 30 %, die man bisher zu braunen oder gelben Farbstoff machte und als solchen nicht benuzen konnte: ein Ergebniß, das wol die kühnste Erwartung übersteigt."

   
1844

Die Nürnberger Zeitung vom Donnerstag, 3. Oktober 1844 schreibt:

"Hiesiges. Eine Unternehmung die Nürnbergs Handel und Industrie kräftig in ihrem Aufschwung unterstützen dürfte, scheint sich hier verwirklichen zu wollen. Man spricht von der Bildung einer Aktiengesellschaft für eine Türkischroth-Färberei, welche ihre Arbeiten nach der einfachen, vortheilhaften, von dem Chemiker Leykauf hier erfundenen Methode mit Zuziehung aller neuen Hilfsmittel der Chemie und Mechanik ausführen soll. Bei der Stellung, welcher sich dieser bereits durch andere gelungene Arbeiten erworben hat, zweifeln wir nicht an dem Erfolg, besonders, wenn, wie es verlautet, derselbe persönlich dabei mitwirken wird, und sehr lobenswerth und ganz im Geiste der neuen Zeit, welche die Association an die Stelle des Monopols setzen will, finden wir es, daß der zu erwartende bedeutende Gewinn nicht Einzelnen zukommen soll, sondern daß dem Gesammtpublikum daran Theil zu nehmen gestattet ist, und zwar auch den weniger Bemittelten, da der Betrag einer Aktie nur auf 100 fl. festgesetzt seyn soll."

   
 

In der Nürnberger Zeitung vom 13. Oktober 1844 steht u. a.:

"Andere [Gewerbe] sind im Werden. Unter diesen wollen wir durch Gegenwärtiges vornämlich auf eines aufmerksam machen, dem durch die Methode der Fabrikation ein bedeutender Erfolg gesichert ist. Türkischroth gefärbte Garne und Zeuge haben nicht bloß in hiesiger Gegend und im ganzen Zollverein ausgebreiteten Absatz, sondern sind auch ein bedeutender Ausfuhrartikel nach England und Ostindien, seitdem die dortigen Fabriken nicht mehr mit den Elberfelder und Schweizer Preis halten können. Der Preis dieses Fabrikates ist indessen noch hoch (man zahlt für das Pfund zu färben 54 kr. bis 1 fl. 6 kr.), da die bisherige Färbart mühsam, langwierig, kostspielig und höchst unsicher ist. Indessen ist es Herrn Leykauf, Professor der Chemie an der hiesigen polytechnischen Schule gelungen, diese Fabrikation so zu vereinfachen und zu vervollkommnen, daß gleich schöne und haltbare Waare in ungleich kürzerer Zeit und mit Ersparung eines großen Theils der bisher nöthigen Auslagen gemacht werden kann. Die Anerbietungen, welche ihm wegen Abtretung dieser Methode von deutschen und englischen Fabriken gemacht wurden, hat derselbe abgelehnt, in der Voraussetzung, daß dieser gewinnbringende Fabrikationszweig Nürnberg dadurch erhalten werden kann, daß sich eine Aktiengesellschaft zur Errichtung einer Fabrik im größeren Maßstabe bildet. Nach der dieser Tage deßhalb ausgegebenen Einladung sollen zu diesem Zweck 1000 Aktien au porteur zu 100 fl. jede ausgegeben, nach erfolgter vollständiger Einzahlung mit 4 Prozent jährlich verzinst werden, und als Mehrdividende den jährlichen reinen Gewinn der Fabrik nach Abzug der statutenmäßigen Abzuge für Reservefond und Vergütungen erhalten. Der jährlich zu erwartende Reinertrag stellt sich nach der speziellen Rechnung für die ersten Jahre auf wenigstens 12 Prozent, wenn die Fabrik später ihrem ganzen Umfang nach betrieben werden kann, aber ungleich höher, was sich aus den günstigen Verhältnissen, unter denen diese Fabrik hier, theils in Hinsicht auf die Lokalität, theils in Hinsicht auf die Vorzüglichkeit ihres Verfahrens arbeitet, leicht erklärt. Indem wir uns damit begnügen, hiermit auf dieses vortheilhafte Unternehmen aufmerksam zu machen, bemerken wir noch, daß die speziellen Nachweisungen durch C. Leuchs und Comp. in Nürnberg zu erhalten sind, wo auch noch Aktienzeichnungen angenommen werden."

   
 

Am 8. November 1844 erscheint der hiesige Kaufmann Johann Carl Leuchs beim Magistrat der Stadt Nürnberg und ersucht um die Erlaubnis zur Errichtung einer "Actien Türkischrothfabrik dahier" unter Vorlage eines "Prospectus", einer "Ungefähren Kosten- und Gewinn-Berechnung", einem Entwurf der "Statuten der Actien-Türkischrothfabrik zu Nürnberg" und einem "Alphabetischen Verzeichniß der Subscribenten zur Aktien-Türkischroth-Fabrik".

   
     Prospectus
   
     Ungefähre Kosten- und Gewinn-Berechnung
   
     Statuten der Actien-Türkischrothfabrik zu Nürnberg (Entwurf)
   
     Alphabetisches Verzeichniß der Subscribenten zur Actien-Türkischroth-Fabrik
   
 

Die verordneten Vorsteher des Handelsstandes äußern sich gegenüber dem Magistrat der königl. bayer. Stadt Nürnberg am 16. November 1844 u. a. so:

"... daß der Erfinder dieses Türkischroth welcher an die Spitze der Fabrik treten und dieselbe leiten soll, Herr Professor Leykauf, als ein in seinem Fache durchaus erfahrener und bewährter Mann ist, von welchem man voraussetzen darf, daß er das, was er verspricht, auch zu leisten vermag, so daß an dem Gelingen dieses Unternehmens wohl kaum zu zweifeln ist.

Wir glauben auch, daß durch den zweckmäßigen Betrieb einer solchen Fabrik der Industrie im Allgemeinen und der hiesigen Stadt in Specie nur Vortheil erwachsen kann, und haben daher gegen das Gesuch des Kaufmanns Leuchs nicht zu erinnern."

   
1845 Am 12. März 1845 werden dem Stadtagistrat die geänderten Statuten vorgelegt.
   
     Statuten der Actien-Türkischrothfabrik zu Nürnberg (endgültige Fassung)
   
 

Die Königliche Regierung von Mittelfranken - Kammer des Innern in Ansbach stellt am 31. Mai 1845 folgende Urkunde aus:

   
 

"Seine Majestaet der Koenig haben laut hoechsten Ministerial-Rescripts vom 18ten d. Mts. das von dem Thomas Leykauf, Professor der Chemie an der polytechnischen Schule zu Nürnberg, dann von dem Kaufmann Johann Karl Leuchs dortselbst beabsichtigten Gründung eines Actienvereins zur Errichtung einer Türkischrothfärberei und Fabrik zu Nürnberg, sowie den zu diesem Zwecke vorgelegten Satzungen mit dem bei § 29 derselben bereits eingezeichneten Vorbehalte allerhoechsten Bestaetigung allenfallsigen spaeteren Abaenderungen dieser Satzungen die erbetene Allerhoechste Genehmigung zu ertheilen geruht.

Nach dieser nunmehr erfolgten allerhoechsten Genehmigung der Gründung eines Actienvereines beschließt die unterfertigte Stelle auf das Gesuch des Kaufmanns Johann Karl Leuchs um Ertheilung einer Concession zur Errichtung fraglicher Fabrik: daß genanntem Kaufmann Karl Leuchs als Unternehmer die Concession zur Errichtung und zum Betrieb einer Türkischrothfärberey und Fabrik in Nürnberg mit dem Beisatz ertheilt werde, daß fragliche Concession bei dem dereinstigen Zustandekommen der Actiengesellschaft, auf diese selbst übergehe und daß die in der Fabrik nöthige Feuerung nicht mit Holz geschehe.

   
 

Zu dieser Concessionirung hat sich die unterfertigte Stelle bewogen gefunden, da

1. eine solche in Nürnberg noch neue Fabrik für den Handel und die Industrie dieser Stadt wie des ganzen Landes als hoechst  

     vortheilhaft erscheint,

2. der Unternehmer, Kaufmann Leuchs in Verbindung mit dem Erfinder der neuen Fabrikationsmethode Professor Leykauf

     als vollkommen geeignet erscheint, diese Fabrik zu einem schwunghaften Betriebe zu bringen,

3. der Nachweis der nöthigen Kenntnisse zum Fabrikbetrieb von Seite des Unternehmers nicht geliefert zu werden braucht,

     da der Erfinder der Fabrikationsmethode selbst, Professor Leykauf mit an der Spitze des Unternehmens steht und

     endlich

4. der Betrag der Einrichtungs- und Betriebskosten durch den projektirten und allerhoechst genehmigten Aktienverein

     aufgebracht werden wird, übrigens aber auch Kaufmann Leuchs, als ein notorisch vermoegender Mann, schon allein

     hinreichende Gewaehr bietet.

Der wegen des Feuerungsmaterials gemachte Zusatz ist durch große Holztheuerung zu Nürnberg veranlaßt.

Vorstehendes hat der Magistrat dem Kaufmann Leuchs sowie gleichzeitig dem Professor Leykauf zu eröffnen, und seiner Zeit wenn das Actienunternehmen zu Stande gekommen und die nöthigen Gebaulichkeiten errichtet seyn werden, acta zur Ausfertigung der Concessionsurkunde wieder vorzulegen.

Der magistratische Akt folgt hierbei zurück.

Königliche Regierung von Mittelfranken, Kammer des Innern. N. N.

   
 

Das Fürther Tagblatt vom Freitag, dem 27. Juni 1845 schreibt:

"Nach allerhöchst erfolgter Genehmigung der Statuten der Aktien der Türkischrothfabrik zu Nürnberg, wurde am 16. Juni der aus 9 Aktionairen der Gesellschaft zu bildende Verwaltungs-Ausschuß gewählt, bei welcher Wahl der dortige Kaufmann und Handelsvorsteher, F. W. Fuchs, die meisten Stimmen, nämlich 121 für sich bekam; zu den beiden Direktoren der Gesellschaft wurden Professor Leikauf und Kaufmann Leuchs erwählt, und es dürfte nun in Kurzem die Thätigkeit dieses großartigen Unternehmens in's Leben treten."

   
 

Der Kourier an der Donau vom Samstag, dem 28. Juni 1845 schreibt:

"(Nürnberg, 22. Juni.) Nachdem, wie schon früher gemeldet, die Statuten der Aktien-Türkischroth-Fabrik in Nürnberg die allerhöchste Genehmigung erhalten, wurde die Wahl des Verwaltungsausschusses vorgenommen, bei der von 92 Aktionärs 76 ihre Stimmen, welche 929 Aktien mit 92.900 fl. repräsentiren, abgaben. Zur Einrichtung der Fabrik wurde das in der Nähe gelegene Gut Oberveilhof und eine angränzende Wiese erkauft und der 15. Juli als zweiter Einzahlungstermin von 10 pCt. bestimmt."

   
 

Am 8. Juli 1845 gibt C. Leuchs zu Protokoll, dass die Aktiengesellschaft den obern Veilhof gekauft hat und dort die nötigen Gebäude für die Türkischrothfabrik bis zum 1. Oktober des Jahres herstellen wird.

   
 

Am 30. Juli 1845 wird in der Nürnberger Zeitung folgendes veröffentlicht:

"Aktien-Türkischroth-Fabrik zu Nürnberg. Wir bringen zur Kenntniß der verehrl. Herren Aktionair, daß die ferneren Einzahlungen für dieses Jahr wie folgt festgesetzt sind:

Dritte Einzahlung am 15. August mit 20 %

Vierte Einzahlung am 15. Septbr. mit 20  %

Fünfte Einzahlung am 15. Oktober mit 10 %

Sechste Einzahlung am 15. Novbr. mit 20 %

Nürnberg, am 28. Juli 1845.

Das Direktorium.

Th. Leykauf.     J. C. Leuchs."

   
 

Der Allgemeine Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen schreibt am 29. Juli 1845:

"Chemisch-Gewerbliches. Die Rothfärberei betr.

Aus Unterfranken, im Jul. 1845. "Dem Vernehmen nach tritt jetzt jene Türkischrothfärberei in's Leben, welche die Herren J. C. Leuchs und T. Leykauf im September vorigen Jahres zu Nürnberg in Form einer großartigen Fabrik auf Actien zu gründen begannen. Dem damals von diesen Herren ausgegebenen Prospectus, so wie späteren Nachrichten zufolge, stützt sich dieses Unternehmen auf ein vom Herrn Prof. Leykauf erfundenes Verfahren, Garne wie Zeuge türkischroth zu färben, ohne vorangängige sogenannte Animalisation und unter Ersparung vielen Oeles und sonstiger Materialien, so wie vieler Zeit. Aehnliches leistet jedoch auch für Garn- und Zeugfärbung, so wie für Zeugdruck (und für diesen ausgezeichnet) ein Verfahren, das sich auf Kastner's hierher gehörige, schon vor mehr denn zwanzig Jahren angestellte und in dessen Zeitschriften, so wie in seiner in den Jahren 1827 und 1828 in zwei Bänden zu Eisenach (bei Bärecke) erschienenen Theorie der Polytechnochemie bekannt gemachten Versuche gründet; Versuche, welche derselbe auch in seinen Vorlesungen oder vielmehr in seinem Verein (der Studirenden) für Physik und Chemie während des Sommers 1832 und wahrscheinlich auch in früheren Jahren, so wie in späterer Zeit, wiederholte und practisch erweiterte. Diesen Versuchen gemäß entlassen wässerige Abkochungen der Krappwurzel, wenn sie mit leicht löslichen Kalksalzen, mit oder ohne Beifügung von essigsaurer Thonerde (zumal von ausgefrorner), und dann mit phosphorsaurem oder auch kohlensaurem Natron versetzt werden, fleischrothe Niederschläge, die nur des Zusatzes von kohlensaurem Natron bedürfen, um sogleich gesättigt dunkelroth (türkischroth) zu erscheinen. Prof. Kastner zeigte hierbei unter Anderem auch, daß das gelbliche und bräunliche Pigment sich den Krappwurzeln entziehen läßt, lediglich mittelst Kochsalzlösung, die jedoch frei seyn muß von Bittererde etc. haltigen Salzen, und daß, wenn man essigsaure Thonerde zugesetzt hatte, der Niederschlag zugleich einen sehr gesättigt rothen Krapplack darstellt. Auch machte er schon damals darauf aufmerksam, daß, wenn man den gemahlenen Krapp, nach Art des zum sächsischen Blau vorzubereitenden Indigo, mit concentrirter Schwefelsäure behandelt, die nichtfarbigen Theile verkohlt werden, während die Farbtheile der Schwefelsäure unzerstört verbleiben, daß es jedoch zu solcher Ausscheidung, hinsichtlich der anzuwendenden Temperatur, großer Vorsicht bedürfe.

Die Art zu kennen, wie K. auf obiges Verfahren verfiel, dürfte den Lesern d. Bl. nicht uninteressant seyn; daher mag sie hier, dem Vorstehenden zum Schlusse dienend, folgen. Es war im Jahr 1817, als er in seinen Excerpten, betr. die Röthung der Knochen durch Krapp, auf folgenden, von ihm zu Jena (im Winter 1804/5) beigeschriebenen Zusatz stieß: Bestimmt vielleicht der phosphorsaure Kalk der Knochen und selbst auch jener der Milch, das Krapproth zur Ausscheidung und Verbindung mit demselben? Und färbt man darum Ostereier mit Krapp stark roth, weil die Eierschalen Kalk (neben kohlensaurem auch wohl etwas phosphorsauren) enthalten? Da er 1817 gerade über etwas freie Zeit zu verfügen vermochte, so suchte er diese Fragen durch die erwähnten Versuche zu beantworten, die wenigstens lehrten: daß er bereits im Jahr 1804 die Ursache jener Knochenröthungen nicht unrichtig erschlossen hatte und daß es die erdigalkalischen Salze sind, welche ihrer Anziehung zu dem rothen Farbstoffe folgen, wenn sie ihn, der durch die Verdauung nicht zerstört wird, bestimmen, sich in dem Körper abzulagern. Bekanntlich hat K. später darauf aufmerksam gemacht, daß die chondrin- (knorpelleim-) haltigen animalischen Gebilde solche Krapproth-Fällung nicht vollziehen. Daß der zur Rothfärberei bestimmte Krapp seines Zuckers durch Gährung nicht beraubt werden darf, wenn das Roth schön ausfallen und unverändert bleiben soll, darauf machte er schon in jenem Verein (1832) aufmerksam.""

   
 

Am 3. Oktober 1845 gibt Johann Carl Leuchs zu Protokoll, dass sich der Baumeister der Türkischroth-Aktiengesellschaft, Herr Goeßel, verrechnet hat, denn die Gebäude für die Fabrik, deren Fertigstellung zum 1. Oktober 1845 geplant war, sind noch nicht hergestellt. Ein Fabrikgebäude ist schon unter Dach, das zweite kommt nächste Woche unter Dach und vom dritten ist zur Zeit erst das Fundament gebaut. Die Bausteine, an denen es hauptsächlich fehlte, werden in Kürze herbeigeschafft und alle Gebäude noch im Lauf des Jahres vollendet werden.

   
1846

In der Extra-Beilage zum Nürnberger Kurier vom 8. Januar 1846 steht:

"Das Direktorium der Aktien-Türkischroth-Fabrik dahier macht hiermit den verehrlichen Aktionären bekannt, daß in Folge gemeinschaftlichen Beschlusses mit dem Gesellschaftsausschusse die Einzahlung der letzten 10 % im Laufe des Monats Februar und zwar unfehlbar bis Ende desselben zu geschehen habe, sowie, daß dabei die in § . 7. der Statuten festgesetzten Fristen nicht in Anspruch genommen werden können, weil gegen diese letzte Einzahlung und gegen Einlieferung der früheren Interimsscheine die Aktien ausgegeben werden, deren Verzinsung mit dem 1. März l. J. beginnt.

Nürnberg, den 6. Januar 1846,    Th. Leykauf.     J. C. Leuchs."

   
  Am 19. Februar 1846 sind die Fabrikgebäude bis auf die Feuerungen hergestellt.
   
1847

Die Münchener Politische Zeitung vom 29. März 1847 veröffentlicht folgende Mitteilung:

"Nürnberg, 26. März. In der gestern abgehaltenen Generalversammlung der hiesigen Actien-Türkischroth-Fabrik wurde, außer ausgezeichnet schönem Baumwollengarn, auch schön türkischrothgefärbtes Leinen vorgelegt, welches, da es bisher noch von keiner andern Fabrik geliefert wird, besonderes Interesse erregte und der Fabrik die günstigsten Hoffnungen für die Zukunft gibt. Die Versammlung beschloß auf den Antrag des Ausschusses, das Betriebscapital, für welches nach den gemachten Auslagen für Grundbesitz, Bauten, Maschinen, nur ungefähr 17.000 Gulden übrig blieben, mit 30.000 Gulden zu vermehren und zu diesem Zweck 300 neue Actien zu 100 Gulden auszugeben, welche vom 1. Juli an in den Zinsgenuß eintreten und übrigens dieselbe Dividende, wie die andern Actien, erhalten. Die Unterzeichnung für die noch zu vergebenden 160 Stück ist bei C. Leuchs u. Comp. in Nürnberg eröffnet. Der fabrikmäßige Betrieb, den bisher der anhaltend strenge Winter hinderte, soll nun ungesäumt beginnen, und es ist alle Aussicht vorhanden, daß diese Fabrik die Erwartungen, die man von ihr hegt, erfüllen und der Anfang auf einem Felde der Industrie werden wird, auf welchem sich unsere Stadt bisher noch nicht versucht hatte."

   
 

Am 10. Dezember 1847 bittet Johann Carl Leuchs das Ministerium des Innern als Vorstand der Türkischrothfabrik um Bewilligung eines 4%igen Darlehens von 15.000 fl. gegen hypothekarische Sicherung auf die Fabrikgebäude, um mit diesem Kapital das begonnene Geschäft schwunghafter betreiben zu können.

   
1848

Die Königliche Regierung von Mittelfranken, Kammer des Innern, lehnt am 8. April 1848 das Gesuch um ein Darlehen sowie das zwischenzeitlich erfolgte Gesuch um "Gestattung der Emittirung von 2000 Anweisungen á 10 fl. gegen hypothekarische Verpfändung der Fabrik, 4%ige Verzinsung und Einlösung vom 2. Jänner 1850 an" wegen Mangels verfügbarer Mittel als zur Berücksichtigung nicht geeignet ab.

   
 

In der Bayreuther Zeitung vom 23. August 1848 erscheint die Anzeige:

"Anzeigen. Die Actien-Türkischroth-Fabrik zu Nürnberg nimmt fortwährend Garn zum Färben an.

Der Färbelohn für Gewöhnliches ist 48 kr., für feines 1 fl., für feinstes 1 fl. 12 kr."

   
 

In der Mittelfränkischen Zeitung vom 14. September 1848 wird zwei mal inseriert:

"Empfehlung. Türkisch-Roth-Garn aus der Aktien-Türkisch-Roth-Fabrik verkauft der Unterzeichnete in allen Nummern zu den Fabrikpreisen; derselbe ladet jedermann ein, von den Garnen Einsicht zu nehmen und sieht bei deren befriedigenden schönen und guten Qualität einer recht lebhafte Abnahme entgegen.

Georg Friedr. Brunner. L. Nro. 948"

   
 

Am 8. Dezember 1848 schreibt die Mittelfränkische Zeitung:

"(Nürnberg.) Das Ergebniß der vorigen Monats gehaltenen außerordentlichen Generalversammlung der Aktien-Türkischroth-Fabrik war, daß das Geschäft, was die Fabrikation betrifft, jetzt ausgezeichnete Waare liefert, und somit die so oft ausgesprochene Meinung, daß in Nürnberg kein schönes Türkischroth gemacht werden kann, widerlegt ist. Die Inventur ergab: Immobilien 62.205, Maschinen 14.616, Waaren 20.150; in Summe mit anderen kleinen Posten im Ganzen 98.494 Gulden; ferner 15.000 Gulden Hypothekschuld, 10.402 Gulden andere (jetzt bis auf ein paar Tausend Gulden bezahlte) Schulden, wonach also die Einrichtung 36.839 Gulden erforderte, welche auf Verlustkonto gestellt wurden. 3968 wurden als Zinsen voriges Jahr an die Aktionäre bezahlt. Zur Bezahlung der Passiva und zum Fortbetrieb des Geschäfts hatte die frühere Generalversammlung eine Anleihe von 15.000 Gulden gegen Prioritätsaktien beschlossen, die zur zweiten Hypothek auf den Besitz der Gesellschaft eingetragen, und mit 5 % verzinst werden sollten. Diese fanden indessen, was bei den Zeitumständen wohl erklärlich, erst zur Hälfte Abnehmer. Eine Aufforderung an die versammelten Aktionäre den Rest zu übernehmen, blieb ohne Erfolg, und konnte ihn um so weniger haben, da in jetziger Zeit überall Geld und Muth fehlt; und die kleinen Aktionäre die Ehre einzuzahlen, den reicheren überlassen wollen. Würden übrigens nur einige der Letztern gleich Herrn Leuchs, der 15.000 Gulden auf die erste Hypothek gab, und gleich den Herren Zeltner und Heyne, die einige Tausend Gulden Prioritätsaktien übernahmen, die Fabrik unterstützen, so würden die noch fehlenden 6000 Gulden gleich beisammen seyn, und dem Flor derselben nichts mehr entgegen stehen, da die Aussichten für dieselbe überhaupt günstig sind. Übrigens können sich auch Nicht-Aktionäre dabei betheiligen, da jenes Darlehen, bei mehr als doppelten Werth an Grundbesitz, so sicher ist, wie irgend ein auf Hypothek gegebenes. Daß die Auszahlung der Zinsen verschoben wurde, fand Billigung, da Niemand verlangen kann, daß eine derartige Fabrik, schon in der ersten Zeit ihres Bestehens, Ertrag gibt und bei so schwachen Kapitalstande, eine Schwächung derselben im Anfang doppelt nachtheilig ist. Von besonderen Werth kann es für die Zukunft werden, daß in dieser Fabrik auch Leinengarn schön türkischroth gefärbt wird, was anderwärts bis jetzt noch nicht gelang. Möge die schon oft ausgesprochene Erwartung sich bald verwirklichen, daß Nürnberg in ihr einen Fabrikzweig von eben solcher Bedeutung erhält, wie in der Ultramarinfabrik."

   
1852

Die Generalversammlung der Aktien-Türkischroth-Fabrik beschließt am 27. August 1852 die Auflösung der Gesellschaft.

   
 

Dr. Friedrich Mayer bemerkt dazu in seinem Buch "Nürnberg's Handel und Industrie mit besonderer Berücksichtigung der Gegenwart":

"Die Aktien-Türkischroth-Fabrik auf dem Veilhof, eine vor einigen Jahren gegründete industrielle Anstalt, der von vielen Seiten das Lob des Fortschritts und der Realisirung seiner Bestrebungen zugestanden, von anderer Seite dagegen die Unmöglichkeit des Gelingens im Vergleich zu den Leistungen der Levantefärbereien dieser Art abgesprochen wird. Professor Leykam [muß heißen Leykauf] war die Seele der Anstalt."

   
1853

Im Fränkischen Kurier vom 25. Februar 1853 erscheint die Anzeige:

"Edictalladung. Auf Antrag des Vollzugsausschusses der durch Beschluß der Generalversammlung vom 27. August 1852 aufgelösten Türkischrothfabrik-Aktien-Gesellschaft zu Nürnberg resp. Oberveilhof werden hiermit sämmtliche Inhaber von Aktien aufgefordert, letztere, und zwar

1) die Nummern von 1 bis 400 incl. am Montag den 18. Febr. curr.

2) die Nummern von 401 bis 749 incl., dann von 900 bis 950 incl. am Dienstag den 1. März curr.,

3) die Nummern von 951 bis 1300 incl. am Mittwoch den 2. März curr.,

jedesmal von 8 - 12 Uhr Vormittags und von 2 - 6 Uhr Nachmittags in der diesgerichtlichen Kanzlei um so gewisser vorzuzeigen oder durch gehörig Bevollmächtigte vorzeigen zu lassen, als außerdem ihrerseits ein Verzicht auf ihre Ansprüche an das Gesellschaftsvermögen angenommen und letzteres ohne Rücksicht auf ihre Forderungen zur Vertheilung gebracht werden würde.

Nürnberg, den 15. Februar 1853.

Kgl. Landgericht.

Buirette.

Egersdörfer"

   
 

Quellen:

industriegeschichte.net (Thomas Leykauf)

Zweihundert und fünfzig Entdekungen und Verbesserungen in der Färberei und Drukerei. Gemacht in den Jahren 1828 bis 1839. Auch als zweiter Nachtrag zu J. C. Leuchs Färbekunde, Verlag von C. Leuchs und Comp. Nürnberg 1839 (Google books)

Fürther Tagblatt, Nro. 102 vom Freitag, den 27. Juni 1845 (Google books)

Kourier an der Donau, No. 164 vom Samstag, dem 28. Juni 1845 (Google books)

Nürnberger Zeitung, Nro. 288 vom Donnerstag, 3. Oktober 1844; Nro. 287 vom Sonntag, 13. Oktober 1844, Nro. 211 vom Mittwoch, 30. Juli 1845 (Google books)

Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen, Nr. 203 von Dienstags, den 29. Julius 1845 (Google books)

Extra-Beilage zum Nürnberger Kurier Nr. 8., 8. Januar 1846 (Google books)

Münchener Politische Zeitung Nr. 75 vom Montag, dem 29. März 1847 (Google books)

Bayreuther Zeitung, Nro. 234 vom Mittwoch, dem 23. August 1848 (Google books)

Mittelfränkische Zeitung, No. 255 vom Donnerstag, dem 14. September 1848 und No. 340 vom Freitag, dem 8. Dezember 1848 (Google books)

Dr. Friedrich Mayer: Nürnberg's Handel und Industrie mit besonderer Berücksichtigung der Gegenwart, Nürnberg 1852 (Google books)

Fränkischer Kurier (Mittelfränkische Zeitung), Nr. 56 vom Freitag, dem 25. Februar 1853 (Google books)

Prof. Dr. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Süddeutschland und die angrenzenden Gebiete, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart, 1949, 3. Auflage 1970

Stadtarchiv Nürnberg (HR VI b 3 T Nr. 11 - 13973)

   
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