Tiedemann (Tidemann),
Diedrich Hinrich - Lübeck Heidorn, Carl Adolph Ferdinand - Lübeck |
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1741 |
Hinrich Tiedemann (Tidemann), Sohn des Bäckermeisters Johann Hinrich Tiedemann und der Anna Elisabeth Hülsemann, Tochter des Zinngießers Hermann Berend Hülsemann in Lübeck, wird am 8. November 1741 in der Jacobikirche getauft. |
1756 |
Er beginnt am 18. August 1756 seine Lehrzeit auf sechs Jahre bei Johann Christian Plagemann. |
1772 |
Am 5. März 1772 wird er angenommen, bei seinem Oheim Hermann Diedrich Hülsemann die drei Jahre auf das Amt abzudienen. Hinrich Tiedemann muß sich "schriftlich verpflichten, keine andere zur Frau zu nehmen als eines Meisters Tochter. Bei seiner Brautwerbung im Amte hat er das Unglück, überall eine Absage zu erhalten. Als nun die drei Jahre um sind, will ihn das Amt nicht weiter fördern. Da wendet sich Hinrich Tiedemann im Mai 1775 mit einer Eingabe an den Senat,worin er u. a. geltend macht: "Hat das Amt einen Revers vor mir begehret ihre Töchter nicht vorbeyzugehen: So hat es mir, wie ich hoffentlich richtig denke, dadurch zugleich auch stillschweigend versprochen, mir selbige auch nicht zu versagen, sondern mir die zu geben, mit der ich glücklich zu seyn glaubte". "Da ich nun 7 Meisters Töchter um die Ehe angesprochen, und diese 7 mir eine abschlägige Antwort gegeben, so kann es mir unmöglich angemutet werden, mich mit denen noch übrig seyenden Töchter dieses Ambts abzugeben, da ich durchaus keine Zuneigung zu Ihnen haben kann, und mich solcher gestalt auf ewig unglücklich zu machen". Es kommt zu langen bis in den Januar 1776 währenden Verhandlungen, während deren das Amt sogar eine Berufung an das Reichskammergericht abfassen läßt, der aber der Rat nicht stattgibt. |
1776 |
Am 12. Januar 1776 kommt es dann vor der Wette zu folgender Einigung: "Das vorkommenden Umständen nach, weil die Meister Töchter, welche er zur Ehe angesprochen, keine Zuneigung gegen ihn geäußert, sondern vielmehr ihn abgeschlage ertheilt, gedachter Geselle Tiedemann vor dieses Mahl gegen Erlegung einer Erkenntlichkeit von 2 Reichstalern der Wett-Armen-Büchse zum Besten auf die gebührende Art zur Meisterschaft befördert werden, wozu sich denn auch Tiedemann einverstanden erklärt.Er wird am 10. März 1776 Meister "durch einen Prozeß ohne eine Meisters Tochter, weil ihn keine Meister Tochter haben wollte", wird am 21. März 1776 Bürger und leistet am 19. April 1776 den Bürgereid. Am 25. August 1776 heirater er die Marie Elisabeth Kofahl. |
Marken des Hinrich Tiedemann: | |
Stadtzeichen Meisterzeichen Qualitätsmarke für englisch Feinzinn | |
1778 | Der Sohn Daniel Hinrich Tiedemann (Tidemann) wird am 6. April 1778 geboren. |
1792 |
Hinrich Tiedemann "wird von der Wette zu 5 Reichstaler Strafe verurteilt, weil er nach Angabe seiner Amtsbrüder "den Beschlag an einem Sarge größer und veränderter als das von Einem Hochweisen Rat bestimmte producirte Modell verfertigt". In seiner Verteidigungsschrift an den Rat, der er die alten und seine neuen Rosen beilegt, sagt er, daß er sich nur nach der Natur gerichtet habe und deshalb sei der Rand der Zinnrosen höher gekommen. über den Plattenzierrat bemerkt er: "Nach dem angeführten Protokoll vom 4. April 1753 und nach der im Jahre 1767 revidierten Trauer-Ordnung sollen auch diese ohne einigen Zierrat gemacht werden. Es liegt hierbei eadem ratio, wie bey den Särge-Beschlägen zum Grunde. Und wer weiß es nicht, daß man vorhin dergleichen Platten mit Cruzifixen und anderen gegossenen Zierraten, wodurch dieselben sehr verteuert wurden, beladen hat. Wo stehet es aber geschrieben, daß dieselben nicht mit einer Grabstichel sollen ausgestochen werden? Ich habe solche, so wie es mir die Phantasie eingab und meine Kunst erlaubte, schon vor Jahren verfertiget, allein es ist mir auch diese Arbeit zu einer Zeit, wo ich krank darnieder lag und mich nicht verteidigen konnte, auf Ansuchen meiner Ältesten durch einen Wettbescheid vom 19. Januar 1781 untersagt worden. Ich habe dieses bis jetzt so hingehen laßen, kann aber davon gegenwärtig nicht schweigen und es kränkt mich recht sehr, daß ich, da ich meine Profession auf eine tüchtige Art erlernet und durch vielen Fleiß und große Mühe Kenntnisse erworben, dieselben nicht in Anwendung bringen darf. ... Da ich nicht wie sie [seine Mitmeister] nach 50jährigen Modellen und Zeichnungen arbeiten mag, mich dieser wegen verantwortlich machen". Er bittet unter Beifügung eines Modells fernerhin solche Arbeiten liefern zu dürfen. Zu der darauf erfolgenden Eingabe des Amts ist folgender Satz für den konservativen Sinn der Zünfte bezeichnend: "Eine sehr sonderbare Idee! wer berechtigt ihn zu zeichnen und Darstellungen nach der Natur zu liefern, wenn wie im gegenwärtigen Falle obrigkeitliche Verordnungen vorhanden sind, in deren einem jeden obliegenden Befolgung, nach einem gewissen obrigkeitlich sanctionierten Modell pünctlich gearbeitet werden muß".Die Mitglieder der Wette aber erkannten die Arbeiten von Tiedemann an. In dem Bericht der Wette an den Senat werden von den eingereichten Platten und Röschen diejenigen von Tiedemann als solche bezeichnet, "so die wahre Figur einer Rose haben und allgemeinen Beifall zu finden scheinen"." |
1797 |
Am 7. März 1797 wird Daniel Hinrich Tiedemann angenommen, bei seinem Vater die drei Jahre auf das Amt zu dienen. |
1803 |
Hinrich Tiedemann wird am 27. April 1803 als 3. Ältermann bestätigt. Er wohnt immer noch am Markt 256 (neue Nummer 13). |
1804 |
Am 12. April 1804 leistet Daniel Hinrich Tiedemann den Bürgereid und heiratet am 8. Mai 1804 die Sophia Katharina Sass in der Petrikirche. Er wohnt am Markt 258 (neue Nummer 11). |
Marken des Daniel Hinrich Tiedemann: | |
Stadtzeichen Meisterzeichen | |
1806 |
Diedrich Hinrich Tiedemann, Sohn des Zinngießers Daniel Hinrich Tiedemann wird am 5. Oktober 1806 geboren. |
1812 | Hinrich Tiedemann stirbt am 2. Juni 1812. |
1819 | Diedrich Hinrich Tiedemann beginnt die Lehre bei seinem Vater. |
1823 | Carl Adolph Ferdinand Heidorn wird am 11. Mai 1823 in Celle geboren. |
1824 | Daniel Hinrich Tiedemann wird zum Ältermann ernannt. |
1830 |
Diedrich Hinrich Tiedemann wird am 26. März 1830 angenommen, bei seinem Vater die drei Jahre auf das Amt zu dienen. Er wohnt in seinem Elternhaus am Markt 258 (neue Nummer 11). |
1835 | Am 27. Oktober 1835 leistet er den Bürgereid. |
Marken des Diedrich Hinrich Tiedemann: | |
Stadtzeichen Meisterzeichen Schriftstempel | |
1837 | Carl Adolph Ferdinand Heidorn lernt bei Gottfried Jacob Schröder. |
1839 |
Diedrich Hinrich Tiedemann heiratet am 10. Oktober 1839 die Anna Sophia Elisabeth Klempau in der Petrikirche. |
1841 |
Carl Adolph Ferdinand Heidorn beendet seine Lehre, ist ab 6. Oktober 1841 Geselle und geht auf die vorgeschriebene Wanderschaft. |
1842 | Daniel Hinrich Tiedemann wird in das St.-Jürgen-Hospital aufgenommen. |
1844 | Auf seiner Wanderschaft ist Carl Adolph Ferdinand Heidorn in Lüneburg. |
1847 | Ein weiterer Aufenthaltsort ist Hamburg. |
1848 | Daniel Hinrich Tiedemann stirbt am 30. März 1848. |
1850 | Diedrich Hinrich Tiedemann stirbt am 16. August 1850. |
1852 |
Carl Adolph Ferdinand Heidorn leistet am 25. Februar 1852 in Lübeck den Bürgereid. Gegen Erlegung von 325 Reichstaler Eintrittsgeld (das Amt forderte 424 Reichstaler) wird er nach mancherlei Streitigkeit ohne eine Mutzeit abzudienen, zum Meister und übernimmt die Am Markt gelegene Offizin des Diedrich Hinrich Tiedemann. |
Marken des Carl Adolph Ferdinand Heidorn: | |
Stadtzeichen Meisterzeichen Schriftstempel | |
1855 | Werkstätte und Wohnung wird in die Holstenstraße 179 verlegt. |
1860 | Die Witwe Diedrich Hinrich Teidemanns wohnt in der Glockengießerstraße 237. |
Anzeige in den Lübeckischen Anzeigen vom 11. Dezember 1860 | |
1863 |
Carl Adolph Ferdinand Heidorn nimmt an der Lübecker Gewerbeausstellung teil. In den Lübeckischen Blättern, dem Sonntagsblatt der Lübecker Zeitung wird er gelobt:"Allgemeinen Beifall finden die in Zinn, Zink und Compositionsmetall gegossenen Arbeiten von Heidorn, denen nur eine gute Versilberung fehlt, um sie den besten Erzeugnissen auswärtiger Fabriken in diesem Genre an die Seite stellen zu können." |
1885 | Sein neues Domizil (Wohnung und Werkstätte) ist in der Johannisstraße. |
1890 | Er gibt das Geschäft auf und wohnt als Privatier in der Moislinger Allee. |
1893 |
Er stirbt am 24. März 1893 in seiner letzten Wohnung in der Fleischhauerstraße. Mit ihm erlischt das Zinngießergewerbe in Lübeck. |
1897 |
Die Gussformen, insgesamt 78 Stück, werden Eigentum des Lübecker Museums, heute Kulturstiftung Hansestadt Lübeck - St. Annen-Museum. |
Figuren: Lübecker Bürgermilitär, 1864, Kriegerkarikaturen In "Der standhafte Zinnsoldat - Aus der Spielzeugkiste ins Museum" heißt es: "Von Heidorn hat sich keine einzige Figur erhalten, aber 1897 gelangten seine Gussformen, insgesamt 78 Stück, in den Besitz des Lübecker Museums. Die Formen dienten überwiegend zur Herstellung von Hausgerät und Beschlägen, aber auch Spielzeug ist aus ihnen gegossen worden - Puppengeschirr wie Spielfiguren. Unter den Figuren gibt es einige, darunter den Fahnenträger, die nicht nur aufgrund der Uniformen, sondern auch hinsichtlich der derben Gravur dem ausgehenden 18. Jahrhundert anzugehören scheinen, Heidorn mag diese Formen bei Übernahme der Zinngießerei Tiedemann erworben haben. Gleich nach der Übernahme der Zinngießerei durch Heidorn entstanden neue, großformatige Militärfiguren [Größe ~ 60 mm, Dragoner, Husaren, Lübecker Bürgermilitär, Ritter und verschiedene Soldaten in der Größe ~ 40 mm]. Sie sind aber mit Sicherheit nicht von Heidorn selbst graviert worden sondern das Werk süddeutscher Spezialisten, wandernder Zinngießergesellen: Zwei Schieferformen wurden 1855 von einem Graveur Heidenreich aus Karlsruhe signiert, der reitende Offizier des Lübecker Bürgermilitärs 1857 von A. Besold aus Nürnberg [eine unsiginierte 18-teilige Stierkampfserie in der Größe 40 mm ist wegen der Fußbrettchenform Besold zuzuschreiben]. Dabei dürfte es sich um jenen Andreas Besold handeln, der 1835 als Sohn des Nürnberger Zinngießers Carl Ludwig Friedrich Albert Besold geboren wurde. 1858 finden wir Andreas Besold in Nürnberg zurück, wo er mit der in Schiefer gravierten Reiterfigur "Louis Napoleon zu Pferd vorstellend" als Meisterstück den Meisterbrief erhält - der Vater war ein Jahr zuvor verstorben. So ist, wenn man will, die schönste Figur der Lübecker Zinngießerei in Wirklichkeit ein Nürnberger Produkt." |
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Offizier des Lübecker Bürgermilitärs zu Fuß von Carl Adolph Ferdinand Heidorn - Gußform und Abguß (Abguß in neuer Bemalung) | |
Weg: | |
Besonderheit: Signatur spiegelverkehrt | |
Quellen: Lübeckisches Adressbuch 1852, 1860 und 1868 (Google books) Lübeckische Anzeigen vom 11. Dezember 1860 (Stadtbibliothek Lübeck) Lübeckische Blätter - Sonntagsblatt der Lübecker Zeitung vom 26. Juli 1863 (Google books) Erwin Hintze: Die Deutschen Zinngießer und ihre Marken Band III (Norddeutsche Zinngießer), Leipzig, K. W. Hiersemann, 1921 - 1932 Johs.Warncke: Die Zinngießer zu Lübeck, Veröffentlichungen zur Geschichte der Freien und Hansestadt Lübeck, herausgegeben vom Staatsarchiv zu Lübeck, Band 6, Verlag von Gebr. Borchers, Lübeck 1922 Ingeborg Wittichen: Celler Zinngießer, Bomann-Archiv Heft 7/8, Celle 1967 Der standhafte Zinnsoldat - Aus der Spielzeugkiste ins Museum; Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck 1976/1977 Ulf Leinweber: Die kleine Figur - Geschichte in Masse und Zinn, Staatliche Kunstsammlungen Kassel, 1985 Heinz Schenzle: Sigel-Bestimmungsbuch, Freunde der Plassenburg e. V. Kulmbach, 1987 Erhard Schraudolph: Heidorn in Lübeck in Zinnfiguren-Musterbuch - Lüneburg, um 1860 - Johann Christoph Leonhard Ramm, Verlag H. M. Hauschild GmbH, Bremen 2002 Ich danke Frau Dr. Hildegard Vogeler von der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck für hilfreiche Hinweise! |
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