Dor (Thor), Johann Michael - Heilbronn
   
  Die Namen entsprechen den Einträgen in den Kirchenbüchern!
   
1592 Hanß Reichart Dor [I] wird als Sohn des Hanß Dor aus Hannersreut [= Heinersreuth bei Bayreuth] geboren und am 12. Februar 1592 in der Stadtkirche Bayreuth getauft.
   
1618 Er erlernt das Handwerk des Kandengießers (Kandelgießer) [Zinngießer] und heiratet in Bayreuth die Barbara N. [das Kirchenbuch mit den Trauungseinträgen für das Jahr 1618 ist verschollen].
  Das Ehepaar hat die Kinder:
Catharina Torn (≈ 15. September 1619),
Friederich Dorn (≈ 24. August 1620; [] 18. Oktober 1620),
Heinrich Dorn (≈ 10. September 1621),
Johannes Dorn (≈ 29. Juni 1623),
Wolffgangus Dorn (≈ 1. August 1625),
Hanns Reichart Dorn [II] (≈ 15. Mai 1627),
Hannß Wolff Thor (≈ 21. April 1629),
Hannß Christoph Thor (≈ 24. April 1631; [] 4. Juni 1632),
Rochus Thor (≈ 3. März 1633) und
Hannß Georg Thor (≈ 6. August 1634; [] 29. Oktober 1640).
   
1626 Hanß Reichard Dor [I] wird Meister und später Hof- und Stadtkannengießer.
   
     Stadtzeichen                        Meisterzeichen
   
1639 Die Ehefrau Barbara N. wird am 26. Mai 1639 nach einer Fehlgeburt mit 39 Jahren begraben.
   
1640 Der Witwer heiratet am 7. Juli 1640 die Walburgis, Witwe des Metzgers Wolff Neidhart in Himmelcron [heute Himmelkron im Landkreis Kulmbach].
  Das Ehepaar hat die Kinder:
Roßina Dor (≈ 28. März 1641; [] 10. Juli 1720),
Johann Simon Dor (≈ 30. Juli 1642; [] 30. August 1644),
Brigitta Dor (≈ 18. Januar 1644),
Johannes Leonhard Dor (≈ 30. November 1645, Kannegießer, heiratet am 13. Mai 1674 die Margaretha N. ("diese beiden Personen haben sich wieder das 6te Geboth gröblich versündiget und einander geschwängert, welchse deswegen von ... zu Hauß copuliret worden") , stirbt mit 36 Jahren und wird am 18. Juni 1682 als Kannengießer begraben),
Conradt Dor (≈ 24. Mai 1647),
Johannes Christianus Dor (≈ 20. Januar 1649; [] 10. November 1650) und
Veit Conrad Dor (≈ 13. November 1650).
   
1658 Der 1627 geborene Hannß Reichardt Thor [II], angehender Bürger und Kannengießer heiratet am 9. November 1658 in der Stadtkirche Bayreuth die Dorothea Lippert (≈ 28. Oktober 1632), Tochter des Weißgerbers Michael Lippert.
  Das Ehepaar hat die Kinder:
Joseph Dor (≈ 18. Juli 1660, Zinngießer und Ratsherr, heiratet am 22. Juni 1691 die Anna Margaretha Schmidt ([] 17. Oktober 1695 mit 24 Jahren), Tochter des Tuchmachers Johann Schmidt und am 24. November 1696 Elisabetha Roßina Egelseeder, Tochter des Schlossers Ferdinand Egelseeder in Kulmbach, wird am 29. Dezember 1720 begraben),
Johann Reichard Dor [III] (≈ 16. August 1662, Zinngießer, Hannß Reichardt Dor bekommt am 20. August 1694 das Bürgerrecht in Creußen, heiratet dort im selben Jahr die Gertraud Catharina Matthis aus Hapsal [Haapsalu] in Estland, Johann Reichardt Dohr wird am 19. April 1707 in Bayreuth begraben),
Rebecka Dohr (≈ 25. Oktober 1664),
Agnes Sophia Dohr (≈ 2. Dezember 1667),
Caspar Dor (≈ 17. Februar 1670, Zinngießer, Caspar Thor heiratet am 12. Februar 1700 die Margaretha Barbara Wagner, Tochtger des Baders und Wundarztes Johann Wagner, wird am 27. November 1729 begraben) und
Sabina Dor (≈ 26. September 1672).
   
  "Joseph Dor und Caspar Dor beklagen sich am 15. Juni 1711 bei dem Markgrafen Georg Wilhelm über einige Italiener, die sich in St. Georgen am See aufhalten und Zinngießerarbeit in der Stadt Bayreuth und auf dem Lande verfertigen." (Hintze)
   
1661 Der Stadtkannengießer Johann Reichard Dor [I] stirbt mit 68 Jahren, 17 Wochen, 5 Tagen als wohlverdienter Bürger in großer Armut und wird auf Beschluß des Bürgermeisters und dem Rat der Stadt gratis begraben.
1680 Der 1650 geborene Veit Conrad Dor hat das Kannengießer-Handwerk erlernt und "versteht sich auch auf das Glocken- und Stückgießen und das Uhrmachen. Er arbeitet als Geselle in Augsburg und wird dort unschuldigerweise in das schwarze Buch eingeschrieben. Er erfährt dies erst auf seiner weiteren Wanderschaft in Venedig. Er muss nach Augsburg zurückkehren, wo über die Angelegenheit am 26. Juli 1680 ein Protokoll aufgenommen wird." (Hintze)
   
1682  Er heiratet am 31. Oktober 1682 in Weinsberg die Barbara Sophia Schmidt (≈ 29. Mai 1661 in Weinsberg), Tochter des Fürstlich Württembergischen Rittmeisters der Compagnie in Weinsberg Andreas Schmidt und dessen Ehefrau Anna Sodia, geb. Erhardt.
   
1683 Veit Conrad Thor erwirbt am 7. August 1683 das Bürgerrecht in Heilbronn und wird dort Vater der Kinder:
  Maria Sophia Thor (≈ 22. Oktober 1683),
Maria Magdalena Thor (≈ 19. Februar 1685; [] 17. Juli 1729),
Johann Friederich Thor (≈ 30. Juli 1686),
Johann Dieterich Thor (≈ 13. August 1688; [] 26. August 1689),
Georg Friederich Thor (≈ 21. September 1690; [] 29. Juli 1694),
Johannes Michael Thor (≈ 18. April 1693; [] 19. Februar 1695),
Johann Michael Thor (≈ 27. Januar 1696),
Catharina Margaretha Thor (≈ 21. März 1698; [] 18. Mai 1698),
Catharina Margaretha Thor (≈ 30. Oktober 1699; [] 1. August 1735) und
Eva Sophia Thor (≈ 11. Mai 1703; [] 11. Februar 1723).
   
1688 Johann Reichard Dohr [II], Kannengießer und Fähnrich des Landausschusses, stirbt mit 61 Jahren, 12 Wochen und wird am 19. August 1688 begraben.
   
  Walburgis Dor, die Witwe des Johann Reichard Dor [I] stirbt mit 76 Jahren, 10 Wochen, 5 Tagen und wird am 27. Dezember 1688 begraben.
   
1690/1694 Veit Conrad Thor "gießt 1690 die kleinere Glocke auf dem Götzenturm in Heilbronn und 1694 die in der Kirche von Bonfeld als Ersatz für die 1693 von den Franzosen weggeschleppte." (Hintze)
   
1691 Er fertigt für Johann Martin Kaller d. Ä., als dieser Meister wird, entgegen den Vorschriften zwei Stempel.
   
1693 Der 1696 [nicht 1693] geborene Johann Michael Thor lernt bei seinem Vater das Zinngießerhandwerk.
   
1700 Veit Conrad Thor "bittet mit Hans Michael Moser, Johann Gräffe und Johann Martin Kaller d. Ä. sub praes. 22. Juli 1700 den Rat, die Zeichenpunzen selbst in Verwahrung nehmen zu dürfen, wie es dem jüngsten Meister Johann Friedrich Weiß bereits gestattet worden ist." (Hintze)
   
1706 Veit Conrad Thor "wird wegen eines Zinnkaufs vernommen" (Hintze)
   
1711 Johann Michael Thor ist nun Geselle und geht 14 Jahre in die Fremde.
   
1716 Der Zinn- und Glockengießer Veit Conrad Dohr wird am 26. Januar 1716 begraben.
   
1725 Johann Michael Dor wird Meister und heiratet am 15. Mai 1725 in Heilbronn die Maria Salome Strudel (≈ 15. Dezember 1703), Tochter des Ratsdieners und Leinenwebers Johann Georg Strudel und dessen Ehefrau Barbara, geb. Wunder.
  Das Ehepaar hat die Kinder:
Georg Josias Dor (≈ 4. Dezember 1725),
Maria Elisabetha Dor (* 18. Oktober 1727; [] 11. August 1729 - Maria Elisabetha Thor),
Josias Daniel Dor (* 5. März 1730; [] 25. Juli 1731 - Josias Daniel Thor),
Josias Christian Thor (* 2. September 1732, erlernt bei seinem Vater das Zinngießerhandwerk, stirbt mit 18 Jahren am 28. Januar 1751, wird am 30. Januar 1751 begraben - Josias Christian Dor),
Justina Barbara Dor (* 1. November 1734) und
Margaretha Salome Thor (≈ 27. Oktober 1737)
   
1733 Johann Michael Dor bittet am 18. September 1733 zusammen mit den Zinngießern Georg Joseph Heischmann, Johann Jacob Kaller, Frantz Anton Heischmann und den Rotgießer Johann Daniel Rohr den Magistrat, dass ihre Kapitalien und übrigen Effekten von der Gesellschaft der Wagner und Schmiede abgesondert werden, nachdem sie sich bereits von andert´halb Jahren von dem großen Handwerk der Wagner und Schmiede getrennt haben.
   
1749 Maria Salome Dor, geb. Strudel stirbt am 1. November 1749 und wird am 4. November 1749 begraben.
   
1750 Über Johann Michael Dor "beklagt sich am 23. Juli 1750 der Glockengießer Johann Neuhäußer wegen Beeinträchtigung der Nahrung" (Hintze)
   
1751 Der Witwer Johann Michael Dor heiratet am 5. Oktober 1751 die Magdalena Catharina Reichard, Tochter des Gerichts-Manns Jacob Reichard zu Rögen (Coburg).
   
1756 Johann Michael Dor stirbt am 13. August 1756 und wird am 15. August 1756 begraben.
 

Nach seinem "Tode schreibt der Ludwigsburger Zinngießer Johann Joseph Tambornino nach Heilbronn, er habe dem Dor vor über einem Jahre einen Einstecker aus Messing zu Maßkanten nebst zwei Stück Zinn zum Reparieren gegeben." (Hintze)

   
  Nicht nachvollziehbar ist ein Kirchenbucheintrag im Totenregister Heilbronn: "[] 30. Oktober 1724 Veit Conrad Thors, Kandengießers und Glockengießers ... hinderlaßene uxor, Margretha, alt 60 Jahr 5 Monat und 9 Tag."
Als Geburtsdatum ergibt sich ungefähr der 30. Mai 1664. Die am 31. Oktober 1682 geheiratete Ehefrau des Veit Conrad Thor, Barbara Sophia, geb. Schmidt (≈ 29. Mai 1661 in Weinsberg), müßte demnach nach dem letzten Kind Eva Sophia Thor (≈ 11. Mai 1703; [] 11. Februar 1723) gestorben sein und der Witwer eine zweite Ehe mit eben dieser Margretha geschlossen haben. Es ist weder ein Registereintrag der Bestattung Barbara Sophia Thor noch ein Trauungs- und Bestattungseintrag der Margretha zu finden.
   
   
  Zinnfiguren:
Es besteht die Möglichkeit, dass Zinnfiguren mit dem Sigel THB [
THOR HEILBRONN] im Zeitraum von 1740 bis 1755 von Johann Michael Dor (Thor) geschaffen wurden; dies ist derzeit allerdings noch eine Vermutung:
   
           
  Tambour mit THB-Sigel (Buchstaben H und B verbunden, wie auf Heilbronner Meistermarken) auf dem Weg aus der Sammlung Paul Monod
   
 
   
      
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
  Sammlung und Fotos Paul Monod
   
   
 
   
 
  Augenhöhe 49 mm
   
     THB-Sigel (getrennte Buchstaben) auf dem Weg
  Sammlung und Fotos Terry Westlake
   
   
  Paul Monod schreibt dazu:
"Wenn sie zeitgenössisch sind, was sie nach meiner Meinung sein müssen, stammen diese Soldaten absolut sicher aus den Jahren 1740 bis 1786 und wahrscheinlich 1750 bis 1765.
Zu den Figuren gehören Musketiere, Grenadiere und Füsiliere, alle in exakten preußischen Uniformen, mit Fahnen, die den preußischen Adler zeigen.
Vor 1740 gab es in der preußischen Armee keine Füsiliere. Andere deutsche Armeen (Baden, Hessen-Kassel) kopierten Füsiliermützen von den Preußen, daher können diese Figuren zweifellos nicht vor 1740 datierte werden.
Der Adler ist genau richtig für das Fahnenmuster von 1740-50, aber dieses Muster wurde noch bis weit in die 1760er Jahre auf Mützen, Trommeln und Abzeichen verwendet.
Die meisten anderen preußischen Uniformdetails blieben von 1740 bis 1786 gleich, aber um 1750 wurden die Mäntel gekürzt und die Rockschöße schmaler. Bei diesen Figuren sind die Mäntel eher kurz und die Rockschöße schmal, daher haben sie das Aussehen der 1750er Jahre.
Bei Musketieren wurden die Seiten des Dreispitz in den 1750er und 1760er Jahren aufrechter. Unter diesen Figuren tragen Trommler (mit Initialen THB) und Pfeifer etwas breitere Dreispitzhüte (also vor 1750), die Soldaten aufrechtere Hüte (also nach 1750). Allerdings ist die Form des Hutes sehr schwer zu beurteilen. Möglicherweise gehören Trommler und Pfeifer zu einer älteren Gruppe von Figuren, die anderen Musketiere zu einer jüngeren. Wenn sie alle zum selben Zeitpunkt entstanden wären, würde ich 1750 bis 1765 vorschlagen, die Epoche des Siebenjährigen Krieges.
Die Figuren von Terry Westlake sind Grenadiere und möglicherweise später als meine Gruppe, da sich die preußische Grenadiermütze von 1750 bis 1786 nicht geändert hat. Die Initialen unterscheiden sich jedoch von denen meiner Soldaten, und ich vermute, dass sie zu einer andren Gruppe desselben Herstellers gehören.
Wenn Johann Michael Dor oder Thor auch die T-Marke seines Vaters Veit Conrad Thor benutzte, mit HB für Heilbronn, dann glaube ich, er war der wahrscheinliche Hersteller dieser Figuren. Da Johann Michael Dor oder Thor im August 1756 gestorben ist, müssen diese Figuren aus der Zeit um 1750 bis 1756 stammen, was sehr plausibel wäre.
Da Heilbronn eine evangelische Freistadt ist, war es legal, dort preußische Soldaten zu rekrutieren. Der Widerstand des Herzogs von Württemberg gegen Friedrich II. von Preußen hätte Heilbronn nicht berührt. So konnte Johann Michael Dor oder Thor preußische Uniformen und Fahnen in den Straßen seiner Stadt sehen.
   
   
  Quellen:
Erwin Hintze: Die Deutschen Zinngießer und ihre Marken Band V (Süddeutsche Zinngießer) Teil I: Aalen / Kronach, Leipzig, K. W. Hiersemann, 1921 - 1931
Karl Sitzmann: Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken, Kulmbach 1983
Joachim Kröll: Geschichte von Creussen, 2003
Anneliese Uckele: Ortsfamilienbuch Heinersreuth 1559-1900, Nürnberg 2008
Archion: Kirchenbücher Bayreuth/Stadtkirche, Weinsberg, Heilbronn
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Ich danke sehr herzlich Christine Bartholomäus M.A. vom Stadtarchiv Bayreuth für hilfreiche - kostenlose - Hinweise!
Herzlichen Dank an Paul Monod und Terry Westlake für die Fotos; Paul Monod auch für den Kommentar!
   
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