Carette, Georges - Nürnberg
   
1862 Louis Henri Georges Carette wird am 15. Juli 1862 in Paris geboren als Sohn des Mechanikers Théophile Charles Carette und dessen aus Diespeck in Mittelfranken stammende Frau Babette, geb. Engelschein.
   
1886

Am 10. April 1886 wird die Nürnberger Spielwaaren-Industriegesellschaft Georges Carette & Co. in das Gesellschaftsregister des Amtsgerichtes Nürnberg eingetragen.

Teilhaber in offener Handelsgesellschaft seit dem 3. März sind der Großhändler Ignaz Bing, der Kaufmann Adolf Bing und der französische Kaufmann Georges Carette (, sämtliche in Nürnberg.

Jeder Gesellschafter ist zur Vertretung und Zeichnung der Firma berechtigt.

Die Firma arbeitet ausschließlich als Zulieferer für die Gebrüder Bing.

   
     Fabrikmarke Freiheitsstatue auf Lokkesselfront GC&Co (Foto Jürgen Donath)
   
     Fabrik-Marke - Trade Mark - Marque de Fabrique GC&Co (Foto Jürgen Donath)
   
1888 (Ludwig Heinrich Georg) George Carette heiratet am 10. April 1888 (bürgerliche Eheschließung sowie kirchliche Trauung im Hause Maxplatz 28 durch den Geistlichen Hans Lotholz) die  Margarete Pauline (Margeruite Pauline) Lederer, Tochter des Brauereibesitzers Johann Lederer und dessen Ehefrau Anna Johanna Elisabetha, geb. Bernreuther.
Das Ehepaar hat die Kinder Karoline Kunigunde Carette (* 8. Juni 1889), Sigmund (Sigismond) Charles Jeannot Carette (* 10. August 1890) und Georges Theophilus (Théophile) Carette (* 27. Februar 1892).
   
     Fabrikgebäude 1892 an der Schillerstraße 5
   
1893

Man beteiligt sich auf der Columbischen Weltausstellung in Chicago ("Fabrik von optischen, mechanischen und physikalischen Waaren. Spezialitäten: Laterna magica, Scioptikons, Modelldampfmaschinen, elektrische Lehrmittel, Stereoskopen, Pantoskopen, Graphoskopen, photogr. Apparate, Lesegläser - Die Fabrik verarbeitet Glas, Holz und Metall, beschäftigt 200 Arbeiter, exportirt nur eigene Fabrikate nach allen Ländern und besteht seit 1886.")

 

Im amtlichen Bericht steht: "Daß sich unter der Bezeichnung Nürnberger Tand auch manches werthvolle Erzeugniß verbirgt, das schon mehr Anspruch auf die Bezeichnung eines physikalischen Apparates machen kann, zeigte die Spielwaarenausstellung von Georges Carette & Co., Nürnberg. In den drei großen Schränken dieser Firma waren jene mechanischen Modellspielwaaren zur Schau gestellt, welche in immer größerer technischer Vollendung seit den letzten Jahrzehnten in Nürnberg gebaut werden. Kleine Modelldampfmaschinen zeigten uns die Entwicklung und Wirkungsweise des Dampfes. Dabei sind sie, um alle Gefahr zu vermeiden, mit den nöthigen Armaturen wie Wasserstandsglas und Sicherheitsventil ausgerüstet. Lokomotiven aller Art können durch Spiritusflammen in Bewegung gesetzt werden. Dynamomaschinen, Elektromotoren, elektrische Eisenbahnen, Wasserzersetzungsapparate und Experimentirkästen führen den Geist des Knaben in die Welt der Elektrotechnik ein. Schrauben- und Raddampfer mit Takelage und Bemannung stellten eine ganze Handels- und Kriegsflotte vor. Zauberlaternen, Skioptikons und sonstige optische Spielwaaren waren von dieser Firma in reicher Auswahl und bester Ausführung zur Weltausstellung gesandt worden."

Von der Ausstellung einer elektrischen Spielzeug-Straßenbahn als erster Aussteller überhaupt ist nichts vermerkt!

   
1895

Die Gesellschaft hat sich durch den Austritt der Teilhaber Ignaz Bing und Adolf Bing per 1. März 1895 aufgelöst.

Das Geschäft ist mit allen Aktiven auf den Teilhaber Georges Carette übergegangen.

Passiven sind nicht vorhanden. Die bisherige Firma wird unter Weglassung des Zusatzes weitergeführt.

Vom 25. März 1895 an heißt die Firma Georges Carette & Co., Nürnberg, und ist in das Firmenregister des Amtsgerichtes Nürnberg eingetragen.

Inhaber ist der Kaufmann Georges Carette in Nürnberg.

 

Georges Carette spezialisiert sich auf die Anwendung der Chromolithographie bei dem Bedrucken von Blech. Er stellt Dampfspielzeug, Eisenbahnen mit Zubehör in den Spurweiten 0, I, II und III, elektrische Straßenbahnen, Schiffe, Autos usw. her.

   
     Fabrikmarke mit Fliehkraftregler
   
1896

Per 4. August 1896 ist Leonhard Lang, Kaufmann in Nürnberg, Prokurist.

Das Geschäft wird seit 28. September 1896 in offener Gesellschaft unter unveränderter Firma weitergeführt und in das Gesellschafts-Register des Amtsgerichtes Nürnberg eingetragen.

Gleichberechtigte Teilhaber sind die Kaufleute Georges Carette und Paul Josephthal in Nürnberg, Prokurist ist weiterhin der Kaufmann Leonhard Lang in Nürnberg.

   
     Anzeige im Adressbuch Fürth 1896
   
     Fabrikmarke 1902 als Schiebebild mit Fliehkraftregler G.C.&Co. (Foto Jürgen Donath)
   
     
   Fabrikmarke 1902 bis ca. 1905       Foto Jürgen Donath  
     
    
Fabrikmarke 1904 ohne "&" (Foto Jürgen Donath)
 
     
     Firmenzeichen ab ca. 1905        Foto Jürgen Donath
     
 

Auf der Bayerischen Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Nürnberg wird der Firma eine Silberne Medaille "für hübsche Ausführung optisch und mechanischer Spielwaren und Modell-Dampfschiffe" verliehen.

   
     Silberne Staats-Medaille 1896
   
     Anzeige im Adressbuch Fürth 1899
   
1903

Die Deutsche Zinngießer-Zeitung meldet in der Nr. 4 vom 28. Januar 1903: "Das Lagergebäude der Fabrik mechanischer Spielwaren von Carette u. Co., wurde durch Feuer vollständig zerstört und sämmtliche Vorräte durch Feuer vernichtet. Das Maschinenhaus und das eigentliche Fabrikgebäude konnten gerettet werden."

   
1904

Geschäftsbeziehungen mit der Firma Bassett-Lowke Ltd. in Northampton werden aufgenommen; Georges Carette wird Zulieferer von Lokomotiven und Wagen nach englischem Vorbild.

   
    
  Fabrikkomplex an der Koberger-/Schillerstraße ca. 1910
   
1910 Am 25. Mai 1910  gründet sich das "Kartell Bayerischer Automobil-Clubs (e.V.)". Vorstand ist der Französische Handelsrat Georges Carette.
   
   
   
  Aus dem Katalog von ca. 1910 
   
     Fabrikmarke 1911 mit Fliehkraftregler (Foto Jürgen Donath)
   
1914  Am 27. August 1914 wird dem Gesellschafter und Fabrikbesitzer Georges Carette, der nach wie vor die französische Staatsbürgerschaft hat, im Wege der einstweiligen Verfügung bis zur rechtskräftigen Entscheidung in der Hauptsache das Recht zur Geschäftsführung und Vertretung der Firma entzogen.
Er emigriert mit seiner Frau und den beiden Söhnen nach Frankreich und wird dort zum Kriegsdienst einberufen. Die Tochter Kunigunde Carette bleibt in Nürnberg.
 
   
1917 

Gemäß Bundesratsverordnung vom 26. November 1914 wird das gesamte im Inlande befindliche Vermögen der Kaufmanns- und Fabrikbesitzersehegatten Georges Carette und Margarete Pauline Carette per 12. Oktober 1917 zwangsweise unter Verwaltung gestellt und der Bankdirektor Friedrich Pergher in Nürnberg als Verwalter bestellt. Ferner wird auf Grund der Bundesratsverordnung vom 31. Juli 1916 die Liquidation des gesamten im Inlande befindlichen Vermögens der Ehegatten

Carette, insbesondere der Beteiligung an der offenen Handelsgesellschaft Georges Carette & Co. in Nürnberg angeordnet und zum Liquidator der bisherige Verwalter Friedrich Pergher ernannt.

   
1918 

Ab dem 19. Februar 1918 führt die Firma den Zusatz "in Liquidation".

Die Gesellschaft hat sich aufgelöst und ist in Liquidation getreten. Liquidatoren sind der Kaufmann Georg Soldan und der Bankdirektor Friedrich Pergher, beide in Nürnberg.

Jeder Liquidator ist allein zur Vertretung berechtigt. Die Prokura dess Leonhard Lang ist erloschen.

   
1921  Am 14. Dezember 1921 wird eingetragen: Der Liquidator Georg Soldan wohnt in Fürth. 
   
1936  Per 21. Oktober 1936 ist die Liquidation beendet, die Firma ist erloschen. 
   
1940 Margarethe Pauline Carette stirbt am 23. Dezember 1940 in Chantilly.
   
1948    Théophile und Jeannot Carette Mai 1948 in Northampton (Bassett-Lowke)
   
1954 Georges Carette stirbt am 6. Februar 1954 in Chantilly.
   
     Patente Georges Carette & Co.
 

Zinnfiguren:

Schiffs- und Eisenbahnfiguren von Georg Spenkuch 

 
 

Quellen:

Adressbuch Fürth online

Gesellschafts- und Firmenregister des Amtsgerichts Nürnberg

Website depatisnet

Columbische Weltausstellung in Chicago - Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches 1893

Columbische Weltausstellung in Chicago 1893, Amtlicher Bericht Band 2

Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung Nürnberg 1896, Verzeichnis der prämiierten Aussteller nebst Mitteilungen über das Preisgericht, veröffentlicht am 20.8.1896, Verlag Bayer. Gewerbemuseum 1896

Deutsche Zinngießer-Zeitung Nr. 4 vom 28. Januar 1903 ( www.ub.uni-koeln.de)

Allgemeine Automobil-Zeitung, Band 14, Teile 1-2, Seite 37 (Google books)

Gustav Reder: Mit Uhrwerk, Dampf und Strom, Alba Buchverlag, Düsseldorf 1969 

Kurt Harrer: Lexikon Blech-Spielzeug, Alba Buchverlag 1982

Roland Fuller: The Basset-Lowke-Story, New Cavendish Books , 1984 

P. Ertel, A. Körner, K. D. Wittmann: Blechspielzeug, Gondrom-Verlag Bindlach 1994

Website sammeln-sammler

  Ich danke Herrn Gerhard Jochem sehr herzlich für den Hinweis auf den Lebenslauf von Paul Josephthal (rijo - siehe Links!)
Ich danke Jürgen Donath sehr herzlich für die Fotos der verschiedenen Fabrikmarken!
  Archion: Kirchenbücher St. Sebald, St. Jakob, St. Johannis
   
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Handelsregisterauszug Amtsgericht Nürnberg € 30,00
Archion € 3,00 (anteilig)
   
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