Heyde, Georg & Co. - Dresden | |
1805 | Der Tischler Johann Franz David Heyde (Hayde, Heide) lebt und arbeitet in Braunschweig in der Kuhstraße 1539. |
1807 | Er zieht in die Kuhstraße 2539 B um. Es folgen weitere Umzüge (1813: Am Magnithore 2257; 1814: Kuhstraße 2443; 1815: Friesenstraße 2235; 1817: Wendenstraße 1591; 1818: Höhe 2780; 1820: Echternstraße 669 A; 1821: Kuhstraße 2429; 1822: Schöppenstedterstraße 1815; 1826 ist er im Adressbuch nicht mehr verzeichnet). |
1811 | Julius Wilhelm Adolph Heyde wird am 30. Juni 1811 in Braunschweig geboren als Sohn des Tischlers Johann Franz David Heyde und dessen Ehefrau Johanne Dorothea Henriette Heyde, geborene Friesen. |
1836 | Er wird am 8. April 1836 Zinngießermeister in Leipzig und heiratet
am 28. Juni 1836 die
Amalie Auguste Pauline Berlich
(Perlich),
(* 28.
März
1811
in Eisenberg bei Altenburg), Tochter des Johann Christoph Michael
Perlich (* 1786; † 1. Februar 1831) und dessen Ehefrau
Johanne Rosine, geb. Kuntze (* 1790 in
Deuben/Burgenlandkreis; † 4. Mai 1829). Wohnung und Werkstätte ist in der Fleischergasse 292. Das Ehepaar hat die Kinder: Johann Franz David Heyde (* 28. August 1837; † 12. September 1837), Gustav Adolph Theodor Heyde (* 28. Juli 1838; † 29. Oktober 1898), heiratet am 23. Februar 1867 die Amalie Wilhelmine Medau (* 10. März 1842; † 14. Mai 1908), Tochter des Johann Joachim Medau und dessen Ehefrau Christiane Wilhelmine, geb. Sukerl Johann Franz David August Heyde (* 22. Oktober 1844), heiratet am 23. Oktober 1870 die Augusta Thekla Köhler (* 18. Oktober 1847) Amalia Augusta Adolphine Henriette Heyde (* 12. Juli 1846), heiratet am 12. Juli 1875 den Hofmusiker Max Weisenborn aus Neustrelitz, und Georg Carl Adolph Heyde (* 27. August 1848). |
1839 | Julius Wilhelm Adolph Heyde zieht in die Fleischergasse 277 um. |
1840 | Es erfolgt ein weiterer Umzug in die Große Fleischergasse 25. |
1841 | Er mietet zusätzlich das Gewölbe Hainstraße 3. |
1846 | Wohnung und Werkstatt sind nun im Haus Hainstraße 3. |
1848 |
Julius Wilhelm Adolph Heyde ist jetzt Bürger und Zinngießerobermeister. |
1852 | Gustav Adolph Theodor Heyde wird am 24. Mai 1852 von der Innung als Lehrling angenommen; er lernt als Meisterssohn drei Jahre. |
1853 | Amalie Auguste Pauline Heyde, geb. Berlich, stürzt sich in den Morgenstunden des 17. Juli 1853 "in Folge von Melancholie" aus dem Fenster und verstirbt. |
1856 | Der Witwer Julius Wilhelm Adolph Heyde heiratet am 6. Juli 1856 in Tharandt die Johanna Christiana Amalie Nacke, Tochter des Gutsbesitzers Johann Gottlob Nacke aus Großopitz. |
1863 | In der Hainstraße 3 wird das Seitengebäude sowie das 1. und 3. Stockwerk
genutzt. Gustav Adolph Theodor Heyde ist nun Bürger, Zinngießer und Metalldreher in der Hainstraße 3. |
1866 | Julius Wilhelm Adolph Heyde verlegt seine Werkstätte in die Reichsstraße 14/0. Die Wohnung ist im Thomasgäßchen 11/II. |
1868 | Georg Heyde wird am 7. November 1868 auf Dauer von der Militärpflicht freigestellt. |
1872 |
Er stellt am 8. April 1872 in Dresden den Antrag, ein Gewerbe als Spielwaarenhändler ausüben zu dürfen, zieht diesen Antrag allerdings am 22. April 1872 zurück und ersucht um Ausfertigung einer Bescheinigung als Zinngießer, die er am 30. April 1872 erhält.
Die Firma Georg Heyde als Zinnspielwaarenfabrik, Metallwaren- und Nippesfabrik bzw. Fabrik feinster Metallspielwaren ist somit in Dresden gegründet. Das Geschäft befindet sich in der Langestraße 35 pt. (Dresden-Wölfnitz). |
Etikett bis 1877 | |
Beispiel einer Figurenpackung | |
1874 |
Georg Heyde wird Zinngießermeister und Mitglied der Zinngießerinnung in Dresden am 12. Januar 1874. Wohnung und Geschäftsräume befinden sich in der Steinstraße 13 und 14. |
1875 | Die Zinnspielwarenfabrik zieht in die Steinstraße 12, Hinterhaus, I. Stock. |
1877 |
Am 7. Juni 1877 heiratet Georg Heyde die Anna Elisabeth Therese Böhmer (* 3. März 1853) ), Tochter des Spritzenfabrikanten, Kaufmanns und Hoflieferanten Carl Julius Adolph Böhmer und dessen Ehefrau Anna Juliane Auguste, geb. Weickert (* 4. Dezember 1832 in Dresden; † 26. September 1898 in Blasewitz, Tochter des Hofkalkulators August Wilhelm Weickert (* 1802 in Dresden; † 11. April 1873 in Blasewitz) und dessen Ehefrau Juliane Caroline, geb. Schön. Das Ehepaar hat die Kinder: Kataharina Anna Elisabeth Heyde (* 14. März 1878), heiratet am 12. Oktober 1901 Franz Moritz Horst Bernhardt (* 26. Frabruar 1874; † 5. April 1934), stirbt am 28. Mai 1961 in Coswig/Meißen, und Ameli Clara Lissie Heyde (* 13. Oktober 1880), heiratet am 18. Juni 1904 Dr. med. Siegfried Richard Johannes Baumann (* 6. März 1871 in Leipzig; † 14. März 1936 in Dresden), stirbt am 18. Juni 1959 in Coswig/Meißen.
Anläßlich der "Sächsischen Ausstellung von für die Jugend bestimmten Erzeugnissen der Kunst, Wissenschaft und Industrie in Dresden" bekommt Georg Heyde einen 2. Preis. Am 19. Juni 1877 wird die Zinnspielwaarenfabrik von dem Bezirks-Inspektor August Frenzel kontrolliert und Georg Heyde wird am 21. Juni 1877 angezeigt, weil er die nach der Reichsgewerbeordnung erforderliche Liste der jugendlichen Arbeiter im Arbeitslocale nicht ausgehängt hat. Es werden bei dieser Kontrolle neun Knaben angetroffen, von denen vier das 12. Lebensjahr bereits überschritten und fünf dasselbe noch nicht erreicht haben. Die Kinder treten die Arbeit zumeist Nachmittags 1 Uhr oder auch später an, arbeiten täglich 3, 4 und 5 Stunden, haben von 4 bis 1/2 5 Uhr Pause und Abends 7 Uhr wird die Fabrik vollständig geschlossen. Über das Fehlen der erforderlichen Liste gibt Georg Heyde an, "daß er sich in Folge seiner vor 10 Tagen erfolgten Verheiratung habe anders einrichten müssen, da wo selbige gehangen ein Regal anzubringen genötigt gewesen sei und eine selbe bis jetzt noch nicht wieder angefertigt und aufgehangen habe." Trotz dieser Einlassung ergeht an Georg Heyde am 5. Juli 1877 eine Strafverfügung über 15 Mark, die ihm mit Behändigungs-Schein No. 985 am 13. Juli 1877 persönlich "insinuiert" wird. |
Am 19. Juli 1877 schreibt Georg Heyde (etwas konfus):
An
die
hohe
Kreishauptmannschaft
richtet
Unterzeichneter
daß
Gesuch,
die
mir
auferlegte
Strafe
(laut
beiliegende
Straf-Verfügung)
erlassen
zu
wollen.
Was
die
in
der
Straf-Verfügung
angegebene
nicht
vorschriftsmäßige
Anzeige
betrifft,
so
habe
ich
zur
Zeit,
bei
dem
hohen
Rath
zu
Dresden
schriftlich
um
Erlaubniß
nachgesucht,
und
wurde
ich
in
Folge
dessen
vorgeladen,
wo
mir
die
Erlaubniß
durch
einen
Herrn
Stadtrath
persönlich
mitgetheilt
wurde
zugleicher
Zeit
die
Reichs-Gewerbe-Ordnung
bekannt
gemacht
wurden.
Ich
habe
die
auf
mich
bezüglichen
§
mit
der
peinlichsten
Sorgfalt,
wie
es
auch
der
Herr
Stadtrath
Secretair
welcher
die
Gewerbesachen
verteilt
wahrheitsgemäß
bestätigen
wird.
Es
dürfte
Ihnen
gewiß
bekannt
sein,
daß
zu
einem
Arbeits-Buch
für
I.
Geburtsschein II. Erlaubnißschein der Eltern
III.
Bescheinigung
des
Lehrers
über
einen
regelmäßigen
Besuch
der
Schule
IIII.
meine
Bescheinigung
Seit
circa
2
Jahren
beschäftige
ich
jugendliche
Arbeiter,
aber
noch
nie
ist
ein
Knabe
mit
einem
Arbeitsbuche
Arbeits
suchend
gekommen. In Folge dessen habe ich meine Pflicht und den Gesetzen gehorsam die Bücher selbst besorgt und bezahlen müssen, mit welchen Umständen und Mühen ich stets zu kämpfen habe, um die betreffenden Papieren zusammen zu bekommen, möchte ich Ihnen wohl gern hier anführen, doch würde mein Gesuch zulang werden. Aber eines möchte ich doch bemerken die Eltern der Arbeitsuchenden Knaben, sind mit Ausnahmen Leute von nicht so gebildeten Stande und denen gegenüber gebe ich mir gerne Mühe ihnen begreiflich zu machen zu welchem Zweck ihre Bescheinigung und der Geburtsschein gebraucht wird. Daß aber von den Lehrern der Schulen, die Angelegenheit acht Tage lang hingezogen wird, ja oftmals entgegenstrebt wird, oder wie kürzlich zu einen Knaben gesagt wurde „Möchte die Polizei selbst kommen und sich über den regelmäßigen Schulbesuch erkundigen“ daß läßt mich staunen, und kann eine hohe Kreishauptmannschaft daraus ersehen mit welchen
Schwierigkeiten
ich
zu
kämpfen
habe.
Daß
zur
Zeit
der
Controlle
einige
Knaben
keine
Arbeitsbücher
hatten,
lag
darin
daß
sie
erst
vor
einer
halben
Stunde
um
Arbeit
nachgesucht
hatten,
und
Probe
Versuche
machten,
indem
ich
zu
meiner
Arbeit,
nur
geschikte
Knaben
verwenden
kann.
Ich
beschäftige
sie
zum
malen
von
Zinn
Figuren
-
Soldaten
etc.
und
ist
mir
von
mehreren
Herren
Schuldirectoren
zur
Zeit
in
der
Hinsicht
Unterstützung
zu
Theil
geworden,
als
die
Schule
Knaben
darauf
aufmerksam
gemacht
wurden,
daß
diese
Arbeit
nicht
den
Sitten
verderbenden
Cigarren-Arbeiter
etc.
etc.
zu
verwechseln
wäre,
sondern
zu
gleicher
Zeit
belehrend
wirkte,
und
kann
ich
Beweise
bringen,
daß
meine
Mühe
schon
reichlich
Früchte
getragen
hat.
Bezüglich
des
nicht
Aufhängens
der
Liste,
war
es
ein
reiner
Zufall
daß
gerade
den
Tag
ein
Re[g]al
an
den
Platz
wo
die
Liste
stets
gehangen
hat
angebracht
worden
ist,
meine
andern
Arbeiter
als
auch
mein
Herr
Hauswirth
kann
dies
der
Wahrheit
gemäß
bestätigen
und
habe
ich
den
Herrn
Inspector
auch
Beweise
der
Veränderung
gegeben,
auf
welche
er
mir
mit
den
Worten
antwortete,
ich
finde
die
Liste
nicht
vor
und
muß
es
notieren. Nochmals eine hohe Kreis-Amts-Hauptmannschaft um gütige Nachsicht bittend, zeichnet in der Hoffnung, daß der Zufall, nicht als Nachlässigkeit betrachtet wird. mit größter Hochachtung Georg Heyde Zinngießer Meister |
|
Der Bezirks-Inspektor August Frenzel meldet am 7. August 1877 dem Rath zu Dresden - Abtheilung f. d. Gewerbepolizei:
In
Gemäßheit
erhaltener
directorieller
Weisung
habe
ich
in
vergangener
Woche
Abends
gegen
½
10
Uhr
zu
wiederholten
Malen
bei
dem
Zinnspielwaarenfabrikant
Herrn
Georg
K.
Ad.
Heyde, Steinstraße
No.
12
H.Hs.
I.
[?]
lassen
und
hat
man
hierbei
nicht
[?]
können,
daß
vor
Abends
und zu
dieser
Zeit
Kinder
unter
12
Jahren
oder
andere
Personen
daselbst
beschäftigt
werden,
die Fabrikräume
sind
vielmehr
jedesmal
verschlossen
und
unbeleuchtet
vorgefunden
worden.
Am
1.
dieses
Monats
Vormittags
habe
ich
nun,
der
gehorsamst
Unterzeichnete
selbst,
eine Revision
der
in
der
Heyde’schen
Fabrik
beschäftigt
werdenden
jugendlichen
Arbeiter vorgenommen,
beziehendlich
auch
am
3.
dieses
Monats
vornehmen
lassen
und
sind
dabei
am 1.
dieses
Monats
nur
die
Knaben
Carl Otto Horn geboren d. 29. Januar 1865, wohnhaft an der Elbe No. 13,
Friedrich
Samuel
Reuter
geboren
d.
1.
Februar
1864
und
wohnhaft
Stillnitzerstraße
No.
71
I H.Hs. Richard Fischer geboren d. 15. Januar 1866 und wohnhaft Fischergasse No. 1 II bei der Arbeit betroffen worden, während der Knabe Adolph Zschernich geboren d. 3. Juno 1865 und wohnhaft Albrechtsgasse No. 4 III, welcher nach Angabe des Herrn Heyde auch bei ihm auf Arbeit komme, an diesem Tage nicht anwesend war, wohingegen bei der am 3. dieses Monats vorgenommenen Revidierung nur die Knaben Horn und Fischer betroffen worden sind.
Vorgedachte 4 Knaben
sind
mit
Arbeitsbücher
versehen
und
wurde
auch
ein
die
Namen derselben
enhaltenes
Arbeiterverzeichniß
aushängend
vorgefunden.
Außer
den
vorerwähnten
3
Knaben
ist
noch
die
am
1.
Dezember
1860
geborene
und Fischergasse
No.
1,
II
wohnhafte
Martha
Fischer,
sowie
eine
noch
ältere
Frauensperson
daselbst beschäftigt
und
in
der
im
Vorderhause
im
Souterrain
befindlichen
Gießerei
3
erwachsene Arbeiter
beim
Gießen
betroffen
worden.
Von bestimmten Vorführungen des G. Heyde nach und nach auf zuvor schon bei den mit dem Gießen beschäftigten Arbeitern, sowie des Hausbesitzers Herrn Krebs eingezogenen Erkundigungen wurden Kinder in der Gießerei niemals beschäftigt und kommen solche nur dann in dieselbe, wenn sie Gußwaaren nach dem eigentlichen Fabrik- und Arbeitslocale in der ersten Etage des Hinterhauses tragen und wird die Arbeitszeit von Kinder sicherem Vernehmen nach
nie
über
die
gesetzliche
Zeit
ausgedehnt,
überhaupt
aber
die
Fabrik
selbst
Abends
7
Uhr geschlossen. Ich verhehle nicht Solches hiermit der Resolution gemäß gehorsamst anzuzeigen, nur erlaube mir noch ergebenst [?] zu bemerken und gebe vor geehrter Behörde gehorsamst anheim, ob es nicht als angezeigt erscheinen dürfte, daß die Arbeitsräume des Herrn Heyde bezüglich ihrer Zulässigkeit zur Beschäftigung jugendlicher Arbeiter von dem Herrn Stadtbezirksarzt Dr. med. Niedner besichtigt werden müssen. |
|
Der Stadtbezirksarzt Dr. Niedner bemerkt am 9. Oktober 1877 zu dieser Angelegenheit: Ich habe am gestrigen Tage eine [?] der Heyde'schen Arbeitslocalitäten vorgenommen und mich hierbei überzeugt daß die betreffenden Kinder lediglich in einem Zimmer mit dem Anmalen der Bleisoldaten beschäftigt waren und daß deren Thätigkeit daselbst völlig unbedenklich erscheint. |
|
Die Königliche Kreishauptmannschaft teilt dem Stadtrath zu Dresden am 18. August 1877 mit, daß "das Straferlaßgesuch des Zinngießers Georg Karl Adolf Heyde zu Dresden abgeschlagen worden ist"; dies wird ihm am 23. August 1877 "resolutionsgemäß beschieden". | |
Georg Heyde richtet am 28. August 1877 ein weiteres Gesuch an die Kgl. Kreisamtshauptmannschaft zu Dresden: Der regl. Unterzeichnete erlaubt sich einer königl. Kreisamthauptmannschaft das nachstehende Gesuch unterthänigst zu unterbreiten.
Zur
Herstellung
der
von
mir
zu
fabrizierenden
Artikel
(Zinnsoldaten
u.
dergl.
Figuren)
verwendete
ich
bisher
theilweise
Knaben
im
Alter
von
12
-
14
Jahren,
die
das
Colorieren
dieser
Sachen
besorgten.
Es
war
dies
für
mich
der
einzige
Ausweg
die
Preise
meiner
Fabrikate
denen
einer
nürnberger
Concurrenz
gleichstellen
zu
können,
da
die
übrigen
Produktions-Kosten
dieser
Artikel
ziemlich
kostspielig
sind
und
in
keinem
Verhältnisse
mit
dem
Gesamt-Verkaufs-Preise
derselben
stehen. Die Fabriken Nürnbergs haben Ihre Leistungsfähigkeit u. den daraus hervorgehenden Stand an der Spitze dieses Industriezweiges lediglich der Arbeit von Kinderhänden zu verdanken, die in Anbetracht der Leichtigkeit u. des Angenehmen derselben immerhin noch gut bezahlt wird . Dies war das Geheimniß der Nürnberger, welches ein Begegnen oder Werfen dieser Concurrenz anderen, während der Zeit auftauchenden Spielwaaren-Fabriken bisher unmöglich machte. Vor 4 Jahren machte ich hier zuerst den Versuch mit gleichen Kräften zu arbeiten u. kann ich wohl sagen, daß mir die günstigsten Erfolge zur Seite gestanden haben. Von dem Puplikum unterstützt, wurden mir die Söhne sehr achtbarer Familien anvertraut, da die Arbeit wie gesagt eine angenehme Unterhaltung u. für die Kinder immerhin noch eine Spielerei blieb, welche nebenbei noch einige Mark pr. Woche abwarf. Seit Einführung der sogenannten Arbeits-Bücher mußte ich nun leider die Bemerkung machen, daß die Besten der mir anvertrauten Kinder ihre Arbeit einstellten, u. um ihre Entlassung baten. „Arbeit schändet nicht“ wohl wahr, aber die Eltern hielten es, u. vielleicht nicht mit Unrecht, für unpassent die jungen Arbeitskräfte ihrer Kinder bereits so früh zu verdingen u. sich dazu gar erst eine obrigkeitlich Erlaubniß einzuholen. Ich warf mich nun als Mittler dieser von einer anderen Seite beleuchteten, nicht zu unterschätzenden Einrichtung auf, u. erbot mich freiwillig zur Besorgung dieser „Arbeitsbücher“, welchen Weg ich bald als den richtigen erkannte. Wie einer königl. Kreisamtshauptmannschaft nicht unbekannt sein wird, gehört jedoch zur Besorgung eines solchen die Herbeischaffung eines Geburtsscheines etc., was bei der theilweise sehr beschränkten freien Zeit der Eltern, die in der Hauptsache doch immer der arbeitenden Classe angehören, gewöhnlich einige Tage Zeit erfordert. Da der Reiz des Neuen, bei vielen der bei mir eingestellten Kinder sich oftmals rasch verliert, so kommt ein Wechsel derselben ziemlich oft vor, so daß ich fast wöchentlich 1 - 2 neue Kinder in Arbeit nehme. Wie erwähnt, ist es nun nicht immer möglich, binnen 24 Stunden die Geburtsscheine etc. u. somit die benöthigten Arbeitsbücher zu besorgen u. geht meine Bitte an eine königl. Kreisamtshauptmannschaft nun dahin, mich, falls Kinder, welche nachweislich nicht länger als vier Tage bei mir beschäftigt sind, ohne Arbeitsbücher betroffen werden, nicht zu bestrafen, sondern mir eine viertägige Frist zur Besorgung dieser Arbeitsbücher doch gefl. gewähren zu wollen. Einem günstigen Bescheide entgegen sehend zeichne ich mit aller Hochachtung u. Ergebenheit Georg Heyde Steinstrasse No. 12 |
|
Am 5. September 1877 wurde Georg Heyde "resolutionsgemäß beschieden und behielt sich Weiteres vor". | |
Am 17. September 1877 erscheint der Mechanikus Karl Heinrich Moritz Ganz im Rathaus Dresden und zeigt an, "daß sich in der von ihm in Nr. 12 der Steinstraße, Hinterhaus parterre ermietheten Werkstatt der Schwamm dermaßen ausgebreitet habe, daß der Aufenthalt in den fraglichen Räumen der Gesundheit höchst zuwider sei und er bitte deshalb um eine Localbesichtigung und Abhülfe". "Besitzer des Grundstücks ist der Bauunternehmer Herr Hermann Krebs". Karl Ganz gibt noch an, "daß er die fragliche Werkstatt am 1. Oktober 1877 verlassen werde; von dieser Zeit ab habe der im Parterre von Nr. 12 der Steinstraße wohnende Zinnspielwaarenfabrikant G. Heyde die von ihm derzeit zu Werkstattzwecken benutzten Räume zu gleichen Zwecken ermiethet und wolle darin Kinder, die er bei seiner Fabrikation beschäftigt, unterbringen". "Gleichzeitig zeigt der Herr Komparent [Karl Ganz] an, daß die Schmelzkessel für Blei von Herrn Heyde ohne die für die Gesundheit der Arbeiter durchaus erforderlichen Abzüge für die giftigen Bleidämpfe aufgestellt seien, die von Heyde beschäftigten Kinder aber von 1 - 8 bez. auch 8 ½ Uhr, also länger als die gesetzlich für schulpflichtige Kinder zulässige Arbeitszeit bei Heyde arbeiten". |
|
Der Stadtbezirksarzt Dr. W. Niedner wird am 19. Oktober 1877 beauftragt, die zur Anzeige gebrachten "Thatsachen" zu begutachten und schreibt am 7. November 1877: Ich habe vor einiger Zeit die Fabriklocalitäten des Herrn Heyde in Augenschein genommen und hierbei gefunden daß überhaupt nur die Metallgießerei in sanitärer Beziehung Bedenken veranlaßen kann. Dieselbe befindet sich im Souterrain des Gebäudes und besteht zur Zeit nur einem kleinen Ofen, ähnlich wie ihn die Klempner benutzen, auf welchem ein eisernes Gefäß angebracht ist, in dem das Blei oder das Zinn, welches zum Gießen der Spielwaaren benutzt wird, zur Schmelzung gelangt. Die hierbei möglicher Weise entstehenden Bleidämpfe strömen in Ermangelung eines Abzugrohres einfach in die Luft aus und können insofern allerdings bedenklich fallen. Da aber die geringe Anlage zur Zeit nicht nur sehr klein, sondern auch nur eine interimistische ist, indem eine bessere in kurzer Zeit in einem anderen Locale eingerichtet werden soll, so halte ich ein offizielles Einschreiten für jetzt nicht geboten, empfehle aber Herrn Heyde zu veranlaßen, bei der demnächst einzurichtenden Gießerei für einen paßenden Abzug der Metalldämpfe besorgt zu sein. |
|
Georg Heyde wird unter Vorlegung des vorstehenden Gutachtens befragt, ob und wann von ihm die Einrichtung einer anderweitigen Werkstätte beabsichtigt sei. Er wird am 26. November 1877 resolutionsgemäß beschieden und erklärt, daß die Verlegung der bezeichneten Werkstätte bereits erfolgt sei. | |
Der Bezirksinspektor August Frenzel gibt am 30. November 1877 an den Kgl. Rath zu Dresden folgende Erklärung ab:
Der
Zinnspielwaarenfabrikant
Herr
Georg
Heyde
hat
den
angestellten
Erörterungen
nach,
die vormals
in
einem
Souterrainraume
des
Vordergebäudes
untergebrachte
Gießerei
derzeit
in einen
Parterreraum
des
Hintergebäudes,
welcher
früher
zu
der
Werkstatt
des
Herrn
Mechanikus Ganz
gehörte
und
noch
früher
als
Küche
diente
untergebracht.
Gedachter
Raum
hält
ung.
7,70
qm.
Flächenraum
ist
3,1
m
hoch,
mit
Cementfußboden
und einem
großen
Fenster,
durch
welches
genügend
Luft
und
Licht
in
selbigen
zugeführt
wird versehen
u.
es
befinden
sich
zwei
kleine
Schmelzöfen,
ähnlich
kleinen
Herden,
in
welchen
kleine Kessel
zum
Schmelzen
des
Metalls
eingemauert
sind,
aufgestellt,
von
denen
der
eine
nahe
am Fenster
und
der
andere
nahe
der
dem
Fenster
gegenüberliegenden
Wand
steht.
Der
dem
Fenster
zunächst
stehende
Ofen
ist
mit
einem
Abzugsrohr,
welches
durch
das
Fenster in
das
Freie
geleitet
ist,
versehen,
während
der
andere
einer
solchen
Vorrichtung
entbehrt.
Das
gedachte
Abzugsrohr
dient
aber
nach
Angabe
des
G.
Heyde
nicht
zur
Ableitung
von Bleidämpfen,
da
sich
angeblich
bei
der
geringen
Erhitzung
bis
zum
Schmelzen
des
von
ihm
zu verarbeitenden
Metalls
gar
keine
solchen
entwickeln,
sondern
zur
Ableitung
der
von
dem flüssigen
Metall
fortwährend
ausströmenden
Wärme
und
hat
den
Zweck,
die
Temparatur
in diesem
Locale
nicht
auf
einen
zu
hohen
Grad
kommen
zu
lassen.
Obgleich
der
fragliche
Gießraum
nur
klein
und
beschränkt
ist,
so
glaubt
man
doch
hierseits
daß derselbe
zum
längeren
Aufenthalt
für
Menschen
nicht
als
ungeeignet
bezeichnet
werden
kann, umsomehr,
da
sich
in
demselben
nur
2,
höchstens
3
erwachsene
Arbeiter,
die
das
Gießen
der Zinnspielwaaren
besorgen,
aufhalten. Der neben dem nacherwähnten Gießraume befindliche größere mit 2 Fenstern und Holzfußboden versehene Raum wird von dem G. Heyde als Comptoir und zugleich als Lagerraum benützt und befinden sich die übrigen eigentlichen Arbeitsräume in der ersten Etage des bezeichneten Hintergebäudes und sind selbige, dieselben, die G. Heyde seither schon immer gehabt hat. |
|
1878 |
Georg Heyde bezieht mit seiner Ehefrau eine Wohnung im Haus des Schwiegervaters in der Blasewitzerstraße 14d II., das Geschäftslokal ist nach wie vor in der Steinstraße 12 I. HH.
Julius Wilhelm Adolph Heyde ist in Leipzig verstorben. |
1879 |
Georg Heyde beteiligt sich wieder an der "Sächsischen Ausstellung von für die Jugend bestimmten Erzeugnissen der Kunst, Wissenschaft und Industrie in Dresden" und bekommt diesmal einen 1. Preis. Am 8. Januar 1879 bezahlt Georg Heyde die Strafe in Höhe von 15 Mark aus der Strafverfügung vom 5. Juli 1877. |
1880 |
Wohnung und Werkstatt sind nun in der Striesenerstraße 23.
Nachdem der Bezirksinspektor August Frenzel am 9. Juli 1880 bei einer Kontrolle wiederum feststellt, daß angetroffene Arbeiterinnen und Arbeiter weder Arbeitsbücher noch Arbeitskarten vorweisen können bzw. in einem Dienstbuch der Dienstantritt nicht verzeichnet ist sowie auf dem selbstgeschriebenen aushängenden Namensverzeichnis zwei Beschäftigte von 14 und 16 Jahren nicht verzeichnet sind und die Arbeitszeit und Pausen nicht aufgeführt sind, wird gegen Georg Heyde wieder eine Geldstrafe von 15 Mark, ersatzweise 3 Tage Haft, verhängt. |
Er schreibt am 30. August 1880
An
den
Rath
der
Stadt
Dresden
Im
Besitze
dieser
Strafverfügung
erlaube
ich
mir
hiermit,
aus
folgenden
Gründen
Sie
höflichst um
Erlaß
der
Strafe
zu
bitten.
Bezüglich
der
gefehlten
Arbeitsbücher
habe
ich
die
betreffenden
Personen
erst
dann
in
Arbeit genommen,
als
denselben
wiederholt
an
zuständiger
Stelle
versichert
wurde,
ich
könne
die Personen
ruhig
in
Arbeit
nehmen,
da
sie
doch
bez.
Erlangung
eines
Arbeitsbuches
angemeldet seien,
und
sie
doch
in
der
Zeit,
welche
die
Ausfertigung
der
Bücher
bez.
Anfragen
an
frühere Behörden
oder
Vormundschaften
beansprucht,
auch
existieren
bez.
andienen
müßten.
Ich
berufe
mich
hierbei
auf
das
Zeugniß
der
betreffenden
Personen
selbst,
zumal
auf
das
des Stiefvaters
der
Auguste
Tobianke,
Herrn
Tanzlehrer
Fleischer,
hier
Canalgasse
18
I.
Das
Verzeichniß
der
jugendlichen
Arbeiter
hat
wohl
in
meinem
Lokal
gehangen,
freilich
nur geschrieben
und
nicht
auf
dem
vorgeschriebenen
Formularen,
und
hat
nur
darauf
die
Angabe der
Pausen
gefehlt,
welchem
Übelstande
sofort
abgeholfen
wurde.
Indem
ich
Sie
noch
mals
höflichst
um
Redivierung
bez.
Erlaß
der
Strafe
bitte,
zeichne
ich hochachtungsvoll Georg Heyde
Stadtrat und Kgl. Kreishauptmannschaft lehnen das Gesuch ab und Georg Heyde bezahlt die 15 Mark Strafe am 9. Oktober 1880.
Am 23. Oktober 1880 bekommt Georg Heyde das Bürgerrecht der Stadt Dresden. |
|
1881 |
Eine weitere Medaille bekommt Georg Heyde auf der "Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Halle/Saale, Ausstellungsgebiet Königreich und Provinz Sachsen-Anhalt und Thüringische Staaten". Die Zinn- und Blechspielwarenfabrik ist in der Striesenerstraße 23 Paterre und I. Stock. |
Medaille Halle 1881 | |
Inserat im Ausstellungskatalog | |
Beispiel einer Flachfiguren-Packung ("Todt d. Prinz Louis Napoleon" - 1. Juni 1879 in Südafrika) | |
1883 |
Georg Heyde läßt seine Firma "Georg Heyde" am 26. April 1883 zum 1. Mai 1883 in das Firmenregister eintragen; er ist alleiniger Firmeninhaber. Wohnung und Werkstätte des Zinn- und Blechspielwarenfabrikanten sind jetzt in der Alaunstraße 91/ I in Dresden-Neustadt. |
1884 |
Die Ehefrau Elisabeth Heyde, geb. Böhmer stirbt am 18. Februar 1884 . Bei einer durch den Bezirks-Inspector Ernst Löfle am 11. September 1884 durchgeführten Revision des "Fabriketablissements" werden sämtliche Arbeiter mit Arbeitsbüchern bzw. Karten angetroffen, ein Verzeichnis der beschäftigten jugendlichen Arbeiter und ein Auszug aus den Bestimmungen der Gewerbeordnung hängt aus. |
1886 |
Der Witwer Georg Heyde heiratet am 24. Januar 1886 Johanne Louise Littmann (* 25. März 1864). Das Ehepaar hat die Kinder Walter Max Georg Heyde (* 8. November 1886) und Dora Johanna Martha Heyde (* 19. Januar 1892).
Der Werksleiter der Firma Georg Heyde & Co., Carl Gottlob Heinze, wird am 22. März 1886 zum Meister gesprochen. Er ist Schriftführer der Dresdener Zinngießerinnung.
August Albin Schultze, Kaufmann in Dresden, ist ab 8. April 1886 Mitinhaber der Firma "Georg Heyde & Co." |
Etikett ab 1886 | |
1887 | In der Alaunstraße 16 wird ein vierstöckiges Geschäftshaus gebaut und bezogen. |
1890 | Anzeige im Wegweiser 1890 |
Packung "Kunstreiterin" (D.R.P. 41872) Foto Markus Grein |
|
Patent Nr. 41872 | |
1891 |
Zu dem Gebäude Alaunstraße 16 wird ein dreistöckiges Hinterhaus errichtet. Gießerei und Werkstatträume befinden sich im Erdgeschoß, I. und II. Stockwerk des Hauptgebäudes sowie im Erdgeschoß und I. Stockwerk des Hinterhauses. Die übrigen Stockwerke sind vermietet. Das vierstöckige Nachbargebäude Alaunstraße 14 mit zweistöckigem Hinterhaus ist nun auch Privateigentum von Georg Heyde und wird vermietet. Der Werkmeister Carl Gottlob Heinze wohnt über den Werkstatträumen im Hinterhaus der Alaunstraße 16. |
1892 | Arbeits-Ordung vom 21. April 1892 (Sammlung und Scan Markus Grein) |
1894 | Georg Heyde zieht mit seiner Familie von der Alaunstraße in eine Villa in der Radeberger Straße 23 um. |
1897 | Die Villa in der Radeberger Straße 23 wird gekauft. |
1902 | Der "Verband der Sächsischen Industriellen" wird gegründet. Georg Heyde ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied. |
Reklamemarke | |
Exerzier-Vorrichtung (D.R.G.M. S No, 90877), Angebot aus dem Katalog von 1902 von A. W. Gamage Ltd., London/Holborn |
|
Original Exerzier-Vorrichtung (Sammlung N. Eckes) | |
1904 | Walter Heyde dient als Einjährig-Freiwilliger beim 4. Kgl. Sächsischen Feldartillerie-Regiment Nr. 48 in Dresden-Neustadt. |
1913 | Georg Heyde ist Inhaber des Albrechtsordens Ritterkreuz 1. Klasse und des Preußischen Roten Adler-Ordens 4. Klasse. |
1914 | Als Leutnant der Artillerie nimmt Walter Heyde am I. Weltkrieg teil. |
Etikett | |
1916 | Georg Heyde hat nun den Preußischen Roten Adler-Orden 1. Klasse. |
1918 | Ihm wird der Titel "Königlich Sächsischer Kommerzienrat" verliehen. |
1920 | Zu den bereits verliehenen beiden Orden kommt noch das Kriegsverdienstkreuz. |
1921 | Die Sängerin Dora Johanna Martha Heyde heiratet am 16. Juni 1921 den Kunstmaler Karl Georg Hänel (* 19. Dezember 1879 in Dresden; † 17. April 1945 - "gefallen durch feindlichen Beschuß", "durch Granateinschlag getötet"). Das Ehepaar wohnt auch in der Radeberger Straße 23. |
Der kaufmännische Beamte Walter Heyde heiratet am 11. Oktober 1921 die Anna Maria Surm (* 7. September 1893 in Kaltenbrunn Kreis Schweidnitz). | |
1926 | Die Gesellschaft Georg Heyde & Co. ist ab 30. Januar 1926 nach dem Ableben von August Albin Schultze aufgelöst; Georg Heyde führt das Handelsgeschäft und die Firma als Alleininhaber weiter. |
1927 | Zum 21. Dezember 1927 wird dem Kaufmann Benno Georg Menzer in Dresden Prokura erteilt. |
1928 |
Georg Heyde ist durch Tod († 19. Mai 1928) ausgeschieden. Er wird in der Familiengruft auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden beigesetzt. Das Handelsgeschäft und die Firma haben erworben: a) die Kommerziensrats- und Fabrikbesitzerwitwe Johanna Heyde, geb. Littmann in Dresden b) die Kaufmannsehefrau Katharina Bernhardt, geb. Heyde in Dresden c) die Arztehefrau Lizzie Baumann, geb. Heyde in Coswig (Bez. Dresden) d) der Kaufmann Walter Heyde in Dresden e) die Kunstmalersehefrau Dora Hänel, geb. Heyde Die zwischen ihnen begründete offene Handelsgesellschaft hat am 19. Mai 1928 begonnen. Die unter b, c und e genannten sind von der Vertretung der Gesellschaft ausgeschlossen (im Firmenregister eingetragen per 4. August 1928).
In "Die Zinnfigur - Monatsschrift für Freunde und Liebhaber von Zinnfiguren, Trachten, Geschichte und Völkerkunde, Jahrgang 1928, Heft 8" erscheint folgender Nachruf: "Mitten aus einem arbeitsreichen Leben rief der unerbittliche Tod den Inhaber der Bleisoldatenfabrik, Herrn Commerzienrat Heyde, zu sich. In kurzer Zeit hätte er seinen 80. Geburtstag feiern können. Er war der Sohn eines angesehenen Leipziger Zinngießermeisters und gründete in Dresden im Jahre 1872, zunächst im kleinen Rahmen, eine Fabrik für Metallspielwaren, besonders Bleisoldaten und zwar als Spezialität die plastischen 5 cm hohen Figuren. Eiserner Fleiß, zäher Arbeitswille, gepaart mit hervorragender fachlicher und handwerklicher Tüchtigkeit halfen ihm bald, sich mit seinen Fabrikaten Geltung zu verschaffen, denn es wollte den damaligen Abnehmern noch gar nicht so recht in den Sinn, daß man Zinnsoldaten auch wo anders kaufen sollte als in Nürnberg. Am 30. April 1922 konnte Herr Georg Heyde unter zahlreichen Ehrungen sein 50jähriges Geschäftsjubiläum feiern. Im Jahre 1918 erfolgte seine Ernennung zum Königlich Sächsischen Commerzienrat. Die Firma wird von den Erben im Sinne des Gründers weitergeführt und weiter ausgebaut. Bekanntlich gibt es unter den Sammlern von Zinnfiguren auch Liebhaber der plastischen Figuren." |
1930 | Dora Hänel, geb. Heyde, ist zum 24. April 1930 aus der Firma ausgeschieden. |
Anzeige (Der Standhafte Zinnsoldat 1930) | |
Großer Katalog um 1930 - Seiten 45, 46, 47 und 48 fehlen (Sammlung Martin Schürger) | |
Allgemeine Verkaufsbedingungen um 1930 (Sammlung Martin Schürger) | |
Katalog nach 1930 (Sammlung Martin Schürger) | |
1931 | Neuheiten 1931 (Sammlung Martin Schürger) |
Rechnungen 1931 (Sammlung Martin Schürger) | |
1932 | In der Alaunstraße 16 werden im Vordergebäude das Erdgeschoß, das 1. und 2. Stockwerk und im Hintergebäude das Erdgeschoß und das 1. Stockwerk als Fabrikräume genutzt. Die Gießerei befindet sich im Keller des Hintergebäudes. |
Briefe 1932 (Sammlung Martin Schürger) | |
1933 |
Die Gesellschaft ist zum 27. Juni 1933 aufgelöst. Johanna verww. Heyde, geb. Littmann, Katharina verehel. Bernhardt, geb. Heyde und Lizzie verehel. Baumann, geb. Heyde sind ausgeschieden. Walter Heyde führt das Handelsgeschäft und die Firma als Alleininhaber fort. |
Rechnung 1933 (Sammlung Martin Schürger) | |
1935 (ca.) | Das Erdgeschoß in der Alaunstraße 16 wird an die 1917 gegründete Schokoladenfabrik Bruno Clauß als Verkaufsniederlassung vermietet. Jeweils das I. und II. Stockwerk des Vorder- und Hinterhauses werden als Werkstatträume genutzt. |
Neuheiten Oktober 1935 (Sammlung Martin Schürger) | |
1936 | Briefe und Rechnungen 1936 (Sammlung Martin Schürger) |
1941-1945 | In der Alaunstraße 16 werden im Vordergebäude das 1. und 2. Stockwerk und im Hintergebäude das 1. und 2. Stockwerk als Fabrikräume genutzt. Im 3. Stockwerk des Vordergebäudes wird ein Raum als Archiv genutzt. Die Gießerei befindet sich im Keller des Hintergebäudes. |
1945 |
Am 13./14. Februar 1945 brennt das Hintergebäude der Alaunstraße 16 durch den Bombenangriff auf Dresden vollständig aus und ist bis auf die Kellerräume (mit der Gießerei und dem Formenbestand) total zerstört. Eigentümer der Häuser Alaunstraße 14 und 16 einschließlich der beiden Hinterhäuser sind zu diesem Zeitpunkt Johanna verww. Heyde, Clara verww. Schultze und Elsa verww. Seifert. |
1951 | Zum 21. Juni 1951 ist die Prokura des Benno Georg Menzer erloschen. |
1952 | Dora Johanna Martha Hänel, geb. Heyde stirbt am 8. Januar 1952 in Würzburg. |
1973 |
Walter Heyde stirbt am 23. Januar 1973, seine Frau Anna Maria Heyde, geb. Surm am 13. März 1973. Privatbesitz und Firmeninventar werden vom Staat übernommen, nachdem weder Nachkommen noch ein Testament vorhanden sind. |
1999 | Die Firma ist am 7. Oktober 1999 offiziell erloschen. |
Hervorragende Abbildungen von Figuren und Originalkästen finden sich u. a. in den Veröffentlichungen "Markus Grein: Mit Heyde-Figuren um die Welt, Edition Krannich, 2003", "Henry I. Kurtz und Burtt R. Ehrlich: Spielzeugsoldaten, Motorbuch-Verlag Stuttgart, 1989", "Hans H. Roer: Bleisoldaten, Verlag Callwey München, 1981" und "Hans H. Roer: Alte Deutsche Spielfiguren in Blei, Palagonia Verlag Rommersheim, 1993". | |
Nach telef. Auskunft (2001) eines ehemaligen Mieters, der im Vordergebäude Alaunstraße 16 wohnte, befanden sich noch vor der Auflösung der DDR Formen, Ausstellungsvitrinen mit Mustern der ehemaligen Produktion, zentnerweise blanke und teilweise bemalte Abgüsse und sonstige Werkstatteinrichtungen in dem Gebäude und wurden von Angehörigen der NVA tagelang abtransportiert und teilweise in das Armeemuseum der DDR, heute Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden, verbracht. Auf Anfrage bestätigt der Leiter der Abteilung SG Orden/Varia des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, Herr Rainer Kunz, im April 2010, dass Objekte der ehemaligen Fabrik Georg Heyde in das Museum gelangten. "Da die Bestände noch nicht erschlossen sind und das Museum derzeit fundamental umgebaut wird, ist es frühestens in zwei Jahren möglich, diese Bestände zu katalogisieren." Dies ist bis heute (April 2019) immer noch nicht geschehen! |
|
Quellen: Handelsregister des Amtsgerichts Dresden Kataloge Georg Heyde & Co., Dresden-Neustadt Landeshauptstadt Dresden - Stadtarchiv: Gewerbeakte Georg Heyde Landeshauptstadt Dresden - Stadtarchiv: Unterlagen Kriegsschädenamt, Anträge vom März und August 1945 Adressbücher Leipzig und Dresden online (Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Adressbücher Braunschweig online (Digitale Bibliothek Braunschweig) Officieller Katalog der Gewerbe- u. Industrie-Ausstellung zu Halle a. S. 1881 (Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden online) Wegweiser für die Keramische, Bronze-, Spiel-, Kurz-; Galanterie- etc. Waaren-Industrie 1890 Erwin Hintze: Die Deutschen Zinngießer und ihre Marken Band I (Sächsische Zinngießer), Leipzig, K. W. Hiersemann, 1921 - 1931 Der standhafte Zinnsoldat - Nachrichten für Liebhaber der Zinnfigur, Joachim Ritter, Merkkleeberg b. Leipzig, 3. Jahrgang 1930 und 5. Jahrgang 1932 Hans H. Roer: Bleisoldaten, Verlag Callwey München, 1981 Mr. Gamage's Great Toy Bazaar 1902-1906, Denys Ingram Publishers, London - Hastings House Publishers Inc., New York, 1982 Reinhold Müller/Manfred Lachmann: Militärhistorische Miniaturen, Militärverlag der DDR, Berlin 1983 Ulf Leinweber: Die kleine Figur - Geschichte in Masse & Zinn, Schriften zur Volkskunde 3, Staatl. Kunstsammlungen Kassel, 1985 Henry I. Kurtz und Burtt R. Ehrlich: Spielzeugsoldaten, Motorbuch-Verlag Stuttgart, 1989 Hans H. Roer: Alte Deutsche Spielfiguren in Blei, Palagonia Verlag Rommersheim, 1993 Kranich/Vogel: Sächsische Zinnminiaturen, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig/Stuttgart 1994 Markus Grein: Mit Heyde-Figuren um die Welt, Edition Krannich, 2003 ancestry (Lebensdaten Heyde, Böhmer, Weickert) Regionalkirchenamt Dresden (Kopie Kirchenbuch Tharandt - Heirat Heyde/Nake) Freundliche Mitteilung des Herrn Rainer Kunz, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden (2010) Stadtarchiv Braunschweig: Taufregister St. Magni, G III 2: 116 S. 208 - herzlichen Dank an Herrn Valentin Feist! Archion: Kirchenbücher Dresden Kreuzkirche, Annenkirche und Neustadt-Dreikönigskirche ancestry: Standesamt-Einträge, kirchliche Wochenzettel etc.; Behrends Family Tree Herzlichen Dank an Markus Grein für den Hinweis auf die Anzeige 1890 und die Abbildung der Kunstreiterin-Packung sowie die Arbeits-Ordnung vom 21. April 1892! Herzlichen Dank an Martin Schürger für die verschiedenen Unterlagen! Ich danke Norbert Eckes sehr herzlich für die Fotos zur Exerzier-Vorrichtung! Vielen Dank an Alfred R. Sulzer für die Fotos zur Packung "Todt d. Prinz Leouis Napoleon" |
|
Kosten dieser Seite: Stadtarchiv Dresden EUR 81,70 Sächsisches Hauptstaatsarchiv DM 9,00 Amtsgericht Dresden DM 10,00 ancestry EUR 7,00 (anteilig) Archion EUR 8,00 (anteilig) Regionalkirchenamt Dresden EUR 19,45 |
|
Zurück zur Gesamtnamensliste | |
Zurück zur Startseite | |