Gregor, Heinrich Immanuel - Herrnhut | |
1792 | Heinrich Immanuel Gregor wird am 6 Juni 1792 in Petersburg (heute Leningrad) als Sohn des Predigers der dortigen deutschen Herrnhuter Brüdergemeinde geboren. Er ist ein Enkel des Christian Gregor, dem berühmten Kirchenliederdichter und Komponist sowie Herausgeber des lange Jahre gebrauchten Herrnhuter Gesang- und Choralbuchs. |
1793 | Der Vater wird versetzt und zieht mit seiner Familie nach Neuwied am Rhein. |
1806 | Nach seiner Schulzeit im Pädagogikum in Niesky absolviert
Heinrich
Immanuel
Gregor
eine Tischlerlehre in Neudietendorf (Thüringen), da er "bey sonst guten Talenten keine Neigung zum Studieren zeigt". Es wird sein frühzeitig sich entwickelndes Gefühl für alles Edle und Schöne in der Kunst gerühmt, das "die Aufmerksamkeit bedeutender Künstler" auf ihn lenkt; namentlich seine zeichnerischen Fähigkeiten werden hervorgehoben. |
1812 | Er leitet als Tischlermeister die Tischlerei der Brüdergemeinde in Gnadenfeld (Oberschlesien). |
1818 |
Mit Verpflichtungs-Urkunde vom 13. Juni 1818 der Königlich Sächsischen General-Accise-Inspektion Bernstadt, zu der Herrnhut gehört, gelobt Heinrich Immanuel Gregor, die Accise- (Steuer-) Verordnung pünktlich und genau zu erfüllen. Am 17. Juni 1818 übernimmt er in Herrnhut das in Konkurs gegangene Glas- und Lackiergeschäft des Cornelius Richter im sog. Lederladen (in der heutigen Löbauer Straße 9). Er bekommt von der Herrnhuter Ortsherrschaft die Konzession für den Handel mit Glaswaren aller Art und die Herstellung und den Vertrieb von "laquierten Waaren". Durch zähen Fleiß gelingt es ihm, das Geschäft "mehr zu erweitern, als er es sich jemals denken konnte". |
1821 | Heinrich Immanuel Gregor kauft lt. Kaufkontrakt vom 12. März 1821 und herrschaftlicher Bestätigung vom 21. März 1821 das Geschäftshaus Zittauer Straße 108 von den Erben des Karl Traugott Gabriel. |
1822 | Es werden lackierte Teebretter, Zuckerdosen, Wachsstockbüchsen, Leuchter aus Zinn, Untersatztellerchen, Zinnfiguren *) (Soldaten, Hühnerhof, Jagd, Markt- und Jahrmarktszenen, Paradiesgarten, Stelzenläufer, Falkenreiter, Taubenhaus etc. etc.) angefertigt. |
1831 | Er erbaut in der Zittauer Straße 108 ein massives zweistöckiges Hinterhaus. |
1834 | Auf der Gewerbeausstellung in Dresden stellt er "acht Stück lakirte Kaffeebreter, fünf Stück dergl. Präsentirteller, vier Stück dergl. Rauchtabakdosen, zwei dergl. Obstkörbchen" und "sechs dergl. Leuchter" aus. |
1844 | Das Geschäft wird durch eine Steindruckerei erweitert; es werden Bilder von Herrnhut und Umgebung und geschäftliche Drucke wie Rechnungen, Quittungen etc. hergestellt und es wird auch mit Lithographien gehandelt. |
1845 | Auf der Sächsischen Gewerbe-Ausstellung in Dresden werden "vier Caffeebreter, 11 Präsentierteller, 20 Stück Brod- und Obstkörbe, 13 Paar Leuchter, ein Zuckerkasten und eine Wachsstockbüchse" ausgestellt. |
1846 |
Heinrich Immanuel Gregor stirbt am 3. Januar 1846. Der Sohn Heinrich Reinhold Gregor übernimmt das Geschäft. Zinnfiguren werden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr hergestellt. |
1847 | Das Haus- und Geschäftsgrundstück wird am 12. Juli 1847 auf die Witwe Ernestine Charlotte Gregor, geb. Möschler, gerichtlich eingetragen. |
1860 | Das Geschäft mit den handbemalten Blechwaren erlischt allmählich, da die mit mühsamer Handmalerei gefertigten Ansichten durch Photographien ersetzt werden. Heinrich Reinhold Gregor erlernt darum auch die Kunst der Photographie und betreibt diesen Geschäftsnebenzweig bis ca.1880. |
1861 | Nach dem Tode des Steinbildhauers Röhl werden von Heinrich Reinhold Gregor nun auch Grabsteine für den Hutberg-Gottesacker Herrnhut angefertigt. |
1863 | Haus- und Geschäftsgrundstück Zittauer Straße 108 geht am 9. September 1863 auf Heinrich Reinhold Gregor über. |
1897 | Christian Immanuel Gregor, der Sohn des Heinrich Reinhold Gregor, wird Eigentümer des Haus- und Geschäftsgrundstücks am 23. Februar 1897. |
1899 | Der Geschäftsladen wird vollständig umgebaut und mit vier großen Schaufenstern versehen. |
1925 | Am 23. März 1925 wird nach dem Tod von Christian Immanuel Gregor Haus und Geschäft Zittauer Straße 108 auf dessen Witwe Clara Gregor, geb. Lund eingetragen, die die Firma mit ihrem Sohn Friedrich Gregor weiter betreibt. Das Geschäft wird den Zeitverhältnissen angepaßt und der Umfang der Verkaufsartikel mit Porzellan, Steingut, Bilder-Einrahmungen, Tonwaren, Nippessachen etc. etc. erweitert. |
1945 | Die Geschäftsunterlagen und Einrichtungen der Firma werden durch Brand vernichtet. |
1973 | Friedrich Gregor, der letzte Inhaber, löst die Firma aus Altersgründen auf. |
*) Da Heinrich Immanuel Gregor kein Zinngießer war, wird angenommen, daß die Zinnfiguren in der Zinngießerei des Herrnhuter Brüderhauses gegossen und dann im Betrieb von Heinrich Immanül Gregor lackiert wurden. |
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Zinnfiguren: flach, verschiedene Größen: Soldaten, Jagden, Landleben, Markt, Paradies, Hühnerhöfe, Jahrmarktszenen, Stelzenläufer, Falkenreiter, Taubenhaus usw. |
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Figurenbeispiele: | |
Quellen: Verzeichniß der zu der dießjährigen Ausstellung eingesendeten Gewerbserzeugnisse, Dresden 1834 (Sächsische Landesbibliothek-Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) digital.slub-dresden.de/ppn327739509/41) Katalog der Sächsischen Gewerbe-Ausstellung in Dresden 1845 (Sächsische Landesbibliothek-Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) digital.slub-dresden.de/ppn334944902/5 und ppn334944902/101 Herrnhuter Wochenblatt aus der Brüdergemeinde, 61. Jahrgang, Herrnhut 1928, Nr. 25, Seite 234/235 Rudolf Spamer: Deutsche Volkskunst - Band Sachsen, Weimar 1943 Oberlausitzer Zeitung und Nachrichten Nr. 146 vom 25. Juni 1943 (SLUB Dresden) Ausstellungskatalog Weimar 1976 Ulf Leinweber: Die kleine Figur - Geschichte in Masse und Zinn, Staatliche Kunstsammlungen Kassel, 1985 Heinz Schenzle: Sigel-Bestimmungsbuch, Freunde der Plassenburg e. V. Kulmbach, 1987 Kurt Peukert: Lackarbeiten in Herrnhut, ca. 1990, Archiv der Brüder-Unität Herrnhut Krannich/Vogel: Sächsische Zinnminiaturen, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig-Stuttgart 1994 75 Jahre Deutsches Zinnfigurenmuseum "Die Plassenburg" Schriftenreihe für Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken. Herausgeber: Freunde der Plassenburg e. V. Kulmbach, Band 54, 2004 Ich danke Herrn Dr. Rüdiger Kröger (Archivleiter Unitätsarchiv Herrnhut) für umfassende Hinweise! |
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